Theorie Sozialkompetenz in der Resonanzmethode - Institut Kutschera

3.5.2.1 Die Zukunft der Schule 8
Die Welt verändert sich. Und die Erziehung? Was, ist und bleibt ein Streitthema. Autokratisch
versus demokratisch. Egalitär gegen permissiv, autoritär contra laissez-faire – in punkto
Erziehungsstil gibt es keinen Konsens, nur Verunsicherung. Be Eltern wie Kindern. Wenn
aber der Boden unter den Füßen fehlt, lässt es sich schwer tanzen, nur stolpern: „Jedes
fünfte Kind ist veraltensauffällig, ein Drittel leidet an psychosomatischen Beschwerden. Und
acht Prozent haben depressive Störungen“, so die Psychotherapeutin Ursula Neumann. Wo
Eltern hilflos sind, ist es oft an den Schulen, Kindern auf die Komplexen Anforderungen der
modernen Gesellschaft vorzubereiten. Dafür muss man ihnen neben fachlichen
Qualifikationen auch andere Kompetenzen mitgeben sind sich Experten einig. Nicht einig
sind sie sich darüber, wie dies geschehen kann – und welche Kompetenzen es sein sollen.
Zwei Schul- und Erziehungsmodelle in der Gegenüberstellung:
Modell: Disziplin
Zurück in die 5oerFrüher war alles besser? 2003 machte der englische TV-Sender
Channel4 die Probe aufs Exempel: Er versetzte eine Schulklasse zurück in die 5oer-Jahre.
Dreißig 16-jährige zogen für 4 Wochen in das Internat High Wycombe. Gameboy, TV
und Computer? Fehlanzeige. Alle Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts wurden verbannt,
Toiletteartikel und Privatsphäre eingeschlossen. Dafür gab's: Stricken in der Freizeit, einen
rigorosen Lehrplan im Frontalunterricht und – einen Minimalabstand von 25 Zentimetern
zwischen Mädchen und Jungen. Fehlverhalten wurde wie anno dazumal hart sanktioniert.
Mit kalten Duschen, Dauerlauf oder Schulverweis. Das Ergebnis: Gewohnt an einen
egalitären Umgang fiel es den meisten Schülern schwer, die Autorität er Lehrer
anzuerkennen.
Dementsprechend häufig setzte es Strafmaßnahmen. Den Französisch und Mathetest
bestanden nur drei Schüler. Einer bekannte: im heutigen Schulsystem gehöre ich der Spitze
an, vor 50 Jahren wär ich der Bodensatz gewesen."
Er betonte aber auch, dass er im selben Zeitraum viel mehr gelernt und sich nach einer
Eingewöhnungsphase sehr wohl im Unterricht gefühlt habe. Niemand störte, die
Konzentration war besser und die Regeln waren klar. „Es war gut, dass man jederzeit
wusste, woran man ist: Mach ich dies, passiert das.“
Erziehung zur Disziplin:
Für den ehemaligen Schulleiter der deutschen Eliteinternatsschule Schloss Salem
am Bodensee, Dr. Bernhard Bueb, sind die Ergebnisse des Experiments nicht verwunderlich:
Junge Menschenbrauchen klare Regeln und Konsequenz." Er plädiert daher in seinem Buch
Lob der Disziplin für eine zentrale Rolle dieses Wertes in der Erziehung. Disziplin ist für ihn
die Voraussetzung für Glück und Freiheit. ,,Nur wer früh lernt, Verzicht zu üben, Autoritäten
anzuerkennen und Verantwortung zu übernehmen, kann später sein Leben selbst bestimmt
in die Hand nehmen! In Salem wird zwar nicht nach den Prinzipien der 5oer-Jahre
unterrichtet, Tradition, Disziplin und moralisches Verhalten sind aber dennoch Werte, die
zum Prinzip der Kaderschmiede gehören. Salem gilt als eine der strengsten Schulen im
deutschen Sprachraum. Es gibt einen klaren Maßnahmenkatalog an den sie sich alle halten
müsse. Tun sie es nicht, wissen sie, was sie erwartet. Respektlosigkeiten gegenüber den
Lehrern oder Versäumnisse bei den Hausaufgaben werden mit Strafarbeiten in der
Schulküche oder Morgenläufe geahndet. Was Schüler und Lehrer denken: ,,Nach Salem zu
gehen war die beste Entscheidung meines Lebens", sagt Philipp Gaschütz, heute 27 und
Geschäftsführer einer IT-Firma. Viele Absolventen der Eliteschule, darunter auch Sophia, die
8 Dies ist ein Artikel von Tanja Amann und Daniela Schuster erschienen in der Wienerin 2007
Theorie OÖ_ 1/281008 www.kutschera.org S48/113