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Nyelvtudományi közlemények 91. kötet (1990)

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92 C. J. HUTTERER<br />

tralisation des prädikativ gebrauchten Partizips II und des echten Adverbs<br />

in der gleichen Funktion bildet die Vorlage für die Verwendung des Paritizipialadverbs,<br />

das mit dem Suffix -men nur von Verben fremder, hauptsächlich<br />

deutscher Herkunft abgeleitet werden kann, vgl. (dt. hack-) hakrel 'hacken,<br />

( aufschneiden' —* hakermen hi 'ist aufgeschnitten/gehackt'. Dieselbe Konstruktion<br />

ist auch dem Ungarischen eigen, und es ist nicht von ungefähr, daß<br />

sie in ganz analoger Weise auch im Wallachisch-Zigeunerischen entwickelt<br />

wurde, z.B. (ung. borit 'bedecken'>) boritime si 'ist bedeckt': das Suffix<br />

selbst ist balkanisches Erbe. Ganz in deutscher Weise werden die Faktitiva<br />

mit der Verbindung der finiten Formen von mukel 'gestatten, (zu)lassen' mit<br />

dem Infinitiv des Sinnverbs gebildet, vgl. më mukau mangi ti kerel coniöni<br />

'ich lasse mir etwas machen' (Mészáros 1980. 10). Dabei fungiert die sonst<br />

fmite Form der 3.(!)Pers.Sing.Präs.Ind. kerel — wenn auch noch nicht ohne<br />

die Konjunktion ti 'und, wenn' — bereits als echter Infinitiv. 10 Auch die<br />

Kausativa werden analytisch, mit Hilfe von flektiertem kerel 'machen' —<br />

wie im Deutschen — gebildet: koblo 'weich' —• kerel koblo 'weich machen<br />

= erweichen'. Die Inchoativa entstehen (konform mit dem Deutschen und<br />

dem Ungarischen) aus der Verbindung mit den flektierten Formen von vela<br />

'kommt: wird', z.B. kälo 'schwarz' —> vela kälo 'wird schwarz'.<br />

Besonders durchgreifend sind die deutschen Einflüsse im Satzbau. Im<br />

neutralen Aussagesatz nimmt das fmite Verb als Prädikatskern auch dann<br />

den zweiten Platz ein, wenn es in anderen Zigeunersprachen unüblich<br />

ist. Der deutsche Systemzwang, demzufolge kein Satz ohne auch formal<br />

ausgedrücktes Subjekt (es) zulässig ist, unterscheidet das Sinti von allen<br />

anderen mir bekannten Zigeunersprachen. In diesen "uneigentlichen<br />

es-Sätzen" werden in dieser Funktion die nur enklitisch gebrauchten Pronomina<br />

der 3.Pers. lo (Mask.Sing.) li (Fem.Sing.) und le (Plur.) verwendet.<br />

1 Grammatisch sehr wichtig sind jene Funktionswörter, die bei der<br />

Bildung von Wortgefügen und Satzverbindungen unerläßlich sind wie die<br />

Präpositionen an 'an, in', durx 'durch', fon/fun 'von', rm'i, (querjzwerch>)<br />

verga 'gegenüber, über, durch' sowie die Konjunktionen un /und 'und',<br />

(aber>) over 'oder' (der Funktionswechsel ist deutsch!), vider... vider<br />

'werder... noch' (meist in der Form vider nit... vider nit), vai/vaiski 'weil',<br />

ferner Modalwörter vom Typ nit 'nicht' (mit deutscher Wortstellung!),<br />

nor/nur 'nur', vol 'wohl, jawohl, ja', sun 'schon', glai 'gleich, bald', usw.<br />

Die Ansätze zur Entwicklung eines Infinitivs aus der Form der 3.Pers.Sing.Präs.Ind. hat<br />

schon Finck 1903. §12 Anm. 1 beobachtet, vgl. auch Mészáros 1980. 11 Anliche Tendezen<br />

sind auch bei anderen Zigeunersprachen in Ungarn festzustellen, vgl. Hutterer-<br />

Mészáros 1967, Ilutterer 1967, Vekerdi-Mészáros 1974. Es ist ein untrügliches Anzeichen<br />

der allmählichen Loslösung vom "Balkanbund."<br />

Vgl. eingehender bei Finck 1903. 30 und bei Barthélémy 1970. 76 ff.<br />

Nyelvtudományi Közlemények <strong>91.</strong> <strong>1990</strong>.

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