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Backstage ı Regionalverbände Regionalverband Zentralschweizer Volkstheater RZV Sekretariat: Steve Volkart Ennenmatt 30, 6103 Schwarzenberg Tel./Fax 041 497 40 20 eMail: sekretariat@rzv.ch Vorstellung neuer Mitglieder Im Verlaufe des letzten Jahres sind dem RZV drei Gruppen beigetreten: Theater Spiringen, Theatergruppe Emmetten, und icommedianti Luzern. Die ersten beiden wurden in den vergangenen Ausgaben der ThZ vorgestellt. In dieser Ausgabe stellt sich die Theatergruppe Emmetten vor. Der Vorstand des RZV und alle Theatergruppen freuen sich, die Neumitglieder auf diese Art besonders willkommen zu heissen. Theatergruppe Emmetten Im Jahre 1954 finden sich erste Spuren von Emmetter Theateraufführungen. Bis 2006 wurden diese gemeinsam mit dem Konzert der Musikgesellschaft organisiert. Seit 2007 ist die Theatergruppe Emmetten für die Durchführung der Emmetter Theatertage verantwortlich. Im Jahre 2008 trat die Gruppe dem RZV als Mitglied bei. bild: zvg An einem kalten Januarabend begebe ich mich zum Emmetter Theaterstübli, dem Treffpunkt der Theatergruppe Emmetten. Bereits draussen hört man lautes Gelächter und wild durcheinander sprechende Leute. Die Tür geht auf und alle Anwesenden begrüssen mich mit einem lauten Hallo. Sofort spürt man die Kamaradschaft und die Herzlichkeit, die in der Gruppe herrscht. Der Tisch ist bedeckt mit leckeren Kuchen, Guezli, Salzgebäcken wie auch mit Kaffee und verschiedenen Süssgetränken. Sobald alle 12 Schauspieler einen Platz in der lockeren Runde gefunden haben, ergreift der Präsident das Wort. Bevor mit der Leseprobe begonnen werden kann, müssen noch einige organisatorische Fragen betreffend der bevorstehenden Emmetter Theatertage geklärt werden. Welche Werbemassnahmen sind geplant? Ist das Menü für das beliebte Theater- Znacht ausgewählt worden? Wie sieht das heurige Bühnenbild aus? Welche besonderen Kostüme werden für die Produktion gebraucht? Zugegeben, dies sind alles Fragen, die jeder Theaterorganisation bestens bekannt sind. Mit diesen Fragen beschäftigen sich meistens eigens dazu gegründete Gruppen. In Emmetten jedoch sind die Schauspieler gleichzeitig Regie, Bühnenbildner, Werbefrau, Serviertocher oder auch Küchengehilfe. So darf man nicht erschrecken, wenn die Kassenfrau fünf Minuten später auf der Bühne ein verwirrtes Zimmermädchen spielt. Oder der nette Herr, der das bestellte Kaffee an den Tisch gebracht hat, einem im Theaterstück plötzlich als Bösewicht wiederbegegnet. Die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft, die ich in den Leseproben erfahren habe, finde ich nun auch als Theaterbesucher an den Emmetter Theatertagen wieder. Schon in der Eingangshalle fällt die Dekoration, passend zum Theaterstück, und die üppige Tombola auf. Einige Schritte weiter verführt ein grosser Korb mit Süssigkeiten einen zum Naschen. Jeder Gast wird von einem der Schauspieler persönlich begrüsst und zu seinem Platz begleitet. Ein Gläserklirren ertönt und die Besucher werden von einem der Hauptdarsteller zum Apero eingeladen. Was danach folgt ist ein feines Theater-Znacht. Ein Gaumenschmaus, darin sind sich alle einig. Gespannt warte ich gesättigt auf die bevorstehende Theateraufführung. Der Vorhang geht auf und schon nach einigen Minuten fallen die ersten Lacher. Denn darauf hat sich die Theatergruppe Emmetten spezialisiert – auf lustige, herzergreifende Theaterstücke. Die Besucher sollen all ihren Stress und ihre Alltagssorgen für ein paar Stunden vergessen können. Entspannen und herzhaft lachen, das ist das Motto der Theatergruppe Emmetten. Das gelingt den Schauspielern sofort und schon sieht man die ersten Lachtränen der Besucher über ihre Wangen kullern. Sei es, weil über eine witzige Pointe gelacht werden musste, oder über einen Schauspieler, der eine missliche Lage spontan und erfolgreich überbrückte. Die Emmetter Theaterleute spielen aus Spass und aus dem Bauchgefühl heraus. Und jedem Schauspieler wird sehr viel Freiheit in der Interpretation seiner Rolle gewährt. Daraus entsteht eine Herzlichkeit und eine Liebe zum Schauspiel, die bei jeder Aufführung unweigerlich aufs Publikum rüberschwappt und so eine einzigartige Stimmung entstehen kann. Man spürt die Motivation der Schauspieler, das Publikum zum Lachen zu bringen. Nachdem der Vorhang gefallen ist, sinke ich erschöpft und glücklich in meinen Stuhl. Zwei Stunden herzhaftes Lachen fordert seinen Tribut. Nachdem ich mich wieder erholt und meine Tombola-Preise abgeholt habe, mache ich mich auf den Heimweg. Mit dem Vorsatz, nächstes Jahr sicher wieder zu kommen. Eva Meier, eine treue Theaterbesucherin Hinweis 150 Theatergesellschaft Buochs So 8. November–So 29. November Seeplatz 10 6374 Buochs Jubiläumsausstellung zum Thema «Urkultur» mit verschiedenen integrierten Anlässen. Mi–Fr 15–21h, Sa 10–12h + 14–20h, So 10–18h 12 Theater-Zytig 0911
