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internationale mathematische nachrichten - Österreichische ...

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Es ist ein Charakteristikum seiner Arbeitsweise, daß er immer nach<br />

möglichst einfachen Beweisen suchte und besonders alle gebietsfremden Bestandteile<br />

aus den Beweisen zu entfernen suchte. Ein Beispiel hiefür ist sein<br />

Beweis des Dirichletschen Satzes, daß in jeder arithmetischen Folge unendlich<br />

viele Primzahlen enthalten sind. Während Dirichlet zum Beweis tiefliegende<br />

Untersuchungen über das Reziprozitätsgesetz und die Klassenanzahl<br />

quadratischer Formen benützt, genügen Mertens elementare Sätze über die<br />

Multiplikation von Reihen. Er ergänzt die Aussage noch durch die Angabe<br />

von Grenzen, zwischen denen wenigstens eine Primzahl liegen muß . (Über<br />

Dirichlets Beweis des Satzes, daß jede unbegrenzte arithmetische Progression,<br />

deren Differenz zu ihren Gliedern teilerfremd ist, unendlich viele Primzahlen<br />

enthält, S.Ber. AkWWien 106 (1897), 254-286.) Ein anderes Beispiel<br />

ist die Bestimmung des Vorzeichens von Gaußschen Summen, in der zeitgemäßen<br />

Form (siehe [1]) dargestellt durch<br />

∑n−1<br />

s2<br />

mπi<br />

φ(m; n) = e n ,<br />

s=0<br />

die für die Bestimmung der Klassenzahl nützlich ist. Die Berechnung des<br />

Betrags der Summe (|φ(m, n)| = √ n) ist noch relativ einfach, doch das Vorzeichen<br />

konnten Gauß, Dirichlet, Kronecker und Lebesgue nur mit Hilfe der<br />

Theorie der elliptischen Funktionen, Transformationen der Thetafunktionen<br />

und bestimmten Integralen bestimmen, während Mertens dazu nur Summen<br />

von trigonometrischen Funktionen benötigte. (Über den quadratischen Reziprozitätssatz<br />

und die Summen von Gauß, S.Ber. AkWWien , 103 (1894),<br />

995-1004.) Auch für die Feststellung, daß e und π transzendent sind, hat<br />

Mertens elementare Beweise gefunden (Über die Transzendenz von e und π,<br />

S.Ber. AkWWien, 105 (1896), 839-855).<br />

Am bekanntesten wurde Mertens durch die nach ihm benannte Vermutung.<br />

Es geht hier um Abschätzungen von Summen über die Möbiussche<br />

µ-Funktion<br />

{ 1 für n = 1<br />

µ(n) = 0, wenn n durch ein Quadrat > 1 teilbar ist,<br />

(−1) k , wenn n Produkt von k verschiedenen Primzahlen ist.<br />

Sei M(x) = ∑ µ(n) für x > 1. M(x) ist dann die Differenz zwischen der<br />

n≤x<br />

Anzahl der quadratfreien natürlichen Zahlen ≤ x mit einer geraden Anzahl<br />

von Primfaktoren und der mit einer ungeraden Anzahl. Der Zusammenhang<br />

dieser Summen mit der Riemannschen Vermutung war um diese Zeit ein<br />

zentrales Thema der analytischen Zahlentheorie. 3 Mertens hat die Werte<br />

von M(x) bis 10.000 berechnet und festgestellt, daß immer<br />

|M(x)| ≤ √ x<br />

3 Die Riemannsche Vermutung, die ja besagt, daß alle Nullstellen der Riemannschen<br />

Zetafunktion ζ(s) im Streifen 0 < R(s) < 1 Imaginärteil I(s) = 1/2 haben,<br />

ist äquivalent dazu, daß lim<br />

x→∞ M(x)x−(1/2)−ε = 0 für alle ε > 0 erfüllt ist.<br />

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