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pdf (1104 KB) - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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klein wenig besser werden könnten, wenn man sie oft genug beschimpft, bittet, beleidigt<br />

und auslacht. Satiriker sind Idealisten.” 79<br />

Demokratisch - aber wie! Spötter wider die Reaktion<br />

1947: Es ist die Geburtsstunde einiger Studentenkabaretts, des nonkonformistischen<br />

Spotts zwischen Mensa-Tischen und der Alma mater. Die Amnestierten heißt ein solcher<br />

Zusammenschluß an der Kieler Universität. Zunächst als „Reisekabarett“ mit literarischen<br />

und politischen Ambitionen gestartet, schicken sich Joachim Hackethal, Klaus Peter<br />

Schreiner, Walter Niebuhr und Ernst König an, hinter den Müll der braunen Vergangenheit<br />

und Gegenwart zu leuchten. Die Männer haben etwas zu sagen, es gibt auch reichlich zu<br />

beklagen. Den Namen legen sich die akademischen Kabarettisten in direkter Anspielung<br />

auf einem Erlaß der Alliierten zu: Diese verfügen im Sinne der bürokratischen<br />

Vereinfachung bei der „Entnazifizierung“ erst einmal, jeder habe als unbescholten und<br />

unbelastet zu gelten, der nach 1919 geboren ist. Auch das erfüllt den Tatbestand der<br />

„Gnade der späten Geburt“, ein Vorzug, von dem Jahrzehnte später der erste pfälzische<br />

Bundeskanzler mit Nachdruck sprechen wird. Das Eingangslied der Amnestierten - sie<br />

singen es in Cambridge und London, in Basel und in Skandinavien - kündet davon.<br />

700.000 Reisekilometer legen die Kabarettisten bis zum Aus im Juni 1965 in Berlin<br />

zurück.<br />

Song der Amnestierten<br />

Unbelastet,<br />

Doch betroffen<br />

Von den letzten tausend Jahren,<br />

Hat man uns amnestiert,<br />

Doch die Deutschen<br />

79 Ebd., S. 489.<br />

94

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