18.03.2014 Aufrufe

Rechtsextremismus in Deutschland

Rechtsextremismus in Deutschland

Rechtsextremismus in Deutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

argumente · rechtsextremismus <strong>in</strong> deutschland<br />

ist die Verpflichtung, ausreichend qualifizierte Schiedsrichter zu benennen. Und wer br<strong>in</strong>gt die Zeit auf,<br />

abseits des Sche<strong>in</strong>werferlichts und sogar der Berichterstattung <strong>in</strong> der Lokalzeitung den Nachwuchs des<br />

Dorf- oder Kle<strong>in</strong>stadtvere<strong>in</strong>s zu tra<strong>in</strong>ieren? Manchmal füllen Neonazis die Lücken. Der mit Rechtsrock<br />

handelnde Neonazi und Versandhausbetreiber aus dem nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Siegerland wird zum<br />

Außenstürmer, NPD-Stadtratsmitglieder aus Lüdenscheid oder Löcknitz werden zum Schiedsrichter, e<strong>in</strong><br />

NPD-Landeschef will den Fußballnachwuchs tra<strong>in</strong>ieren.<br />

Zumeist enden solche rechtsextremen Sportkarrieren rasch, wenn sie an die Öffentlichkeit gelangt s<strong>in</strong>d,<br />

manchmal entwickelt sich e<strong>in</strong> hartnäckiges R<strong>in</strong>gen. In der Kle<strong>in</strong>stadt Laucha <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt konnte<br />

e<strong>in</strong> NPD-Stadtrat jahrelang Jugendliche des Fußballclubs BSC 99 Laucha tra<strong>in</strong>ieren. Erst nach Interventionen<br />

bis h<strong>in</strong> zum Landessportbund und zum Deutschen Olympischen Sportbund wurde er im Herbst<br />

2010 als Tra<strong>in</strong>er abberufen.<br />

„Nationale Fußball-Turniere“<br />

Ungestört von der Öffentlichkeit arbeiteten beispielsweise Fußballspieler des Kreisligisten SV Energie<br />

Görlitz lange Zeit mit Neonazis zusammen. Regelmäßig sollen „Nationale Fußball-Turniere“ mit rechtsextremen<br />

Kameradschaften stattgefunden haben.<br />

Solche „Nationalen Turniere“ f<strong>in</strong>den bundesweit statt. Ausrichter s<strong>in</strong>d im Regelfall neonazistische Kameradschaften,<br />

aber auch NPD-Kreisverbände, die damit die Vernetzung untere<strong>in</strong>ander vorantreiben. Das<br />

Teilnehmerfeld wirkt zuweilen wie e<strong>in</strong> Who is Who der<br />

regionalen Szene, ergänzt um wenige Teams mit Fantasienamen.<br />

An e<strong>in</strong>em Turnier im Raum Düren nahmen<br />

etwa teil: Sturm 8, Freie Nationalisten Siegen, Freie<br />

Kräfte Köln, NPD Mettmann, NPD Essen, NS Wuppertal,<br />

NS Essen, NPD Euskirchen, Nationaler Widerstand<br />

Leverkusen, Sk<strong>in</strong>head Front Dorstfeld, Kameradschaft<br />

Aachener Land, NPD Düren, SC Schafspelz, Frauen am<br />

Sportplatz (K.A.L.), NS Pulheim, Asoziale Randgruppe<br />

»Sport kann missbraucht werden, um menschenverachtenden<br />

Ideologien e<strong>in</strong>e Bühne zu bieten, rassistische oder<br />

antisemitische Vorurteile zu transportieren. Es liegt an<br />

uns, die Angriffe der extremen Rechten auf den Sport<br />

politisch auszukontern.«<br />

Mart<strong>in</strong> Gerster, MdB<br />

Sprecher der Arbeitsgruppe Sportpolitik<br />

Istanbul. Bei e<strong>in</strong>em Turnier des NPD-Kreisverbands Mettmann/Düsseldorf gewann der Vorjahressieger<br />

das F<strong>in</strong>ale. Die Veranstalter verfielen <strong>in</strong> den Jargon ihrer politischen Ahnen: „Den Endsieg konnten auch<br />

<strong>in</strong> diesem Jahr die Freien Nationalisten Leverkusen davontragen.“<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> im Sport als Problem thematisieren<br />

Sport und vor allem der Fußball bleibt auch drei Jahrzehnte nach den ersten rechtsextremen Hooligan-<br />

Gruppen e<strong>in</strong> wichtiges Aktionsfeld für Neonazis, auch wenn sie nicht mehr so dreist agieren wie zu Zeiten,<br />

als sie im Stadion noch die Reichskriegsflagge präsentieren konnten. Sie agieren unauffälliger, aber sie s<strong>in</strong>d<br />

präsent. Ihre Ziele: sich selbst als den „normalen“ Nachbarn von nebenan – <strong>in</strong> der Stadt, auf dem Platz<br />

und auf der Tribüne – zu präsentieren und so nicht zuletzt auch Nachwuchs zu rekrutieren.<br />

Rechtsextremisten müssen daran geh<strong>in</strong>dert werden, Sportvere<strong>in</strong>e und Sportveranstaltungen für die<br />

Verbreitung ihrer Ideologie zu <strong>in</strong>strumentalisieren. Dazu müssen die Verbände und Vere<strong>in</strong>e, die Funktionär<strong>in</strong>nen<br />

und Funktionäre sowie die Sportler<strong>in</strong>nen und Sportler sensibilisiert und bei der Präventionsarbeit<br />

unterstützt werden. Auch <strong>in</strong> die politische Bildungsarbeit und <strong>in</strong> die wissenschaftliche Forschung muss<br />

das Thema <strong>Rechtsextremismus</strong> im Sport E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den. Die SPD-Fraktion hat dazu konkrete Vorschläge<br />

erarbeitet und als Antrag <strong>in</strong> den Bundestag e<strong>in</strong>gebracht. (Rechtsextremistische E<strong>in</strong>stellungen im Sport<br />

konsequent bekämpfen – Toleranz und Demokratie nachhaltig fördern; Drucksache 17/5045)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!