christliche werte in wirtschaft und gesellschaft - Professorenforum

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Statt dessen gibt es das Recht jedes Wissenschaftlers, alternative Theorien zu entwickeln und
zu vertreten. Es kann sein, daß zwei oder mehr ganz verschiedene Theorien mit denselben
empirischen Daten verträglich sind, wenn sie diese Daten auch ganz verschieden erklären
und/oder interpretieren. Anders ausgedrückt: es kann sein, daß Falsifizierungsversuche mit
den gleichen Daten bei mehreren Alternativtheorien scheitern, also keine davon als falsifiziert
ausgeschieden werden muß. Jede der so getesteten Theorien ist vertretbar, keine kann mit dem
Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit oder des Widerspruchs zu "gesicherten"
wissenschaftlichen Erkenntnissen abgelehnt werden. Eine ernst zu nehmende
Alternativtheorie muß demnach zwei Bedingungen erfüllen:
I. Sie muß falsifizierbar sein (da sonst alle Falsifizierungsversuche trivialerweise
scheitern).
II. Sie muß Falsifizierungsversuche mit Hilfe empirischer Daten erfolgreich überlebt
haben.
Auf diesem Wege kann es möglich sein, zu wissenschaftlich vertretbaren Alternativtheorien
zu gelangen, die mit Aussagen der biblischen Offenbarung nicht im Konflikt sind.
Ein anderer Weg zum Gegenangriff führt nicht über Alternativtheorien, sondern über direkte
Falsifizierungsversuche oder Herausstellung der wissenschaftlichen Schwachstellen der
anzugreifenden Theorie.
9.6. Beispiel Evolutionskritik
Wir wollen diese Vorgehensweise am besonders brisanten Beispiel der Evolutionskritik
illustrieren. Ist der Konflikt zwischen Evolutionslehre und biblischer Schöpfungslehre echt?
Er ist es sicher, wenn die Evolutionslehre, wie häufig geschehen, mit weltanschaulichem
Atheismus kombiniert wird, also eine "atheistische Evolution" vertreten wird. Sie führt zu
dem als Zufallsprodukt entstandenen "Zigeuner am Rande des Weltalls" (Monod), den
niemand gewollt, geplant, geschaffen oder mit einem Sinn versehen hat und der auch selbst
keinen finden kann.
9.6.1. Evolution als Schöpfungsmethode Gottes?
Fairerweise muß man aber zugeben, daß Evolution nicht von vornherein und notwendig mit
Atheismus verbunden sein muß. Deswegen sind auch Christen in der Frage, ob der Konflikt
echt sei, geteilter Meinung. Einige von ihnen fragen, ob es nicht auch eine "theistiche
Evolution" geben könne, also der biblisch bezeugte Schöpfer "durch Evolution" geschaffen
habe: sozusagen Evolution als Schöpfungsmethode Gottes. In einem Prospekt "Evolution -
Schöpfungsmethode Gottes?" nimmt die Studiengemeinschaft "Wort und Wissen" wie folgt
dazu Stellung.
Weil die Evolutionslehre Gottes Existenz nicht notwendigerweise in Frage stellt, halten viele Christen die
biblische Schöpfungslehre und die biblische Heilsgeschichte für vereinbar mit der Evolutionsanschauung.
Anhand der biblischen Lehre von Sünde, Tod und Erlösung kann jedoch gezeigt werden, daß wesentliche
biblische Inhalte bei konsequenter Akzeptanz der Evolutionslehre nicht aufrecherhalten werden können.
Dies wird im Einzelnen an folgenden Punkten gezeigt.