christliche werte in wirtschaft und gesellschaft - Professorenforum
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E<strong>in</strong>e Vielfalt von Religionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land bedeutet immer auch e<strong>in</strong>e Vielfalt von Kulturen. Man hat dann e<strong>in</strong>e<br />
multikulturelle Gesellschaft. Kann es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Land e<strong>in</strong> friedliches <strong>und</strong> konstruktives Mite<strong>in</strong>ander unter<br />
den Menschen geben, wobei jeder die Möglichkeit hat, se<strong>in</strong> eigenes Tun s<strong>in</strong>nvoll mit dem Tun anderer zu<br />
verb<strong>in</strong>den? Global gesehen hat es unter den Völkern nie etwas anderes gegeben als Multikultur. Und wo<br />
verschiedene Kulturen ane<strong>in</strong>ander grenzten, kam es immer leicht zu kriegerischen Ause<strong>in</strong>andersetzungen. Die<br />
westliche Welt propagiert e<strong>in</strong> pluralistisches Gesellschaftskonzept, das <strong>in</strong> manchen Staaten auf Gr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />
unkontrollierten E<strong>in</strong>wanderung zu e<strong>in</strong>er multikulturellen Gesellschaft geführt hat. Warum kann regional friedlich<br />
nebene<strong>in</strong>ander existieren, was global immer zu kriegerischen Ause<strong>in</strong>andersetzungen geführt hat ? (Gerdsen<br />
2000).<br />
7.2.5. Auflösungsersche<strong>in</strong>ungen <strong>und</strong> Bedrohungen der Familie<br />
Trotz ihrer f<strong>und</strong>amentalen Wichtigkeit ist die Familie heute ernstlich bedroht, <strong>und</strong> zwar durch<br />
drei Angriffsfronten, die sich wie folgt skizzieren lassen:<br />
1. Übergewicht des Systembereichs <strong>und</strong> der funktionalen Beziehungen<br />
2. Familienfe<strong>in</strong>dliche Ideologien<br />
3. Innerer Zerfall<br />
Die Gefährdung der Familie durch die funktionalen Beziehungen zum Systembereich wurde<br />
schon verschiedentlich gestreift. Wir werden dieses Thema <strong>in</strong> Kapitel 8 umfassender<br />
aufgreifen <strong>und</strong> stellen es bis dah<strong>in</strong> zurück. Wir behalten jedoch den Systembereich als e<strong>in</strong>e<br />
enorme Familienbedrohung im Auge.<br />
Familienfe<strong>in</strong>dliche Ideologien haben damit zu tun, daß alle Gesellschaftsveränderer von<br />
Sozialreformern bis zu totalitären Machthabern erkannt haben, daß <strong>in</strong> der Familie<br />
wertkonservative Traditionen e<strong>in</strong>facher aufrecht zu erhalten s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> <strong>in</strong>nere Emigration,<br />
Verweigerung <strong>und</strong> Überw<strong>in</strong>terung nicht genehmer Überzeugungen besser möglich s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er weitgehend staatlich kontrollierten Öffentlichkeit. Kurz: Familien können erfolgreiche<br />
Widerstandsnester gegen totalitäre Vere<strong>in</strong>nahmung <strong>und</strong> Machtübernahme se<strong>in</strong>.<br />
Darum haben Gesellschaftsveränderer e<strong>in</strong> Interesse daran, den E<strong>in</strong>fluß <strong>und</strong> die Funktion der<br />
Familie möglichst weit zurückzudrängen oder sogar ganz auszuschalten. Der möglichst frühe<br />
Zugriff des Staates auf die K<strong>in</strong>der - wer die Jugend hat, der hat die Zukunft! - ist hier<br />
symptomatisch, auch wenn dieser Zugriff mit schönen sozialen Bonbons wie Erleichterung<br />
der Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie <strong>und</strong> Berufstätigkeit der Mutter schmackhaft gemacht wird.<br />
Letztlich <strong>und</strong> langfristig geht es um die Verstaatlichung <strong>und</strong> Gleichschaltung der<br />
K<strong>in</strong>dererziehung <strong>und</strong> der K<strong>in</strong>der selbst durch den totalen Staat. Das Wort von der "Lufthoheit<br />
über die K<strong>in</strong>derbetten", das e<strong>in</strong>em sozialdemokratischen Politiker entschlüpfte, spricht Bände.<br />
Wer die Familie erhalten will, sollte sich von den sozialen Bonbons nicht täuschen lassen,<br />
sondern sich ihnen im Rahmen des möglichen widersetzen.<br />
Leider werden die ideologischen Tendenzen begünstigt durch e<strong>in</strong> weitgehendes Versagen der<br />
Eltern <strong>in</strong> der familiären K<strong>in</strong>dererziehung. Es mag dann heißen, die Eltern seien heute mit der<br />
Aufgabe überfordert, deshalb müsse sie professionalisiert <strong>und</strong> vom Staat übernommen<br />
werden, der dann die Erziehungsgr<strong>und</strong>sätze gleich mitliefert. Der <strong>in</strong>nere Verfall der Familie<br />
spielt also den Ideologen <strong>in</strong> die Hände. Doch wodurch ist er verursacht? Durch den<br />
allgeme<strong>in</strong>en Werteverfall <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere das Abrücken der Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der von den<br />
<strong>christliche</strong>n Werten <strong>und</strong> Ordnungen, die im Abendland die Familie <strong>in</strong> den früher<br />
beschriebenen L<strong>in</strong>ien geprägt hatten.