Rechtsextremismus in Deutschland
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argumente · rechtsextremismus <strong>in</strong> deutschland<br />
ist die Verpflichtung, ausreichend qualifizierte Schiedsrichter zu benennen. Und wer br<strong>in</strong>gt die Zeit auf,<br />
abseits des Sche<strong>in</strong>werferlichts und sogar der Berichterstattung <strong>in</strong> der Lokalzeitung den Nachwuchs des<br />
Dorf- oder Kle<strong>in</strong>stadtvere<strong>in</strong>s zu tra<strong>in</strong>ieren? Manchmal füllen Neonazis die Lücken. Der mit Rechtsrock<br />
handelnde Neonazi und Versandhausbetreiber aus dem nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Siegerland wird zum<br />
Außenstürmer, NPD-Stadtratsmitglieder aus Lüdenscheid oder Löcknitz werden zum Schiedsrichter, e<strong>in</strong><br />
NPD-Landeschef will den Fußballnachwuchs tra<strong>in</strong>ieren.<br />
Zumeist enden solche rechtsextremen Sportkarrieren rasch, wenn sie an die Öffentlichkeit gelangt s<strong>in</strong>d,<br />
manchmal entwickelt sich e<strong>in</strong> hartnäckiges R<strong>in</strong>gen. In der Kle<strong>in</strong>stadt Laucha <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt konnte<br />
e<strong>in</strong> NPD-Stadtrat jahrelang Jugendliche des Fußballclubs BSC 99 Laucha tra<strong>in</strong>ieren. Erst nach Interventionen<br />
bis h<strong>in</strong> zum Landessportbund und zum Deutschen Olympischen Sportbund wurde er im Herbst<br />
2010 als Tra<strong>in</strong>er abberufen.<br />
„Nationale Fußball-Turniere“<br />
Ungestört von der Öffentlichkeit arbeiteten beispielsweise Fußballspieler des Kreisligisten SV Energie<br />
Görlitz lange Zeit mit Neonazis zusammen. Regelmäßig sollen „Nationale Fußball-Turniere“ mit rechtsextremen<br />
Kameradschaften stattgefunden haben.<br />
Solche „Nationalen Turniere“ f<strong>in</strong>den bundesweit statt. Ausrichter s<strong>in</strong>d im Regelfall neonazistische Kameradschaften,<br />
aber auch NPD-Kreisverbände, die damit die Vernetzung untere<strong>in</strong>ander vorantreiben. Das<br />
Teilnehmerfeld wirkt zuweilen wie e<strong>in</strong> Who is Who der<br />
regionalen Szene, ergänzt um wenige Teams mit Fantasienamen.<br />
An e<strong>in</strong>em Turnier im Raum Düren nahmen<br />
etwa teil: Sturm 8, Freie Nationalisten Siegen, Freie<br />
Kräfte Köln, NPD Mettmann, NPD Essen, NS Wuppertal,<br />
NS Essen, NPD Euskirchen, Nationaler Widerstand<br />
Leverkusen, Sk<strong>in</strong>head Front Dorstfeld, Kameradschaft<br />
Aachener Land, NPD Düren, SC Schafspelz, Frauen am<br />
Sportplatz (K.A.L.), NS Pulheim, Asoziale Randgruppe<br />
»Sport kann missbraucht werden, um menschenverachtenden<br />
Ideologien e<strong>in</strong>e Bühne zu bieten, rassistische oder<br />
antisemitische Vorurteile zu transportieren. Es liegt an<br />
uns, die Angriffe der extremen Rechten auf den Sport<br />
politisch auszukontern.«<br />
Mart<strong>in</strong> Gerster, MdB<br />
Sprecher der Arbeitsgruppe Sportpolitik<br />
Istanbul. Bei e<strong>in</strong>em Turnier des NPD-Kreisverbands Mettmann/Düsseldorf gewann der Vorjahressieger<br />
das F<strong>in</strong>ale. Die Veranstalter verfielen <strong>in</strong> den Jargon ihrer politischen Ahnen: „Den Endsieg konnten auch<br />
<strong>in</strong> diesem Jahr die Freien Nationalisten Leverkusen davontragen.“<br />
<strong>Rechtsextremismus</strong> im Sport als Problem thematisieren<br />
Sport und vor allem der Fußball bleibt auch drei Jahrzehnte nach den ersten rechtsextremen Hooligan-<br />
Gruppen e<strong>in</strong> wichtiges Aktionsfeld für Neonazis, auch wenn sie nicht mehr so dreist agieren wie zu Zeiten,<br />
als sie im Stadion noch die Reichskriegsflagge präsentieren konnten. Sie agieren unauffälliger, aber sie s<strong>in</strong>d<br />
präsent. Ihre Ziele: sich selbst als den „normalen“ Nachbarn von nebenan – <strong>in</strong> der Stadt, auf dem Platz<br />
und auf der Tribüne – zu präsentieren und so nicht zuletzt auch Nachwuchs zu rekrutieren.<br />
Rechtsextremisten müssen daran geh<strong>in</strong>dert werden, Sportvere<strong>in</strong>e und Sportveranstaltungen für die<br />
Verbreitung ihrer Ideologie zu <strong>in</strong>strumentalisieren. Dazu müssen die Verbände und Vere<strong>in</strong>e, die Funktionär<strong>in</strong>nen<br />
und Funktionäre sowie die Sportler<strong>in</strong>nen und Sportler sensibilisiert und bei der Präventionsarbeit<br />
unterstützt werden. Auch <strong>in</strong> die politische Bildungsarbeit und <strong>in</strong> die wissenschaftliche Forschung muss<br />
das Thema <strong>Rechtsextremismus</strong> im Sport E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den. Die SPD-Fraktion hat dazu konkrete Vorschläge<br />
erarbeitet und als Antrag <strong>in</strong> den Bundestag e<strong>in</strong>gebracht. (Rechtsextremistische E<strong>in</strong>stellungen im Sport<br />
konsequent bekämpfen – Toleranz und Demokratie nachhaltig fördern; Drucksache 17/5045)<br />
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