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Archivar 2/2013 (3 MByte) - Archive in NRW

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169<br />

Anforderungen an die ordnungsgemäße<br />

AKTENführung<br />

E<strong>in</strong>e Handreichung des Staatsarchivs<br />

der Freien und hANsestadt<br />

Hamburg für die Führungskräfte<br />

<strong>in</strong> der Verwaltung<br />

Im Jahre 2007 beschrieb e<strong>in</strong> Beitrag <strong>in</strong> „Der <strong>Archivar</strong>“ die Vorbereitung,<br />

Durchführung und Nachbereitung e<strong>in</strong>er Behördenumfrage<br />

zum Stand der Schriftgutverwaltung <strong>in</strong> der hamburgischen<br />

Verwaltung. 1 Seit dieser Behördenumfrage hat das Staatsarchiv<br />

die Beratung der Behörden <strong>in</strong>tensiviert und <strong>in</strong>zwischen auch<br />

grundsätzliche Überlegungen zu e<strong>in</strong>em tragfähigen Records<br />

Management e<strong>in</strong>gebracht. 2<br />

Der geme<strong>in</strong>same Nenner von Behörden und Staatsarchiv ist die<br />

aus Artikel 20 Absatz 3 des Grundgesetzes hergeleitete Sicherung<br />

von Transparenz und Nachvollziehbarkeit staatlichen Handelns.<br />

Registraturgut übernimmt diese Aufgabe <strong>in</strong> Hamburg für e<strong>in</strong>en<br />

Zeitraum von <strong>in</strong> der Regel bis zu 30 Jahren, das daraus erwachsene<br />

Archivgut auf ewig. Entspricht das Registraturgut nicht<br />

den rechtsstaatlichen Anforderungen, so wird dieser Makel bei<br />

der Umwidmung zu Archivgut nicht geheilt. Und soweit sich<br />

e<strong>in</strong> Geschehen gar nicht <strong>in</strong> Akten abbildet, ist es <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise<br />

verlässlich nachvollziehbar. 3 Ke<strong>in</strong>e Akte, ke<strong>in</strong> Archivgut. Den vornehmlich<br />

auf die Aussonderung gerichteten und zudem sprachlich<br />

Distanz ausdrückenden Begriff der „Vorfeldarbeit“ nutzt das<br />

Staatsarchiv nicht. Angesichts ihrer Tiefe und Wirkung wird die<br />

Beratung als Querschnittsaufgabe verstanden, die aus der Mitte<br />

der Verwaltung heraus für die Verwaltung wahrgenommen wird. 4<br />

Die hier abgedruckte Handreichung ist e<strong>in</strong>e Form der Beratung<br />

und richtet sich an die Führungskräfte auf allen Ebenen <strong>in</strong> der<br />

hamburgischen Verwaltung. Diese s<strong>in</strong>d letztlich für die Qualität<br />

der Aktenführung <strong>in</strong> ihren Bereichen verantwortlich, auch <strong>in</strong>dem<br />

sie ihren Mitarbeitenden bei zunehmender Aufgabenverdichtung<br />

die Zeit verschaffen, die Geschehnisse <strong>in</strong> Akten abzubilden.<br />

Die Handreichung wurde im so genannten „FHHportal“, e<strong>in</strong>er<br />

verwaltungs<strong>in</strong>ternen Sharepo<strong>in</strong>t-Anwendung, platziert und der<br />

L<strong>in</strong>k den Leitungen der Organisationsabteilungen zur Weitergabe<br />

<strong>in</strong> ihren Behörden übermittelt. Zeitgleich erhielten die behördlichen<br />

Innenrevisionen, die Registraturen sowie Multiplikatoren<br />

(z. B. Ausbildungsleitungen) ebenfalls e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf die<br />

Handreichung. Dass die verschiedenen Empfängerkreise erreicht<br />

wurden, zeigen die <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>gegangenen Anrufe und Mails<br />

aus den Behörden. Insofern konnte auf diese Weise auch der Kontakt<br />

zwischen Staatsarchiv und Behörden gestärkt werden.<br />

Die Handreichung umfasst acht Seiten, wobei nach Abzug von<br />

Deckblatt und Quellenangaben fünf Seiten Text übrig bleiben. Sie<br />

stellt die Verschriftlichung e<strong>in</strong>es Vortrages dar, den die Verfasser<strong>in</strong><br />

vor Ort <strong>in</strong> den Behörden anbietet. Auch der Vortrag ist auf die<br />

zeitlichen Belange <strong>in</strong>sbesondere höherer Führungskräfte ausgerichtet<br />

und überschreitet <strong>in</strong> der Regel 40 M<strong>in</strong>uten nicht.<br />

