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Rechtsextremismus in Deutschland

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das rechtsaussen-spektrum<br />

„parteifreien“ Neonazis weniger Zurückhaltung. Wo die NPD gleichrangig auf den „Kampf um die Straße,<br />

den „Kampf um die Köpfe“, den „Kampf um die Parlamente und den „Kampf um den organisierten Willen“<br />

setzt, wollen sich die „Parteifreien“ vor allem auf der Straße durchsetzen. Vorbild ist ihnen auch dabei die<br />

NSDAP der „Kampfzeit“. Dieter Riefl<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong>er ihrer „Führungskräfte“ aus Niedersachsen und seit mehr<br />

als zwei Jahrzehnten <strong>in</strong> der Szene aktiv, skizzierte den Weg zur Macht so: „Wenn wir es geschafft haben,<br />

wirklich alle <strong>in</strong> der nationalen Opposition zu vere<strong>in</strong>igen, unter welchem Vorzeichen auch immer, dann wird<br />

es wie e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>en Sternmarsch nach Berl<strong>in</strong> geben, und dann wird uns ke<strong>in</strong>er dieser Hochverräter mehr<br />

entkommen. Dann wird jede Ausfallstraße gesperrt se<strong>in</strong>, Barrikaden werden stehen. Dann ist <strong>Deutschland</strong><br />

wieder erwacht. Was gut ist kommt wieder und wir s<strong>in</strong>d schon da.“ Ziel sei die „Wiederherstellung des<br />

Deutschen Reiches [...]. Daran wird niemand vorbeikommen“.<br />

Auch wenn manche der „Freien“ Parteien pr<strong>in</strong>zipiell ablehnen und die NPD gar zu den hassenswerten „Systemparteien“<br />

rechnen, kommt es immer wieder zu Kooperationen – zum gegenseitigen Vorteil. Neonazis<br />

ohne Parteibuch unterstützen die NPD im Wahlkampf, umgekehrt dürfen sie auf e<strong>in</strong>e – auch materielle<br />

Hilfe der Partei bauen, zum Teil sogar – wie <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern, wo Partei und „Parteifreie“<br />

besonders eng verbandelt s<strong>in</strong>d – auf Landtagsmandate.<br />

„Schwarzer Block der „Autonomen Nationalisten“<br />

Im braunen Alltagsleben der Kameradschaften ist e<strong>in</strong> Parteienstatus aber eher h<strong>in</strong>derlich. Geprägt ist<br />

dieser Alltag durch verbale Aggressivität und Militanz. Der Verfassungsschutz registriert e<strong>in</strong>e wachsende<br />

Zahl gewaltbereiter Rechtsextremisten von mehr als 10.000. Bei Demonstrationen lebt die Szene ihre<br />

Gewaltphantasien aus, wenn beispielsweise „E<strong>in</strong> Baum, e<strong>in</strong> Strick – e<strong>in</strong> Judengenick“, „L<strong>in</strong>kes Gezeter<br />

– neun Millimeter“ oder „E<strong>in</strong> Hammer, e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> – <strong>in</strong>s Arbeitslager re<strong>in</strong>“ skandiert wird. 167 Neonazi-<br />

Demonstrationen wurden 2011 gezählt – ohne die Veranstaltungen der NPD. Drei Demonstrationen im<br />

Durchschnitt pro Woche beziehungsweise Wochenende. Tendenz steigend.<br />

Für e<strong>in</strong>e zusätzliche Radikalisierung der Szene sorgten im letzten Jahrzehnt so genannte „Autonome Nationalisten“<br />

(AN). Ab 2003 bildeten sie sich aus der Szene heraus, zunächst vor allem <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, später im<br />

östlichen Ruhrgebiet, anschließend <strong>in</strong> vielen Großstadtregionen, dann mit Verzögerung auch <strong>in</strong> manchen<br />

ländlichen Regionen. Bei Aufmärschen wurde nun nicht mehr nur der Konflikt mit politischen Gegnern<br />

gesucht, sondern auch mit der Polizei. Optisch er<strong>in</strong>nerten die Rechts-„Autonomen“ an ihre Gegner aus der<br />

l<strong>in</strong>ken Szene. Schwarze Jacken, schwarze Kapuzenpullover, schwarze Basecaps, Tücher zur Maskierung,<br />

Sonnenbrillen bei jedem Wetter gehörten zum Outfit bei den eigenen Aktionen. Transparente dienten<br />

nicht nur der Propaganda, sondern auch als Mittel, um den „Schwarzen Block“ zu tarnen. Auch die Idee<br />

e<strong>in</strong>es „Schwarzen Blocks“ hatte man sich l<strong>in</strong>ksaußen entliehen. Revolutionäres Pathos kennzeichnete die<br />

wenigen – soweit überhaupt vorhanden – <strong>in</strong>haltlichen Stellungnahmen der „Autonomen Nationalisten“.<br />

E<strong>in</strong>e breite Öffentlichkeit nahm das Phänomen „Autonome Nationalisten“ erstmals wahr, nachdem es<br />

am 1. Mai 2008 bei e<strong>in</strong>em Aufmarsch der Szene <strong>in</strong> Hamburg zu massiven Attacken auf Polizeibeamte,<br />

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