27.04.2014 Aufrufe

pdf (1104 KB) - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

pdf (1104 KB) - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

pdf (1104 KB) - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

http://www.mediaculture-online.de<br />

als Eintrittskarten<br />

Minister mußt du schon sein<br />

sonst gibt dir keiner 'nen Schein<br />

Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt<br />

Sie müssen warten<br />

Text: Kurt Feltz, Musik: Peter Laine, 1966 138<br />

Als das iranische Kaiserpaar im Frühsommer 1967 die Bundesrepublik und West-Berlin<br />

besucht, kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Angeheuerte „Jubel-Perser“ auf der<br />

einen Seite und eine brutal zuschlagende Polizei auf der anderen heizen die Stimmung in<br />

Berlin an. Eine Vermittlung zwischen Demonstranten und Ordnungskröten ist aufgrund der<br />

militanten Stimmung nicht möglich. Am Abend des 2. Juni wird der Germanistik-Student<br />

Benno Ohnesorg von einer Polizeikugel hingestreckt. Polizeiobermeister Karl-Heinz<br />

Kurras gibt um 20 Uhr 30 die beiden tödlichen Schüsse ab. Der Journalist Jürgen<br />

Henschel erinnert sich:<br />

„Wir Journalisten machten unsere Arbeit, angesteckt von der allgemeinen Stimmung. Ich<br />

pendelte hinter, vor und zwischen den Polizeilinien. So kam ich auch in den Garagenhof, wo ein<br />

kopfverletzter Jugendlicher gerade von einer jungen Frau, die offenbar nicht zu den<br />

Demonstranten gehörte, versorgt wurde. Ich wechselte mit der Frau einige Worte, machte eine<br />

Aufnahme, auch noch, als der Jugendliche auf einer Trage ins Sanitätsauto gebracht wurde.<br />

Spät in der Nacht erst endeten die Auseinandersetzungen. Am nächsten Morgen teilte der<br />

Rundfunk mit, daß ein Jugendlicher bei dem Polizeieinsatz `zum Schutz der öffentlichen<br />

Ordnung´ ums Leben gekommen war.“ 139<br />

Kaum ein Jahr später wird der intellektuelle Kopf der Studentenbewegung, Rudi Dutschke,<br />

am Gründonnerstag 1968 von Josef Bachmann durch Kopfschuß schwer verletzt. Tage<br />

zuvor hat die Deutsche Nationalzeitung (22.3.68) zur bedenkenlosen Hatz auf den<br />

Studentenführer aufgerufen. „Stoppt Dutschke jetzt! Sonst gibt es Bürgerkrieg“ - so lautet<br />

die Schlagzeile im braunen Kampfblatt. Bachmann liest den Aufruf und setzt das<br />

Gelesene naiv und bedenkenlos in die Tat um. Die Saat der Presse geht auf, und ein<br />

kleiner Teil der Studenten wird sich in der Folgezeit weiter radikalisieren, bis hin zur<br />

folgenschweren Abirrung des RAF-Terrors.<br />

138Zitiert in: Buhmann, Heide, Liederbuch der Rock- und Songpoesie, Bd. 2, 1993, S. 198.<br />

139Henschel, Jürgen, in: Siepmann, Eckhard (Hrsg.), Heiss und kalt, 1988, S. 569.<br />

167

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!