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pdf (1104 KB) - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Der Ausschuß drehte sich so gequält, weil der Intendant nur noch kurz im Amt ist und weil man<br />

ihm zum Abschied keine Rüge mitgeben wollte. Das ist nett, dient aber nicht der Reinlichkeit des<br />

Senders. Wer einen bösartigen Schwachsinn zu verantworten hat, wie er in dem Film „Die<br />

Terroristen“ zu besichtigen war, der muß sich auch noch am letzten Tag an seine<br />

Verantwortung erinnern lassen.<br />

Ulrich Wildermuth, Südwestpresse, 5.12.1992<br />

Zensur sei die mit Machtmitteln versehene Kontrolle menschlicher Äußerungen, haben die<br />

Wissenschaftler Michael Kienzle und Dirk Mende notiert. 177 Zensur führt nach dieser<br />

Einschätzung bei Bedarf „zu rechtsförmigen und außerrechtlichen Sanktionen.<br />

Beispielsweise zur Behinderung, Verfälschung oder Unterdrückung von Äußerungen vor<br />

oder nach ihrer Publizierung.“ Die Grenzen, die dabei berührt oder auch überschritten<br />

werden sind fließend, manchmal auch schwierig in ihrer Bewertung. Die Ablehnung eines<br />

zur Uraufführung eingereichten Schauspiels durch den Intendanten kann mit Zensur<br />

etwas zu tun haben, es ist aber nicht zwingend. Die objektiv zensurierende Arbeit im<br />

Lektorat des Senders steht gelegentlich unter dem Verdacht der Literatur-Beugung. Das<br />

Terrain ist allemal schlüpfrig, die Begriffe müssen am jeweiligen Fall stets neu definiert<br />

werden. Der Rotstift kommt gelegentlich ganz leichtfüßig und mit dem beliebten Argument<br />

des „Sachzwangs“ daher. Ein solches Beispiel bringt Hanns Dieter Hüsch zu Papier. Die<br />

Satire ist der Realität absolut gewachsen und belegt die Mutationen der Zensur, zeigt<br />

alten Wein in neuen Schläuchen.<br />

Eins dreißig<br />

„Jaa ...“, sagte der junge Redakteur Roland Müller-Remscheid, „Ihr Textbeitrag ist ja<br />

hochinteressant. Aber zu lang, zu lang.“<br />

„Wie lang ist er denn?“, fragte ich.<br />

„Frau Bachmann, wie lang ist der neue Hüsch-Text?“<br />

„Etwas über neun Minuten“, rief Frau Bachmann zurück.<br />

177Kienzle, Michael/Mende, Dirk, 1980, S.231.<br />

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