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Nyelvtudományi közlemények 91. kötet (1990)

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88 C. J. HUTTERER<br />

Sinti-Dialekte legen es nahe, daß ihre Vorfahren vom Balkan durch Slowenien<br />

nach Mitteleuropa gelangten, im wesentlichen ohne rumänisches oder<br />

ungarisches Gebiet gestreift zu haben. Die bei Finck verzeichneten Hungarismen<br />

werden erst ihren späteren "Streifzügen" in Rechnung zu stellen<br />

sein.<br />

2. Trotz der in der Forschung üblichen grundsätzlichen Trennung der<br />

Sinti von den Rom-Zigeunern ist die genetische Wechselbeziehung beider<br />

Gruppen noch nicht ganz zufriedenstellend geklärt. 5 Die Selbstbezeichnungen<br />

sind schillernd: neben Sinto erscheint, bes. in Westeuropa auch<br />

Manus (eigtl. 'Mensch'), überall jedoch auch Rom, für die Sprache sogar<br />

im allgemeinen eher romanes 'en langue tsigane' (Barthélémy 1970. 25),<br />

nur in besonderer Hervorhebung sintetikes (Mészáros 1980.22, 39). Die<br />

Etymologie von Sinto ist offen; eine Herleitung vom Indischen ist schon<br />

deshalb mehr als unwahrscheinlich, weil die Motionen davon nach dem<br />

Typ der Fremdwörter erfolgen (sinteca 'Zigeunerin', sintetiko 'zigeunerisch,<br />

Zigeuner-'). Nach außen hin nennen sie sich gadzkene manusa/roma<br />

bzw. sasitke roma, also 'deutsche bzw. "sächsische" Menschen/Zigeuner'<br />

(Barthélémy 1970. 3, Wentzel 1980. 14). Demgemäß heißen sie auch bei<br />

den wallachischen Zigeunern namcicke roma 'deutsche Zigeuner' (Mészáros<br />

1980 a.a.O.). Einzelne Untergruppen (Familienverbände) bezeichnen sich<br />

nach ihrer jeweiligen Heimat (als erwerbsmäßigem zentralen Lebensraum)<br />

auch als Valstike 'Welsche:Französische', Praistike 'Preußische', Poljäki'<br />

'Polacken:Polen', usw. Kurzum: die Sinti halten sich ethnisch wie sprachlich<br />

für eine Sondergruppe der Rom, also äquipollent nicht mit den Rom als<br />

Ganzheit, sondern als Teil davon, äquipollent mit den übrigen Einzelgruppen<br />

der Rom. Im Klartext: Wir sollten von der üblichen dialektal gedachten<br />

Opposition Sinto / Rom abgehen: Rom ist für beide Gruppen der Oberbegriff,<br />

darunter Sinti den übrigen Verwandten wie Vlaxuri, Ungritke roma<br />

usw. als eine Sprache anderen verwandten Sprachen (also nicht Dialekten,<br />

sondern Dialektgruppen) gegenübersteht. Vergleichbar wäre der Begriff<br />

Romani 'Zigeunerisch' etwa mit 'Südgermanisch", Sinti und die übrigen<br />

Gruppen gleicher Größenordnung mit den südgermanischen Einzelsprachen<br />

wie Deutsch und Niederländisch, die ihrerseits Komplexe von kommunikativ<br />

zusammengehörenden Dialekten bilden. 6<br />

3. Die Einwirkung des Deutschen im Sinti hat Knobloch 1953, 5 "in<br />

den Lehnwörtern und vor allem in einer typischen Änderung der Artikulationsbasis"<br />

bezeichnet. Wir werden sehen, daß diese Einwirkung auch den<br />

5<br />

6<br />

S. bei Hutterer 1974. Sp. 689 f.<br />

Vgl. Knobloch 1953. 5 und Hutterer 1974. a.a.O.<br />

Nyelvtudományi Közlemények <strong>91.</strong> <strong>1990</strong>.

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