Rechtsextremismus in Deutschland
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argumente · rechtsextremismus <strong>in</strong> deutschland<br />
Das Rechtsaußen-Spektrum<br />
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Die politische Szene am rechten Rand ist breit gefächert, unübersichtlich und zersplittert.<br />
NPD als parlamentarischer Arm<br />
14 Mandate <strong>in</strong> zwei Landtagen, zwischen 300 und 400 Vertreter <strong>in</strong> Stadt- und Kreisparlamenten, knapp<br />
6000 Mitglieder, jährliche E<strong>in</strong>nahmen der Partei <strong>in</strong> Höhe von 3 Millionen Euro, dazu e<strong>in</strong>e siebenstellige<br />
Summe für die beiden Fraktionen <strong>in</strong> Dresden und Schwer<strong>in</strong>: Die NPD ist die führende Kraft im parteipolitischen<br />
Spektrum des deutschen <strong>Rechtsextremismus</strong>. Andere Rechtsaußen-Parteien, die zeitweise<br />
erfolgreicher waren, hat die NPD, abgesehen von regionalen Ausnahmefällen, längst abgehängt. Ende 2010<br />
ist sie mit der „Deutschen Volksunion“ (DVU) fusioniert und nennt sich seitdem „NPD – Die Volksunion“.<br />
Die NPD ist aber mehr als nur e<strong>in</strong>e „normale“ Partei. Sie versteht sich als „Zentrum des organisierten Nationalismus“<br />
und will nicht nur den „Kampf um die Parlamente“ führen, sondern auch den um die Straße<br />
und letztlich um die Vorherrschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Regionen. Dabei arbeitet sie seit e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrzehnten<br />
verstärkt – aber nicht immer konfliktfrei – mit Neonazis zusammen, die nicht <strong>in</strong> der Partei organisiert s<strong>in</strong>d.<br />
„Jawohl, wir s<strong>in</strong>d verfassungsfe<strong>in</strong>dlich“<br />
Antisemitismus, Rassismus, die Ablehnung demokratischer Prozesse, der Traum von der „Volksgeme<strong>in</strong>schaft“<br />
gehören nach wie vor zur ideologischen Grundausstattung ihrer Mitglieder und Funktionäre.<br />
Der „Nationale Widerstand“, so sagte der spätere NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel vor e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb<br />
Jahrzehnten, sei „die e<strong>in</strong>zige, wirkliche Weltanschauungsbewegung <strong>in</strong> der bundesdeutschen Parteienlandschaft<br />
mit der NPD als der organisierten Partei, die das politische System <strong>in</strong> der BRD bis auf die Wurzel<br />
bekämpft, auch die Wurzel abnimmt“. Und er fuhr fort: „Wir s<strong>in</strong>d stolz darauf, dass wir alljährlich <strong>in</strong> den<br />
bundesdeutschen Verfassungsberichten stehen und dort als fe<strong>in</strong>dlich, verfassungsfe<strong>in</strong>dlich, gegen dieses<br />
System gerichtet genannt s<strong>in</strong>d. Jawohl, wir s<strong>in</strong>d verfassungsfe<strong>in</strong>dlich.“<br />
Gegründet wurde die NPD 1964 als Sammlungsbewegung von Rechtsaußen-Politikern, von denen viele<br />
Mitglieder der NSDAP gewesen waren. Zwischen 1966 und 1968 zog die NPD <strong>in</strong> sieben der elf westdeutschen<br />
Landtage e<strong>in</strong>. Bei der Bundestagswahl 1969 scheiterte die Partei jedoch mit 4,3 Prozent, und nirgendwo<br />
gelang ihr <strong>in</strong> der Folge der Wiedere<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> die Landesparlamente. Die NPD verschwand – abgesehen von<br />
e<strong>in</strong>zelnen kommunalen Wahlerfolgen – für mehr als drei Jahrzehnte von der parlamentarischen Ebene.<br />
Von der Wahlpartei zur Bewegungspartei<br />
E<strong>in</strong>en Wiederaufschwung erlebte die NPD erst Ende der 1990er-Jahre, nachdem Udo Voigt den Vorsitz<br />
übernommen hatte. Unter se<strong>in</strong>er Führung öffnete sie sich zunehmend für Neonazis, die zuvor <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />
Parteien oder Kameradschaften aktiv gewesen waren und vor allem den Erfolg auf der Straße gesucht<br />
hatten. Das neue Konzept der Partei kam ihnen entgegen. Aus der Wahlpartei alten Zuschnitts wurde<br />
e<strong>in</strong>e „Bewegungspartei“, die thematisch Kapitalismuskritik, Globalisierung, Arbeitslosigkeit und die soziale<br />
Frage <strong>in</strong> den Mittelpunkt ihrer Propaganda stellte. Die NPD propagierte e<strong>in</strong> Drei-Säulen-Modell, aus dem<br />
später e<strong>in</strong> Vier-Säulen-Modell wurde.<br />
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