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pdf (1104 KB) - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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So kommt es auch, daß Kabarett und Kabarettisten von Parteigängern, die nichts anderes<br />

sind, immer mit Mißtrauen betrachtet werden, ob sie links oder rechts stehen. Überdies<br />

gibt es noch einen weiteren Stein des Anstoßes: wenn der Kabarettist verkündet, er wolle<br />

etwas Hübsches singen, ist das ja nicht bloß ironisch gemeint. Unterhaltung gehört schon<br />

zum Kabarett dazu, Caféhaus- und Kneipenatmosphäre sind nicht nur sein äußerlicher<br />

Rahmen, sondern werden durch das Ideal geselliger Gemeinsamkeit verbunden.<br />

Didaktisches Theater, Lehrstücke im kleinen, darf man von den Sketchen und Szenen<br />

hier glücklicherweise nicht erwarten, es wird gelacht, der Humor bricht immer wieder die<br />

Speerspitzen der Feindseligkeit, und die komische Aufklärung soll das Publikum<br />

vergnügen - welch ein Greuel für Funktionärsschädel jeglicher Couleur. Ein Greuel - oder<br />

zumindest ein verdächtiger Fremdkörper ist das Kabarett wohl auch aus diesem Grunde<br />

für die Wissenschaft geblieben. Sich ernst über den Humor zu äußern, birgt immer die<br />

Gefahr, selber komisch zu wirken, und das fürchten die Gelehrten aller Zeiten und Länder<br />

seit jeher. Außerdem ist das Kabarett eine Mixtur aus allen möglichen kleinen Formen der<br />

literarischen und theatralischen Künste, dem Jahrmarkt verdächtig nahe, begrifflich<br />

schwer zu fassen, noch dazu der Tagesaktualität verpflichtet und daher offenbar von<br />

zweifelhaftem Kunstanspruch. Christian Hörburger hat in diesem Buche eine Methode<br />

bemüht, die seinem Gegenstand selber nicht fremd ist: eine Art „Nummernprogramm“, in<br />

dem das Beispiel und die Analyse, Text und Beschreibung einander abwechseln und sich<br />

gegenseitig erhellen. Der Zeitraum: die neuere deutsche Geschichte von 1933 bis zur<br />

Gegenwart, ist weit gespannt und ausladend genug, um alle Formen und Mittel des<br />

Kabaretts zur Darstellung zu bringen, uns aber auch nicht fern, so daß umständliche<br />

historische Exkurse, die detaillierte Einbettung ins Zeitgeschehen - Feinde jeder<br />

kabarettistischen Wirkung - meist entfallen können. Zum dritten Male also: „Jetzt wollen<br />

wir was Hübsches singen“ - diesmal als „Vorhang auf“ fürs Buch, seinen Autor und alle<br />

seine Proben aufs Exempel.<br />

Gert Ueding<br />

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