internationale mathematische nachrichten - Ãsterreichische ...
internationale mathematische nachrichten - Ãsterreichische ...
internationale mathematische nachrichten - Ãsterreichische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Siegfried Grosser war von 1976 bis 1978 Vorsitzender der Österreichischen<br />
Mathematischen Gesellschaft, er war lange Zeit Vorsitzender der Didaktikkommission<br />
in der ÖMG und organisierte 20 Jahre lang mit viel Erfolg<br />
die Fortbildungstagungen im Frühling für die AHS-Lehrer von Wien, Niederösterreich<br />
und dem Burgenland.<br />
Die große Freude seiner letzten Jahre waren seine beiden Söhne, denen<br />
er viel Zeit und liebevolle Aufmerksamkeit widmete. Über ihre Entwicklung<br />
wurde ich von ihm jeden Tag informiert. Ich traf ihn fast jeden Tag im Institut<br />
und oft zum Lunch. Wir sprachen - wie Stan Ulam es einmal formulierte -<br />
über ”<br />
Mathematik und den Rest der Welt“, insbesondere über Altphilologie,<br />
Geschichte, Theologie und auch über Weinheber und Schopenhauer.<br />
Ich habe mit ihm einen Freund verloren, mit dem ich die vielen Höhen<br />
und die noch viel zahlreicheren Tiefen durch 46 Jahre hindurch gemeinsam<br />
erleben und ertragen durfte.<br />
Johann Hejtmanek<br />
Siegfried Grosser wirkte am Aufbau einer allgemeinen Theorie der lokalkompakten<br />
topologischen Gruppen mit. Als er bei Hochschild seine Dissertation<br />
begann, gab es rege Entwicklungen auf diesem Gebiet, verbunden<br />
mit Namen wie H. Freudenthal, K.H. Hofmann, P. Mostert, R. Godement,<br />
J. Tits, E. Thoma, V.I. Ušakov, C. Moore, K. Iwasawa.<br />
In den Arbeiten [1, 2, 5, 6] haben Siegfried Grosser und Martin Moskowitz<br />
zunächst das Konzept der zentralen Gruppe eingeführt und dann<br />
ausgiebig studiert. G heißt zentral (G ∈ [Z]), falls G/Z(G) eine kompakte<br />
Gruppe ist. Damit war es möglich, die bis dato parallel geführte Strukturund<br />
Darstellungstheorie der Abelschen lokalkompakten beziehungsweise der<br />
kompakten Gruppen in einer gemeinsamen Theorie zu behandeln. Für<br />
G ∈ [Z] wurde gezeigt, daß alle irreduziblen Darstellungen endlichdimensional<br />
sein müssen und daß G sich somit als projektiver Limes von zentralen<br />
Liegruppen beschreiben läßt, wobei die Kerne der Abbildungen des inversen<br />
Systems kompakt sind. Insbesondere ist ein solches G unimodular, seine<br />
irreduziblen Darstellungen sind durch Charaktere bestimmt und es gibt Orthogonalitätsrelationen<br />
für die Charakterfunktionen.<br />
Die überaus bekannt gewordene, inhaltsreiche Arbeit über Kompaktheitsbedingungen<br />
[4] ist von Karl Heinrich Hofmann in einer mehr als eine<br />
Seite langen Besprechung der Mathematical Reviews (1766 in Vol. 44/2 MR<br />
1972) ausführlich gewürdigt worden. K.H. Hofmann beginnt sein umfassendes<br />
Referat mit der Aussage ”<br />
This is a landmark paper in structure and<br />
representation theory of special types of locally compact topological groups<br />
and will be a frequently quoted source of reference“.<br />
Diese Prognose ist eingetroffen! Als unter Spezialisten recht bekanntes<br />
Detail mag das dort bewiesene Grosser-Moskowitz-Ascoli-Lemma erwähnt<br />
werden:<br />
Lemma: Ist B eine Untergruppe der Automorphismengruppe A(G) einer<br />
lokalkompakten Gruppe G und führt man auf A(G) die verfeinerte kompakt<br />
offene Topologie ein, so ist B genau dann präkompakt, wenn (1) G kleine<br />
kompakte B-invariante Umgebungen enthält und (2) für jedes g ∈ G die<br />
Bahn Bg kompakt ist.<br />
Einige der mannigfaltigen Beziehungen unter den Kompaktheitsbedingungen<br />
ergaben sich aus diesem Resultat, andere sind topologische Analoga<br />
10