Archivar 2/2013 (3 MByte) - Archive in NRW
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EDITORIAL<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser, liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen,<br />
das vorliegende Heft beschäftigt sich im Schwerpunkt mit strategischen Überlegungen zum archivischen Wissensmanagement. Das ist<br />
e<strong>in</strong> großes Thema mit vielen und gerade <strong>in</strong> den letzten Jahren vielen neu h<strong>in</strong>zugekommenen Facetten. Die „digitale Wende“ hat das<br />
Umfeld der <strong>Archive</strong> grundlegend verändert. In den Verwaltungen (und ke<strong>in</strong>esfalls nur <strong>in</strong> den großen staatlichen oder kommunalen<br />
Behörden) entstehen mittlerweile massenhaft elektronische Daten; dabei handelt es sich nicht nur um e<strong>in</strong> umfangreiches, sondern<br />
auch um e<strong>in</strong> höchst heterogenes Material, das es langfristig zu sichern gilt. Daneben wird von den <strong>Archive</strong>n erwartet, dass sie auch das<br />
ursprünglich analoge Archivgut zunehmend <strong>in</strong> digitale Formen überführen und nach Möglichkeit über die unterschiedlichen Kanäle<br />
des Internets auch bereitstellen. Wie diese doppelte Herausforderung der Sicherung und Distribution von Archivgut <strong>in</strong> digitaler Form<br />
bewältigt werden kann, ist Gegenstand strategischer Überlegungen. Robert Kretzschmar geht im vorliegenden Heft von den Empfehlungen<br />
des Wissenschaftsrates zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informations<strong>in</strong>frastrukturen <strong>in</strong> Deutschland bis 2020 aus. Er<br />
macht deutlich, dass die Anforderungen der Wissenschaft an die <strong>Archive</strong> nur Teil e<strong>in</strong>er umfassenderen gesellschaftlichen „Anspruchslage“<br />
s<strong>in</strong>d. Der Blick ist über die Wissenschaft h<strong>in</strong>aus auf alle Kundenkreise des Archivs zu richten und er darf neben der digitalen und<br />
digitalisierten Überlieferung auch die Aufwände zur Sicherung und Erhaltung des analogen Archivguts nicht ausblenden. Kretzschmar<br />
skizziert die fachliche Dimension der Aufgabe und macht deutlich, dass ihre F<strong>in</strong>anzierung nicht alle<strong>in</strong> über projektbezogene Fördermittel<br />
erfolgen kann, sondern zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>er stabilen Grundf<strong>in</strong>anzierung bedarf. Während Kretzschmar bei der Rolle der Wissenschaft<br />
als Kund<strong>in</strong> des Archivs ansetzt, widmet sich Klaus Nippert der Wissenschaft als Produzent<strong>in</strong> von Information. Gerade die Wissenschaft<br />
erstellt (und nutzt natürlich auch) <strong>in</strong> ihrer überregionalen Vernetzung vielfältiges und umfangreiches Datenmaterial. Gespeichert wird<br />
dieses Datenmaterial für gewöhnlich <strong>in</strong> Rechenzentren, die aber ke<strong>in</strong>esfalls automatisch auch als digitale Langzeitarchive ausgelegt s<strong>in</strong>d.<br />
Hier zeichnet sich e<strong>in</strong> neues und großes Aufgabengebiet <strong>in</strong>sbesondere für die Hochschularchive ab. Die aber s<strong>in</strong>d typischerweise mit<br />
„den traditionellen Archivaufgaben völlig ausgelastet“. Das Feld der strategischen Herausforderungen kann also nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Praxis der<br />
kle<strong>in</strong>en Schritte und <strong>in</strong> Kooperationen durchmessen werden – e<strong>in</strong> Befund, der so oder ähnlich sicher für viele Archivsparten zutrifft.<br />
Neben den beiden Aufsätzen begegnet das Thema „Wissensmanagement“ auch <strong>in</strong> der Rubrik „Archivtheorie und Praxis“ und <strong>in</strong> den<br />
Mitteilungen des Landesarchivs <strong>NRW</strong>. Zwei Beiträge knüpfen sehr konkret an die archivische Praxis an und haben den Charakter von<br />
Handreichungen: Irmgard Mummenthey stellt die Anforderungen an die ordnungsgemäße Aktenführung vor, die das Staatsarchiv Hamburg<br />
für se<strong>in</strong>e Behörden formuliert hat; sie zeigt, welche Vorkehrungen im adm<strong>in</strong>istrativen Vorfeld getroffen werden müssen, damit Aufzeichnungen<br />
(analoge oder digitale)vollständig, geordnet und sicher<strong>in</strong> die <strong>Archive</strong> übernommen werden können. Der andere Beitrag von<br />
Johannes Kistenich geht auf die im Landesarchiv <strong>NRW</strong> entwickelten Werkzeuge für Digitalisierungsprojekte e<strong>in</strong> und erläutert erprobte<br />
Workflows und Standards sowohl für <strong>in</strong>terne als auch externe Digitalisierungsvorhaben; er schlägt damit die Brücke zu den <strong>in</strong>ternen<br />
fachlichen Voraussetzungen, die <strong>in</strong> den <strong>Archive</strong>n erfüllt se<strong>in</strong> müssen, damit Informationen für die Nutzer<strong>in</strong>nen und Nutzer digital zugänglich<br />
gemacht werden können.Wir hoffen, dass Ihnen die beiden Beiträge konkret nachnutzbare Informationen vermitteln. Daneben<br />
und ergänzend zum Themenschwerpunkt bietet das Heft wie immer Artikel und diesmal <strong>in</strong> etwas größerer Zahl auch Rezensionen zu<br />
unterschiedlichen aktuellen Themen des Archivwesens. Wir wünschen Ihnen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Lektüre.<br />
Herzlichst, Andreas Pilger, Michael Diefenbacher,<br />
Clemens Rehm, Wilfried Re<strong>in</strong><strong>in</strong>ghaus, Ulrich Soénius und Mart<strong>in</strong>a Wiech<br />
<strong>Archivar</strong> 66. Jahrgang Heft 02 Mai <strong>2013</strong>