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Austausch 2009 - Fachschaft Maschinenbau

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von kleinen Schildern mit dem bekannten Atom-Symbol gesäumt, hier wurden<br />

besonders stark kontaminierte Wohnhäuser eingeebnet und vergraben.<br />

Nach ein paar Minuten Fahrt sahen wir aus ein<br />

paar hundert Metern Entfernung zum ersten Mal<br />

das Kernkraftwerk. Ein grauer Betonsarkophag<br />

umgeben von mächtigen Maschinenhallen und<br />

metallenen Kühltürmen. Der graue Himmel und<br />

die dunstige Luft taten ihr übriges zu der recht unheimlichen<br />

Atmosphäre, die das Gebiet umgibt.<br />

Yuri hatte einen Geigerzähler mitgebracht, den er<br />

munter aus dem offenen Fenster hielt. Es wurden<br />

Belastungen von etwa 400 Becquerels gemessen,<br />

etwa dem Vierzigfachen der Strahlenbelastung in<br />

einer Großstadt. Yuri meinte, das sei ok, doch war<br />

es einigen etwas schummrig zu Mute.<br />

Wir verloren den Komplex wieder aus den Augen<br />

und näherten uns Pripjat, der ehemals 40000 Einwohner<br />

zählenden Retortenstadt, die für die Arbeiter<br />

und Wissenschaftler des Kraftwerks errichtet,<br />

jedoch nach dem Unglück komplett geräumt wurde. Die armen Bewohner mussten<br />

ihre junge Heimatstadt schon zwanzig Jahre nach der Grundsteinlegung<br />

wieder verlassen. Nach einer weiteren bewachten Schranke meldete Yuri, wir<br />

befänden uns nun auf der Hauptstraße Richtung Stadtzentrum, doch schien<br />

es eher als führte sie uns geradewegs in einen Wald. Der holprige und löchrige<br />

Weg war etwa drei Meter breit und komplett von Bäumen und Sträuchern<br />

gesäumt. Tatsächlich hat sich die Natur seit der Räumung der Stadt im Jahre<br />

1986 jede Ecke und jeden Winkel zurückerobert. Unser schweigsamer Busfahrer<br />

hatte alle Mühe, den PKW-großen Schlaglöchern auszuweichen.<br />

Schließlich erreichten wir<br />

das Zentrum der Stadt, ein<br />

großer asphaltierter Platz,<br />

der von tristen Betonklötzen<br />

mit Hammer und Sichel flankiert<br />

wird. Yuri erzählte uns<br />

in seinem Russisch-Englisch<br />

vom Schicksal der Stadt<br />

und von der Funktion der<br />

einzelnen Gebäude. Wir<br />

stiegen aus dem Bus und<br />

konnten uns darauf frei auf<br />

dem Platz bewegen. Auch<br />

hier hat die Natur ihr Bestes

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