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Rechtsextremismus in Deutschland

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das rechtsaussen-spektrum<br />

,Ich habe Verrat an me<strong>in</strong>em Volk begangen!‘“ In e<strong>in</strong>em solchen Umfeld überrascht es nicht, wenn sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Prozess wie dem gegen das neonazistische „Aktionsbüro Mittelrhe<strong>in</strong>“ <strong>in</strong> Koblenz auch NPD-Mitglieder<br />

verantworten müssen. Vorgeworfen wird den Neonazis die Bildung bzw. Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er krim<strong>in</strong>ellen<br />

Vere<strong>in</strong>igung. E<strong>in</strong> NPD-Kreisvorsitzender soll <strong>in</strong> jenem „Aktionsbüro“ e<strong>in</strong>e führende Rolle gespielt haben.<br />

Auch solche Aktivitäten und Äußerungen haben dazu geführt, dass über der NPD erneut das Parteiverbot<br />

schwebt. Und sie haben dazu beigetragen, dass nach den Erfolgen <strong>in</strong> Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern<br />

für die NPD bei Wahlen nichts Zählbares mehr zu holen war. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund empfiehlt der<br />

im Herbst 2011 als Nachfolger von Udo Voigt gewählte NPD-Vorsitzende Holger Apfel se<strong>in</strong>er Partei e<strong>in</strong>e<br />

„seriöse Radikalität“ als neue Orientierung. Austreiben will er der Partei den Hang zu NS-nostalgischen<br />

Provokationen, wie zuletzt im Berl<strong>in</strong>er Wahlkampf zum Abgeordnetenhaus mit dem „Adolf“-Kreuzworträtsel<br />

oder den „Gas geben“-Plakaten.<br />

Gegen Provokationen hat er nichts – nur gegenwartsbezogen sollen sei se<strong>in</strong>. „Wenn ich ,seriöse Radikalität’<br />

e<strong>in</strong>fordere, geht es nicht um <strong>in</strong>haltliche Anpassung und die Aufweichung unserer Grundsätze“, beteuerte<br />

Apfel im Gespräch mit der <strong>in</strong> Österreich ersche<strong>in</strong>enden Zeitschrift „Die Aula“. Die NPD dürfe aber „ke<strong>in</strong>e<br />

Polit-Sekte und Bürgerschrecktruppe se<strong>in</strong>“. Auf Provokationen wird die NPD auch künftig nicht verzichten.<br />

Apfel hat es beispielsweise vorgemacht, als er sich im Sommer 2010 im sächsischen Landtag wegen antisemitischer<br />

Tiraden („jüdischer Terrorstaat“, „jüdischer Schurkenstaat“, „blühende Holocaust-Industrie“)<br />

e<strong>in</strong>en Ausschluss von zehn Sitzungstagen e<strong>in</strong>handelte.<br />

Von solchen H<strong>in</strong>weisen abgesehen, bleibt das Bekenntnis zu e<strong>in</strong>er „seriösen Radikalität“ bisher unbestimmt.<br />

Zweifel s<strong>in</strong>d angebracht, ob sie mehr ist als nur e<strong>in</strong> neues Gewand für die alten Inhalte. In weiten Teilen<br />

ist die Partei nach wie vor angewiesen auf „Freie“, zum Teil weil Freie die Szene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bundesland bestimmen<br />

wie etwa <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern, zum Teil weil die Partei regional so isoliert und schwach<br />

dasteht wie beispielsweise <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen oder Hessen.<br />

Das Braunhemd bleibt im Schrank<br />

Wo die klare L<strong>in</strong>ie fehlt, gibt es aber immerh<strong>in</strong> Sprachregelungen. „Wortgewandt“ ist der Titel e<strong>in</strong>er 56-seitigen<br />

Broschüre, die der NPD-Vorstand im Sommer 2012 vorlegte. Sie soll Funktions- und Mandatsträgern<br />

parteioffizielle Formulierungshilfen für e<strong>in</strong>en seriöseren Auftritt vermitteln. Wie vom Parteichef gewünscht,<br />

soll die NPD gegenwartsbezogen ersche<strong>in</strong>en. „Argumentationshilfen“ zur „Ausländerpolitik“ sowie zur<br />

Wirtschafts- und Sozialpolitik bilden den Schwerpunkt. Erst ganz am Ende, im 40. Kapitel, widmet sich der<br />

Autor dem Thema „Holocaust, Kriegsschuldfrage 1939 und Nationalsozialismus“. Auf diesen Themenkomplex<br />

solle sich niemand öffentlich festnageln lassen, wird den Parteikameraden empfohlen. „Bei entsprechenden<br />

Fragen zum NS sollte immer nur gesagt werden: ,Adolf Hitler ist tot und die NSDAP aufgelöst, was soll also<br />

die Frage? Ich lebe nicht <strong>in</strong> der Vergangenheit, sondern <strong>in</strong> der Gegenwart. Die Menschen haben ganz andere<br />

Probleme, als sich ständig mit e<strong>in</strong>er Zeit zu beschäftigen, die schon e<strong>in</strong>e Ewigkeit zurückliegt.“<br />

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