Bühne Amt Entlebuch Eine Landkarte von Gut und Bös Der Titel des Stücks alleine steht wohl nicht gerade für einen Gassenfeger. Der Name des Autors schon eher und zusammen mit dem Untertitel, einer Art Genreangabe, wird klar, dass hier ein ebenso unterhaltsamer wie anregender Theaterabend aufbereitet wird. Die Bühne Amt Entlebuch hat mit der Wahl dieses 1990 uraufgeführten Stücks des Basler Autors Hansjörg Schneider ein gutes Gespür gehabt: Die Gegensätze von Haben und Nichthaben und die Frage nach Gut oder Böse sind im Alltag omnipräsent. «Herz und Leber, Hund und Schwein» bietet eine ungeschminkte Darstellung was passiert, wenn ganz unterschiedliche Werte aufeinander treffen und sich Arm und Reich in die Haare geraten. Es ist aber eine Komödie und das Stück bietet denn auch beste Unterhaltung. Und ganz STückwahl ı Backstage INFOS ZUM STÜCK Herz und Leber, Hund und Schwein Komödie (Eine moderne Commedia dell’Arte) von Hansjörg Schneider Regie: Elvira Plüss Dauer: ca. 110 Minuten, ein Bühnenbild, Kostüme und Requisiten: Gegenwart, Darstellende: 2D/4H. Rechte: Verlag der Autoren, Kontakt: www.buehne-amt-entlebuch. ch Kurzbeschrieb: Ein junges, bettelarmes Paar, Arlecchino und Colombina, verlässt die Heimat, um im wohlhabenden Nachbarland Arbeit und Auskommen zu finden. Dort allerdings sind sie alles andere als willkommen. Die örtliche Gesellschaft wird dargestellt durch den reichen Pantalone, den gelehrten Dottore, den machtvollen Capitano sowie die dienstfertige Lina. Da redliche Arbeit der beiden Zugewanderten weder gefragt noch gewünscht ist, lässt sich Arlecchino auf ein gewagtes Geschäft ein: Er verkauft den beiden schwerkranken Pantalone und Dottore sein Herz beziehungsweise Leber, darf es sich dafür bis zum Stichtag Martini (11. November) mit seiner Colombina gut gehen lassen. Nur dank eines «Kunstgriffs» seiner Colombina überlebt Arlecchino diesen Handel, während Pantalone mit dem Herz eines Hundes und Dottore mit der Leber eines Schweins ein neues Leben fristen dürfen. im Sinn der Commedia gewinnen dabei selbstverständlich die kleinen Leute. Die Unmittelbarkeit von Themen wie Bürgerkriege, Fremdenfeindlichkeit oder Organhandel stellen aber in der Inszenierung eines Theaterstücks eine grosse Herausforderung dar. Es droht die Gefahr der Oberflächlichkeit auf der einen, und die des moralisierenden Fingerzeigs auf der anderen Seite. Die Luzerner Regisseurin Elvira Plüss lässt sich davon nicht beirren und geht den Weg, den das Stück vorgibt: Hier wird dem Publikum ein Spiegel vorgehalten, wie das Leben so spielt. Das Ganze ist aber verpackt in eine Komödie, denn schliesslich soll der Mensch auch etwas zu lachen haben, wenn er schon ins Theater geht. Oder, wie es die Regisseurin nach der Premiere sagte: «Ich will im Theater niemanden zur Betroffenheit verknurren.» Dass dieser Anspruch gelingen konnte, ist der Verdienst eines Ensembles, das sich in den Dienst des Produkts stellt. Die Besetzung des Stücks mit nur sechs Sprechrollen und die schnelle, teils akrobatische Leistungen fordernde Inszenierung stellt an Laien eine hohe Herausforderung. Dem gegenüber steht ein statischer 24-köpfiger, im schlichten Bühnenbild aber stets präsenter Chor. Die eigens komponierte und arrangierte Musik von Esther Bucher und Herbert Renggli ist dabei viel mehr als Hintergrundsound: Hier wird mit Liedern und starker Präsenz den dramatischen Aspekten in der Komödie ein weiter Raum geöffnet. In diesem Gesamtbild auf der langgezogenen, schlichten Bühne kann sich das Publikum bewegen wie «auf einer Landkarte von Gut und Böse», wie es Elvira Plüss nannte. Die Bühne Amt Entlebuch zeichnet sich in der Region aus durch eine sorgfältige Theaterarbeit, die mit professioneller Unterstützung für anspruchsvolles Laientheater steht. Mit «Herz und Leber, Hund und Schwein» ist es der Truppe gelungen, die hochgesteckten Ziele zu erreichen und das Publikum für ein weiteres Experiment zu gewinnen. Dass dabei ein zeitgenössischer Schweizer Autor berücksichtigt wurde, verdient ebenfalls Anerkennung. Martin Spilker bild: zalphonse teuscher Theater-Zytig 0911 13
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