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Rechtsextremismus in Deutschland

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terror-trio nsu<br />

Die Täter verhöhnten ohne Skrupel ihre Opfer: den Blumenhändler Enver Simsek, den Schneider Abdurrahim<br />

Özüdogru, den Obsthändler Süleyman Tasköprü, den Gemüseverkäufer Habil Kilic, den Dönerverkäufer<br />

Yunis Turgut, den Betreiber e<strong>in</strong>es Schlüsseldienstes Theodorous Boulgarides, den Dönerverkäufer Ismail<br />

Yazar, den Betreiber e<strong>in</strong>es Internetcafés Halit Yozgat und die Polizist<strong>in</strong> Michèle Kiesewetter. Bilder von<br />

Tatorten, Comic-Zeichnungen und Fotos von den Opfern wechselten sich ab. „Der Nationalsozialistische<br />

Untergrund ist e<strong>in</strong> Netzwerk von Kameraden mit dem Grundsatz ‚Taten statt Worte’“, war zu lesen, und:<br />

„Solange sich ke<strong>in</strong>e grundlegenden Änderungen <strong>in</strong> Politik, Presse und Me<strong>in</strong>ungsfreiheit vollziehen, werden<br />

die Aktivitäten weitergeführt.“ Beate Zschäpe sorgte bei ihrer Flucht im November dafür, dass das<br />

grausame Video an zahlreiche Adressaten verschickt wurde und an die Öffentlichkeit gelangte.<br />

Über e<strong>in</strong> Jahrzehnt tappten die für die Mordserie zuständige BAO (Besondere Aufbauorganisation) Bosporus<br />

sowie die e<strong>in</strong>gesetzten Beamt<strong>in</strong>nen und Beamten im Fall der ermordeten Polizist<strong>in</strong> und ihres angeschossenen<br />

Kollegen <strong>in</strong> Heilbronn im Dunkeln. Zahlreiche Ermittler unterschiedlicher Dienststellen bundesweit<br />

recherchierten wegen der Morde, der Banküberfälle und schließlich der zwei auf Migranten abzielenden<br />

Sprengstoffanschläge <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen <strong>in</strong> falsche Richtungen. Es g<strong>in</strong>g soweit, dass die Familien der<br />

Opfer <strong>in</strong>s Visier gerieten und dadurch zusätzliche Verletzungen erlitten sowie von den Behörden auch<br />

erheblich drangsaliert wurden. E<strong>in</strong> rechtsextremer Tath<strong>in</strong>tergrund blieb aber völlig außer Acht. Bundes<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>ister<br />

Hans-Peter Friedrich (CSU) musste e<strong>in</strong>räumen, dass „e<strong>in</strong>ige Behörden kläglich versagt“ haben.<br />

Genug H<strong>in</strong>weise auf den Verbleib der Bombenbastler<br />

Die Aufdeckung der NSU-Terrorstrukturen im Herbst 2011 hat e<strong>in</strong>en politischen Skandal ausgelöst und grobe<br />

Unterlassungen und Versäumnisse von Justiz, Polizei und Verfassungsschutz ans Licht gebracht. H<strong>in</strong>weise<br />

auf den Verbleib der abgetauchten Jenaer Bombenbastler hätte es aus dem engmaschigen Netz rechter<br />

V-Leute <strong>in</strong>nerhalb der Unterstützerstrukturen genug geben müssen. Viele Neonazis wussten, wo das Trio<br />

sich befand. Offenbar herrschte zwischen den beteiligten Sicherheitsbehörden e<strong>in</strong> Konkurrenzdenken,<br />

das e<strong>in</strong>er professionellen Zusammenarbeit im Wege stand. Wichtige Informationen wurden offensichtlich<br />

nicht an die richtigen Stellen weitergeleitet und schließlich sogar brisante Akten vernichtet.<br />

Inzwischen beschäftigen sich nicht nur e<strong>in</strong> Untersuchungsschuss des Bundestages mit dem mörderischen<br />

Neonazi-Terror, sondern auch Sonderausschüsse <strong>in</strong> den Länderparlamenten von Thür<strong>in</strong>gen, Sachsen und<br />

Bayern. Die vom Thür<strong>in</strong>ger Innenm<strong>in</strong>isterium beauftragte Kommission zum Behördenversagen bei den<br />

NSU-Morden um den Ex-Bundesrichter Gerhard Schäfer hat dem dortigen Landesverfassungsschutz <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Mitte Mai 2012 vorgelegten Bericht e<strong>in</strong> verheerendes Zeugnis ausgestellt. Das vernichtende Fazit:<br />

Der Geheimdienst habe „durch se<strong>in</strong> Verhalten die Tätigkeit der Strafverfolgungsbehörden bei der Suche<br />

nach dem Trio massiv bee<strong>in</strong>trächtigt“.<br />

Mit der Aufklärung über den rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrund“ und se<strong>in</strong>en<br />

H<strong>in</strong>tergrund werden Polizei, Justiz, Presse und Politik noch lange Zeit beschäftigt se<strong>in</strong>. Journalisten geben<br />

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