Rechtsextremismus in Deutschland
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argumente · rechtsextremismus <strong>in</strong> deutschland<br />
Trotz aller berechtigter und auch unberechtigter Kritik bleibt aber festzuhalten: Der Verfassungsschutz<br />
ist und bleibt für den Schutz unserer Demokratie unverzichtbar. Mit se<strong>in</strong>en gewonnenen Erkenntnissen<br />
hat der Verfassungsschutz <strong>in</strong> der Vergangenheit auch wichtige Arbeit zur Gefahrenabwehr geleistet.<br />
Der Verfassungsschutz kann aber nur dann erfolgreich arbeiten, wenn er das Vertrauen der Gesellschaft<br />
hat. Deshalb muss alles getan werden, dass das öffentliche und politische Vertrauen <strong>in</strong> die Institution<br />
Verfassungsschutz wieder hergestellt wird.<br />
Dazu bedarf es e<strong>in</strong>er grundlegenden <strong>in</strong>neren Reform des Amtes.<br />
Verfassungsschutz durch Dialog und Aufklärung<br />
Verfassungsschützer müssen geschulte Demokraten se<strong>in</strong> mit dem richtigen Gespür für die Gefahren, die<br />
unserer Demokratie durch Extremismus drohen. Gefragt s<strong>in</strong>d Kompetenz und Wachsamkeit, um Radikalisierungstendenzen<br />
<strong>in</strong> Teilen unserer Gesellschaft frühzeitig zu erkennen. Hier hat sich e<strong>in</strong> deutliches<br />
Defizit der Verfassungsschutzbehörden gezeigt, dem mit e<strong>in</strong>er besseren Personalauswahl, Personalschulung<br />
und Personalführung abzuhelfen ist.<br />
Der Verfassungsschutz muss mit der Gesellschaft<br />
stärker <strong>in</strong> Dialog treten und ihr se<strong>in</strong> Fachwissen über<br />
extremistische Bestrebungen durch offensive Öffentlichkeitsarbeit<br />
nutzbar machen, um die gesamtgesellschaftliche<br />
Gegenwehr gegen Rechts effizient und<br />
zielgerichtet zu fördern.<br />
E<strong>in</strong>satz von V-Personen kontrollieren<br />
Menschliche Quellen s<strong>in</strong>d für den nachrichtendienstlichen<br />
Erkenntnisgew<strong>in</strong>n unverzichtbar, aber ihr E<strong>in</strong>satz<br />
bedarf klarer rechtstaatlicher Regelung. Dieser muss aus der rechtlichen und verwaltungsmäßigen „Grauzone“<br />
dr<strong>in</strong>gend herausgeholt werden. Es müssen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Standards geschaffen werden,<br />
unter denen E<strong>in</strong>sätze von V-Leuten künftig erfolgen dürfen. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen die<br />
Kosten für den E<strong>in</strong>satz von V-Leuten rechtfertigen.<br />
Den Informationsaustausch verbessern<br />
Es bedarf e<strong>in</strong>er massiven Stärkung der Zentralstellenfunktion des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV).<br />
Verbessert und <strong>in</strong>tensiviert werden muss auch der Informationsaustausch zwischen den Verfassungsschutzbehörden<br />
und den Ermittlungsbehörden des Bundes und der Länder. E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle und effektive<br />
Zusammenarbeit gilt es unter klarer Berücksichtigung des Trennungsgebotes durch geeignete Maßnahmen<br />
zu fördern.<br />
Kontrollrechte der Parlamente stärken<br />
Im Jahr 2009 hat die SPD e<strong>in</strong>e grundlegende Reform der parlamentarischen Kontrolle der Geheimdienste<br />
durchgesetzt. Die parlamentarische Kontrolle der Landesverfassungsschutzämter kann auf Landesebene<br />
besser erfolgen. Gerade auf Bundesebene bedarf e<strong>in</strong>e effizientere parlamentarische Kontrolle des Verfassungsschutzes<br />
e<strong>in</strong>er ausreichenden professionellen Sach- und Personalausstattung.<br />
Ja zum NPD-Verbot<br />
»Nicht nur die Organisation des Verfassungsschutzes,<br />
sondern unsere gesamte Sicherheitsarchitektur muss<br />
auf den Prüfstand. Wer aber nur Aufbau und Strukturen<br />
ändert, greift zu kurz. Es geht viel mehr noch um<br />
Haltungen, die sich ändern müssen. Dabei ist klar: Ohne<br />
starke Kommunen und Bildung für alle wird der Kampf<br />
nicht gewonnen.«<br />
Michael Hartmann, MdB<br />
Innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion<br />
Das NPD-Verbotsverfahren ist auf den Weg gebracht. Die SPD-Bundestagsfraktion begrüßt diesen längst<br />
überfälligen Schritt. Wir s<strong>in</strong>d und bleiben der Überzeugung: Diese NPD gehört nicht <strong>in</strong> unser demokratisches<br />
Parteienspektrum. Die SPD-Bundesfraktion hat ke<strong>in</strong>en Zweifel, dass die NPD e<strong>in</strong>e aggressiv-kämpferische<br />
Grundhaltung gegenüber unserer demokratischen Grundordnung hat. Wir dürfen nicht länger zusehen, wie die<br />
NPD das System lächerlich und verächtlich macht, wie sie es ausnutzt und unterläuft, wie sie es aushebeln und<br />
schließlich abschaffen will. Das lange Zögern und Zaudern maßgeblicher Mitglieder der CDU/CSU-geführten<br />
Bundesregierung bei der E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>es Verbotsverfahrens gegen die NPD war nicht hilfreich. Für e<strong>in</strong> Verbot<br />
dieser rassistischen, rechtsextremen Partei brauchen wir die politische Geschlossenheit aller Demokrat<strong>in</strong>nen und<br />
Demokraten. Und nicht zuletzt sprechen sich knapp drei Viertel der Bevölkerung dafür aus, die NPD zu verbieten.<br />
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