Nyelvtudományi közlemények 91. kötet (1990)
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Formen und Wege der Sprachmischung<br />
bei deutschen Zigeunern in Ungarn<br />
1. Die Sinti genannten "deutschen Zigeuner" bilden einen Bruchteil des<br />
Zigeunertums in Ungarn. Mészáros schätzt ihre Zahl auf einige Hundert,<br />
die im ganzen Land, meistens jedoch in Transdanubien zerstreut leben. 1<br />
Ihre Vorfahren waren erst um und nach der Jahrhundertwende aus deutschsprachigen<br />
Ländern eingewandert und nomadisierten bis in die 50er Jahre<br />
im Land herum. Auch heute sind sie meistens noch berufsbedingte Halbnomaden:<br />
Scherenschleifer, Jahrmarktsunterhalter und Musikanten. Allerdings<br />
sind sie kaum direkte Nachfahren jener Sinti, deren Sprache um die Jahrhundertwende<br />
von Finck erfaßt wurde, da die bei Finck mitgeteilten Hungarismen<br />
ihrem Dialekt fremd sind. 2 Entlehnungen aus dem Ungarischen scheinen<br />
übrigens auch im sog. Manus-Dialekt der Sinti in Frankreich nicht auf. 3<br />
Es ist also anzunehmen, daß Ungarn nie von allen Sinti-Gruppen, nur von<br />
einzelnen, eher dem europäischen Osten und Südosten zugewandten Großfamilien,<br />
von Zeit zu Zeit, aufgesucht wurde. Der klassische Schwingungsraum<br />
der Sinti war/ist Mitteleuropa, wobei die Randgebiete diese Raumes nur<br />
gelegentlich gestreift wurden: Deutschland, Osterreich, Böhmen, Slowenien<br />
("windische Zigeuner"), Norditalien, Frankreich bis nach Belgien und den<br />
Niederlanden bzw. Nordspanien im Westen, weiters bis nach Polen und dem<br />
historischen Ungarn im Osten. Eine Splittergruppe ihrer Ostflanke — die<br />
sog. Poljäki, d.h. 'Polacken' — zog in der zweiten Hälfte des 19. Jhs aus Polen<br />
zu den Wolgadeutschen nach Rußland, wo sie 1941, zusammen mit den<br />
Deutschen, nach Kasachstan umgesiedelt wurden. 4 Die alten Lehnwörter der<br />
1<br />
3<br />
4<br />
Vgl. Mészáros 1980. 3 ff<br />
Bei Finck 1903 sind verzeichnet dómba 'Berg, Gebirge' (< ung. domb 'Hügel'), tzaro<br />
'tausend' (< ung. ezer), tsapläro 'Kellner, Aufwärter' (< ung. csaplár[os] 'Schankwirt').<br />
Einige Wörter wie mátska 'Katze', korona 'Krone' sind fraglich, da sie nicht nur aus dem<br />
Ungarischen stammen können. Bei den Sinti in Ungarn werden bi£rga 'Berg', tauzant<br />
'tausend' (oder dessel) bzw. khacca 'Katze' verwendet.<br />
Vgl. Barthélémy 1970.<br />
Wentzel 1980 bzw. Mészáros 1980. 3 und Anm. 6.<br />
Nyelvtudományi Közlemények <strong>91.</strong> <strong>1990</strong>.