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pdf (1104 KB) - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Die Ansprache im Dialekt - als Berliner Schnauze wie Günter Neumann, als „Schlesischer<br />

Schwan“ wie Ludwig Manfred Lommel, als schwäbischer Nörgler wie Willy Reichert, als<br />

kritische Instanz wie Polt oder Keuler - läßt sich für die Ablichtung subjektiv erlebten<br />

Unglücks oder sozialen Leids, in der Wirkung intensiv und „zudringlich“, ganz vorzüglich<br />

nutzen. Die Mundart demaskiert nicht nur Protagonisten, sie erlaubt auch den Blick in<br />

bedrohte Innenräume, auf den Zustand der psychischen Verunsicherung durch<br />

Arbeitslosigkeit zum Beispiel. In diesem Kontext haben Joana Emetz und Joy Fleming<br />

1986 mit dem Chanson Butzekrampele ein ansprechendes Lied kreiert. Der Mannheimer<br />

Dialekt schafft Nähe, aus der das Bild einer anonymen und feindlichen Gesellschaft sich<br />

abhebt. Die Welt wird im Chanson als insgesamt dichotomisch erfahren: Der Idylle ist das<br />

drohende Schreckgespenst der Arbeitslosigkeit vermittelt, die von anonymen Kräften<br />

(„was mache se bloß?“) gesteuert ist. Das Lied argumentiert nicht durch eine Geschichte,<br />

es überzeugt durch Emotionalität im vorgetragenen Ton. Seine Rationalität ist die<br />

Perfektion der Künstlerinnen Joana Emetz (Text und Musik) und Joy Fleming (Gesang),<br />

„ein musikalisches Gassenkind, das Musik nicht liest, nicht lesen kann, sondern hört, das<br />

Sprachen durch Singen gelernt hat, das nur ein paar Takte Rhythmus und eine<br />

Andeutung von Melodie wahrzunehmen braucht, um sofort in Musik zu verfallen“. 174<br />

Butzekrampel<br />

1.<br />

Do renne se moi kläne Butze,<br />

Vertreiwe drauß de Rege.<br />

Mache Wind bis in die Wolke,<br />

Daß die sich bewege.<br />

Lache, pfeife, mache Krach<br />

Un en Mordskrakeel,<br />

Un ich steh unner'm Regedach,<br />

Hab Wolke uff de Seel':<br />

Die werre bald groß,<br />

Was mache se bloß?<br />

174Sack, Manfred, 1991, S. 62.<br />

215

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