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pdf (1104 KB) - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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dem Publikum provoziert. Die Intention ist bei aller Unterhaltung, die der Wechselgesang<br />

anbietet, die auf Veränderung setzende Kritik.<br />

Als einsamer Gegner aller pazifistischen Tendenzen im deutschen Kabarett beklagt<br />

Günter Neumann mit den Insulanern jede militärische „Leisetreterei“. Er hat sich, wie<br />

bereits weiter oben besprochen, ohne Einschränkung der Bonner Linie verpflichtet.<br />

Neumanns Klagelied ist schrill, die Töne entstammen dem intellektuellen Sperrfeuer der<br />

Militärs. Auge um Auge heißt die Devise aus Berlin.<br />

Die Bundeswehr will man vom Osten hintertreiben,<br />

die sind bewaffnet, darum soll'n wir schutzlos bleiben,<br />

Herr Ebert schrie: Bonn soll das Militär entfernen,<br />

allein der Osten hat das Anrecht auf Kasernen,<br />

wo man sich nicht, wie wir, vor Uniformen scheute –<br />

seid wachsam Leute. 106<br />

Die panische Angst vor dem Osten, die Furcht vor einer soldatenlosen Gegenwart in<br />

Berlin, sie spiegelt nicht die gängige Auffassung der Kabarettisten wider. Landauf, landab<br />

- zumal in den Westsektoren bekämpft das Ensemble der Kritiker auf den Kleinbühnen die<br />

Remilitarisierung. Der Konsens, der hier herrscht, ist nahezu einhellig und unterscheidet<br />

sich höchstens graduell, nicht jedoch prinzipiell. Das Kabarett, und das ist bei seinem<br />

Hang zur Übertreibung und Überspitzung dann doch erstaunlich, befindet sich insgesamt<br />

Mitte der fünfziger Jahre mit seinen antimilitaristischen Nummern in einem größeren<br />

Konsens zu der Bevölkerung als die Mehrheit der Bonner Volksvertreter bei diesem<br />

Thema. Eine repräsentative Untersuchung vom Allensbacher Institut für Demoskopie<br />

signalisiert 1957 jedenfalls immer noch erhebliche Distanz der Befragten zu der<br />

Einrichtung der Bundeswehr.<br />

106Zitiert in: Sweringen, van Bryan T., 1989, S. 165.<br />

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