internationale mathematische nachrichten - Ãsterreichische ...
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RICHARD WEISS<br />
1946–1997<br />
Mitten im Sommer 1997, am 31.7., verstarb unser Kollege Richard Weiß,<br />
Ordinarius für Angewandte Mathematik an der TU Wien, kurz nach seinem<br />
51. Geburtstag. Zwar war er schon seit einer Reihe von Jahren durch belastende<br />
körperliche Leiden in Lehre und Forschung arg behindert worden, was<br />
eine Quelle der Frustration für ihn darstellte; dennoch kam sein unerwarteter<br />
Tod als Schock für seine Freunde und Kollegen.<br />
Geboren wurde er 1946 in Klagenfurt, wo er auch das Gymnasium besuchte<br />
und 1964 maturierte. Anschließend studierte er an der TH (heute<br />
TU) Wien Technische Mathematik, im November 1969 schloß er sein Studium<br />
mit dem Dipl.-Ing. ab. Schon damals fiel er mir durch sein hervorragendes<br />
Verständnis und seinen Eifer auf. Seine Begeisterungsfähigkeit für die<br />
Wissenschaft erwies sich, als er nach einer einjährigen Tätigkeit bei Siemens<br />
(NTW) ein Forschungsstipendium bei Professor M. Osborne in Canberra annahm<br />
und mit Frau und zwei kleinen Kindern nach Australien übersiedelte.<br />
Seine Arbeit in der dortigen hochkarätigen Forschungsgruppe führte nicht<br />
nur zum Erwerb des Ph.D., sondern erwies sich als Beginn einer überaus erfolgreichen<br />
wissenschaftlichen Laufbahn. Professor H. Keller vom Cal.Tech.<br />
holte ihn im Herbst 1972 als ”<br />
Research Instructor“ für zwei Jahre nach Pasadena;<br />
danach war er noch ein Jahr am Mathematics Research Center in<br />
Madison, Wisconsin, bevor er im Herbst 1975 an mein Institut zurückkehrte.<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits 12 Arbeiten in hervorragenden Zeitschriften<br />
publiziert, sodaß seine rasche Habilitation (1976) und Ernennung<br />
zum a.o. Professor (1978) nur eine logische Folge waren. Mit 1.12.1980 wird<br />
er zum Ordinarius für Angewandte Mathematik an der TU Wien ernannt,<br />
als Nachfolger auf der (schon länger vakanten) Lehrkanzel von Professor<br />
Inzinger.<br />
In der Folge baut er eine Arbeitsgruppe auf, die binnen kurzem zu den<br />
weltweit führenden Gruppen auf dem Gebiet der Analysis und Numerik singulärer<br />
Randwertaufgaben gehört und aus der Forscherpersönlichkeiten wie<br />
P. Markowich, Chr. Ringhofer, Chr. Schmeiser und P. Szmolyan hervorgehen.<br />
Nach einer 10-jährigen wissenschaftlichen Blütezeit, in der er aus aller<br />
Welt zu Hauptvorträgen und Gastaufenthalten eingeladen wird und die angefüllt<br />
ist mit intensiver Publikations-, Redaktions- und Organisationstätigkeit<br />
(neben der Lehre, von der noch gesprochen werden wird), beginnt sein<br />
krankheitsbedingter Abstieg, qualvoll für ihn und alle, die ihn aus nächster<br />
Nähe miterleben mußten. Viel zu früh geht dieser so vielversprechende Lebensweg<br />
zu Ende.<br />
Das wissenschaftliche Werk von R. Weiß ist dadurch gekennzeichnet,<br />
daß es die beiden konstitutiven Begriffe der ”<br />
Numerischen Analysis“ in idealer<br />
Weise verknüpfte. Zur numerischen Behandlung von Integralgleichungen,<br />
von Randwertaufgaben mit Randsingularitäten und von Bifurkationsaufgaben<br />
hat er richtungsweisende Arbeiten veröffentlicht, die die weitere Forschung<br />
in diesen Gebieten maßgeblich geprägt haben. Als einer der ersten<br />
hat er erkannt, daß bei solchen Problemen die Einbeziehung von geeigneter<br />
analytischer Information in das numerische Vorgehen kritisch ist, und<br />
dies konstruktiv umgesetzt. Aus diesen Grundlagen und seiner Liebe zu<br />
echten Anwendungen erwuchsen seine Beschäftigung mit den die Halbleiter-<br />
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