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christliche werte in wirtschaft und gesellschaft - Professorenforum

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je etwas zur Korrektur dieser Fehl<strong>in</strong>terpretation gesagt hätte, <strong>und</strong> ohne daß irgend e<strong>in</strong> Mensch<br />

die groteske Fehl<strong>in</strong>terpretation als solche erkannt <strong>und</strong> bloßgestellt hätte.<br />

Ne<strong>in</strong>, aber etwas anderes, sehr Trauriges wird hier offenbar: daß sich diese Geister unter<br />

"untertan machen <strong>und</strong> herrschen" offenbar nur etwas Negatives, Schädliches, Zerstörerisches<br />

vorstellen können, das unter allen Umständen abzulehnen sei. Kurz gesagt: Herrschaft =<br />

Schreckensherrschaft! Nach vielfachem biblischem Zeugnis herrscht Gott selbst über den<br />

ganzen Kosmos, den er geschaffen hat, <strong>und</strong> dieser ist ihm untertan. Aber dies ist ke<strong>in</strong>e<br />

Schreckensherrschaft <strong>und</strong> zerstörerische Unterjochung, sondern e<strong>in</strong>e Segensherrschaft, die<br />

durch zahllose Segense<strong>in</strong>wirkungen Leben erhält <strong>und</strong> vermehrt, die Geschöpfe erfrischt <strong>und</strong><br />

erquickt, sie mit allem Nötigen reichlich versorgt, pfleglich <strong>und</strong> liebevoll mit ihnen umgeht<br />

wie e<strong>in</strong>e Mutter, ihre Schönheit entfaltet, sie zu ihrer Bestimmung <strong>und</strong> Erfüllung führt. Genau<br />

diese Art von Segensherrschaft sollte auch der Statthalter im S<strong>in</strong>ne Gottes <strong>und</strong> als se<strong>in</strong><br />

Stellvertreter ausüben. Darum heißt es auch zu allererst bei se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>setzung: <strong>und</strong> Gott<br />

segnete sie. Es ist unerhört, hier den Spieß umzudrehen <strong>und</strong> Gottes Segensherrschaft <strong>in</strong> das<br />

Zerrbild e<strong>in</strong>er Schreckensherrschaft umzufunktionieren.<br />

Ke<strong>in</strong> Wort von Seiten dieser Geister darüber, wie pfleglich <strong>und</strong> schonend <strong>in</strong> der ganzen Zeit<br />

des Alten Testaments nach den Ordnungen Gottes tatsächlich mit der Umwelt verfahren<br />

wurde. Noch nicht e<strong>in</strong>mal die land<strong>wirtschaft</strong>lichen Flächen, auf denen gewiß e<strong>in</strong> re<strong>in</strong><br />

biologischer Anbau betrieben wurde, sollten bis zum Letzten ausgenutzt werden: alle sieben<br />

Jahre sollte e<strong>in</strong> Sabbatjahr e<strong>in</strong>geschaltet werden, <strong>in</strong> dem ke<strong>in</strong> Anbau stattfand, damit auch das<br />

Land se<strong>in</strong>e Ruhepause <strong>und</strong> Erholung habe. Ke<strong>in</strong> Getreidefeld sollte so effizient abgeerntet<br />

werden, daß nichts mehr zum Ährenlesen für die Armen <strong>und</strong> Bedürftigen übrig bliebe. Und<br />

Barmherzigkeit mit der Tierwelt ist aus dem Bibelwort erkennbar: der Gerechte erbarmt sich<br />

se<strong>in</strong>es Viehs.<br />

Ke<strong>in</strong> Wort darüber, daß die Umweltproblematik, wie sie uns heute bedrängt, erst e<strong>in</strong> sehr<br />

junges K<strong>in</strong>d der Menschheitsgeschichte ist. Vor der Zeit der Aufklärung <strong>und</strong> noch geraume<br />

Zeit danach existierte sie überhaupt nicht. Auch ursächlich gesehen ist sie eher e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d der<br />

Aufklärung als e<strong>in</strong>e Konsequenz des Christentums. Sie wurde ausgelöst durch die technische<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>dustrielle Entwicklung, die ihrerseits auf der menschlichen ratio, auf Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Aufklärung <strong>und</strong> dem daraus hervorgegangenen rücksichtslosen Effizienzdenken beruht. Auf<br />

jeden Fall ist sie Menschenwerk seit der Zeit der Aufklärung <strong>und</strong> auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Aufklärung.<br />

Wenn wir der Probleme noch e<strong>in</strong>igermaßen Herr werden wollen, brauchen wir neue<br />

weltanschauliche Gr<strong>und</strong>lagen. Wir brauchen e<strong>in</strong>e liebevolle <strong>und</strong> schonende Haltung zur<br />

Umwelt. Daß es damit zur Zeit trotz aller Lippenbekenntnisse nicht weit her ist, zeigt der wild<br />

weggeworfene Müll an Straßenrändern, Eisenbahnstrecken <strong>und</strong> auf öffentlichen wie privaten<br />

Gr<strong>und</strong>stücken. Wir brauchen e<strong>in</strong>e Abkehr vom Materialismus mit se<strong>in</strong>er Überbetonung der<br />

materiellen Werte <strong>und</strong> des materiellen Lebensstandards, die so weit gehen müßte, daß wir uns<br />

zur Senkung unseres materiellen Lebensstandards durch Verzicht auf viele materielle<br />

"Errungenschaften" bereit fänden. Und wir brauchen viel Kreativität zur Entwicklung<br />

größerer Effizienz <strong>in</strong> der Nutzung der knappen Ressourcen des Raumschiffs Erde <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />

Vermeidung von Umweltbelastungen. Liebevoller Umgang mit der Umwelt als Schöpfung<br />

Gottes, Abkehr vom Materialismus <strong>und</strong> materiellen Lebensstandard zugunsten höherer <strong>und</strong><br />

wichtigerer Werte, "transzendentale Distanz" (Millendorfer) <strong>und</strong> Abkehr von sexueller<br />

Diszipl<strong>in</strong>losigkeit als kreativitätsfördernde Faktoren f<strong>in</strong>den sich sämtlich <strong>in</strong> der <strong>christliche</strong>n<br />

Weltanschauung, die sich damit als der modernen Umweltproblematik <strong>in</strong> besonderer Weise<br />

gewachsen erweist.

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