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Nyelvtudományi közlemények 91. kötet (1990)

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86 HONTI LÁSZLÓ<br />

Dies- und jenseits der l 6(0)'<br />

(Über das Zahlwortsystem der finnisch-ugrischen Grundsprache)<br />

von LÁSZLÓ HONTI<br />

In der geschichte der Finnougristik ist des öfteren die Meinung geäußert worden, die<br />

finnisch-ugrische Grundsprache hätte beim Zählen bzw. bei der Bildung der Zahlwörter<br />

über ein Sechseroder Siebenersystem verfügt. In den letzten Jahren hat Kaisa Häkkinen<br />

auf Tatsachen hingewiesen, die mit dieser fest verwurzelten Ansicht nicht vereinbar sind<br />

und eindeutig für das Zehnersystem der Grundsprache zeugen; auch Klara Majtinskajas<br />

diesbezügliche Äußerungen sprechen für die Annahme des Dezimalsystems in der Grundsprache.<br />

In den Jahren des Zweiten Weltkriegs versuchte A.S.C. Ross in zwei Aufsätzen,<br />

die der Aufmerksamkeit der meisten Finnougristen entgangen sein mögen, ein ehemaliges<br />

Sechsersystem in der fiugr. Grundsprache zu beweisen. Seiner Argumentation liegen<br />

zwei Fakten zugrunde: a) die gemeinsamen fiugr. Zahlwörter [in der ersten Dekade] hören<br />

mit '6' auf, b) die Konstruktionen der Zehnerzahlwörter bis '60' und von '70' ab im<br />

Syrjänischen und Wogulischen sind verschieden. Ross hat aber der Tatsache keine Bedeutung<br />

beigemessen, daß a) es keine Spuren eines Sechsersystems in den fiugr. Sprachen<br />

gibt, b) die fiugr. Grundsprache je ein Wort für '10', '100' (und sogar auch für '20') hatte,<br />

c) „Trennungslinien" in der Bildung der Zehnerzahlwörter im Wogulischen auch anderswo<br />

vorkommen (ganz zu schweigen von der Tatsache, daß 60 = ZEHN mal sechs...).<br />

Man kann aufgrund der Zahlwörter der fiugr. Sprachen folgendes feststellen: a) Im<br />

Zahlwortsystem der fiugr. Grundsprache kann keine „Trennungslinie" nach '6' nachgewiesen<br />

werden, d) Die „Trennungslinien" in der Bildung der Namen der Dekaden in<br />

einigen finnisch-ugrischen Sprachen haben nichts mit dem Zahl(wort)system der Grundsprache<br />

zu tun, c) Das Zahlwortsystem der Grundsprache war dezimal, obwohl es eventuell<br />

z.T. durch vigesimales Zählen beeinflußt sein mochte, da das Lexem für '20' nicht<br />

aus dem für '10' gebildet worden war (vgl. hierzu die Zehnerzahlen im Französichen und<br />

Dänischen).<br />

Es ist also Ross nicht gelungen nachzuweisen, daß die Zahlen 6, 60 und die Zahlwörter<br />

für sie eine Trennungslinie in der Entwicklung des Zahl- bzw. Zahlwortsystems<br />

im Finnisch-Ugrischen gebildet hätten. Dieselben Werte — als Lebensjahre gemeint —<br />

spielen dagegen eine gewisse Rolle im Menschenleben: Mit Vollendung des 6. Jahres wird<br />

man ins aktive Leben der Gesellschaft einbezogen und um die des 60. entscheiden sich<br />

viele Leute für den Ruhestand. Unser Jubilar Professor Robert Austerlitz hat aber die<br />

Grenze zwischen den beiden Hälften seines Großhundertes unbekümmert überschritten<br />

und wird seine Tätigkeit nach wie vor fortsetzen.<br />

Nyelvtudományi Közlemények <strong>91.</strong> <strong>1990</strong>.

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