Sowohl der Vortrag als auch die Handreichung gehen auf diejenigen<br />

Fragen e<strong>in</strong>, welche <strong>in</strong> der Verwaltungspraxis am meisten<br />

„drücken“: Was ist angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>e Akte und wann ist sie vollständig? Wie ist mit SMS<br />

umzugehen? Dabei werden diese Fragen nicht immer e<strong>in</strong>deutig<br />

beantwortet, sondern es werden Wege zu ihrer bereichsspezifischen<br />

Klärung aufgezeigt.<br />

In der behördenübergreifenden Beratungstätigkeit konzentriert<br />

sich das Staatsarchiv <strong>in</strong>zwischen auf die Führungskräfte. Ohne<br />

ihre Mitwirkung werden die verkrusteten Strukturen, die für den<br />

Qualitätsabfall im Umgang mit Akten verantwortlich s<strong>in</strong>d, nicht<br />

aufzubrechen se<strong>in</strong>. Kommen beispielsweise Registraturkräfte aus<br />

e<strong>in</strong>er Fortbildungsveranstaltung, so benötigen sie „transferförderliche<br />

(…) Rahmenbed<strong>in</strong>gungen“ 5 , da sie anderenfalls bei der<br />

Umsetzung ihres neuen Wissens auf Widerstand stoßen werden.<br />

Die Akte ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Handreichung als organisatorisch-rechtliches<br />

Konzept, als e<strong>in</strong>e Verknüpfung von Aufzeichnungen. Dies<br />

ist e<strong>in</strong> neuer Kernbegriff, der nicht mehr beliebig austauschbar<br />

ist, weil auch er e<strong>in</strong> Konzept repräsentiert. Je mehr für die Führungskräfte<br />

die konzeptionelle Dimension des Themas erkennbar<br />

wird, desto eher s<strong>in</strong>d sie erfahrungsgemäß bereit, ihrer Verantwortung<br />

gerecht zu werden.<br />

Irmgard Mummenthey, Hamburg<br />

1 Julia Brüdegam, Hendrik Eder und Irmgard Mummenthey: Die gefühlte<br />

Misere <strong>in</strong> greifbaren Zahlen: Schriftgutverwaltung <strong>in</strong> der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg. Ausgangssituation – Standards – Perspektiven. In: Der<br />

<strong>Archivar</strong> 60 (2007) H. 1, S. 29-33.<br />

2 Irmgard Mummenthey, Überlegungen zu Records Management <strong>in</strong> der hamburgischen<br />

Verwaltung, <strong>in</strong>: Standards und Normen im Alltag der <strong>Archive</strong>.<br />

44. Rhe<strong>in</strong>ischer Archivtag, 10.-11. Juni 2010 <strong>in</strong> Bonn-Bad Godesberg (Archivhefte<br />

41) Bonn 2011, S. 30-35. Die Impulse gaben vor allem die Veröffentlichungen<br />

von Marc Schaffroth und Peter Toebak.<br />

3 Vgl. dazu Udo Schäfer: Quod non est <strong>in</strong> actis, non est <strong>in</strong> mundo. Zur Funktion<br />

öffentlicher <strong>Archive</strong> im demokratischen Rechtsstaat. In: Alles was Recht<br />

ist. Archivische Fragen – juristische Antworten. 81. Deutscher Archivtag <strong>in</strong><br />

Bremen (Tagungsdokumentation zum Deutschen Archivtag, Band 16), S. 58-<br />

78, hier <strong>in</strong>sbes. S. 71-74.<br />

4 Vgl. ebd., S. 74-77.<br />

5 Reg<strong>in</strong>e Kuglstatter: Multiplikatoren – Mogelpackung oder Wunderwaffe?<br />

Was das Multiplikatorenpr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> der betrieblichen Bildung tatsächlich<br />

leisten kann, Hamburg 2012, S. 9.<br />

<strong>Archivar</strong> 66. Jahrgang Heft 02 Mai <strong>2013</strong>

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