Agrarbericht 2013 - Papst.ch
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2.3 Grundlagenverbesserung<br />
2.3.1.4 Landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Biogas für die Beheizung von Gewä<strong>ch</strong>shäusern<br />
Es kommt ni<strong>ch</strong>t oft vor, dass ein Mil<strong>ch</strong>produzent und ein Gärtner gemeinsame Sa<strong>ch</strong>e ma<strong>ch</strong>en und s<strong>ch</strong>on gar<br />
ni<strong>ch</strong>t, dass sie zusammen eine bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Menge an erneuerbarer Energie produzieren. Ihre landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Vergärungsanlage produziert genügend Wärme für die Eigenversorgung der Anlage und die Beheizung<br />
von mehr als 1 ha Gewä<strong>ch</strong>shausflä<strong>ch</strong>e, die der Produktion von Qualitätss<strong>ch</strong>nittblumen dient. Die Elektrizitätsproduktion<br />
von mehr als 1 500 MWh wird mit einer kostendeckenden Einspeisevergütung unterstützt<br />
und vom kantonalen Genfer Energieunternehmen ins Stromnetz eingespiesen. Mehrere Landwirts<strong>ch</strong>afsbetriebe<br />
der Region liefern ihren Hofdünger bei der Vergärungsanlage ab und erhalten im Gegenzug ein fast<br />
geru<strong>ch</strong>sneutrales Substrat, das lei<strong>ch</strong>t auf den Feldern ausgebra<strong>ch</strong>t werden kann. Der innovative Charakter<br />
des Projekts wurde von Bund und Kanton glei<strong>ch</strong>ermassen gewürdigt.<br />
n Ökologis<strong>ch</strong>ere Wärme für S<strong>ch</strong>nittblumen<br />
Um auf dem Markt der S<strong>ch</strong>nittblumen hö<strong>ch</strong>ster Qualität (Ho<strong>ch</strong>preissegment) bestehen zu können, muss<br />
man den Wüns<strong>ch</strong>en der Kunden jederzeit na<strong>ch</strong>kommen, und dies das ganze Jahr. Während der kühleren<br />
Jahreszeiten oder an kalten Tagen müssen riesige Gewä<strong>ch</strong>shausflä<strong>ch</strong>en beheizt werden. Ein Genfer Gärtnereibetreiber<br />
musste deshalb je na<strong>ch</strong> Aussentemperatur mehr als 1 ha Gewä<strong>ch</strong>shausflä<strong>ch</strong>e mit einer Propan-<br />
Heizung beheizen. Propan ist ein verflüssigtes Gas, das bei der Raffination von Rohöl anfällt. Neben den<br />
hohen Kosten und der Abgabe von CO 2 in die Atmosphäre liess si<strong>ch</strong> diese Beheizungsmethode nur s<strong>ch</strong>wer<br />
mit dem Bild eines Unternehmens, das Qualitätss<strong>ch</strong>nittblumen produziert, vereinbaren. Eine Alternative<br />
musste gefunden werden. Der Blumenzü<strong>ch</strong>ter informierte si<strong>ch</strong> über die vers<strong>ch</strong>iedenen Mögli<strong>ch</strong>keiten und<br />
spielte s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> mit dem Gedanken, für die Beheizung seiner Gewä<strong>ch</strong>shäuser Biogas zu produzieren. Für<br />
die Produktion von Biogas benötigte er jedo<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st Biomasse. Ein Substrat, das rei<strong>ch</strong> an Bakterien ist,<br />
wandelt die Biomasse in Biogas um. Mit dem Na<strong>ch</strong>barn hatte der Gärtner den idealen Partner gefunden:<br />
als Mil<strong>ch</strong>produzent (570 000 kg) hielt er über 120 GVE Raufutterverzehrer und bewirts<strong>ch</strong>aftete über 100 ha<br />
Land. Der Bau einer Biogasanlage auf dem Mil<strong>ch</strong>betrieb des Na<strong>ch</strong>bars wurde bereits vor über 30 Jahren<br />
einmal geprüft, jedo<strong>ch</strong> nie realisiert.<br />
n Was lange währt, wird endli<strong>ch</strong> gut<br />
2004 wurde das Projekt wieder aufgerollt und erste S<strong>ch</strong>ritte für die Realisierung der Produktionsanlage<br />
für Biogas aus der Landwirts<strong>ch</strong>aft in der Gemeinde Satigny (GE) unternommen. 2012 wurde die Anlage in<br />
Betrieb genommen. Warum so viele Jahre später? Bei einem Projekt, das 220 KWh Elektrizität generiert und<br />
Kosten von mehr als 3 Mio. Fr. verursa<strong>ch</strong>t, müssen ni<strong>ch</strong>t nur die administrativen Abläufe detailliert geplant,<br />
sondern au<strong>ch</strong> die vers<strong>ch</strong>iedenen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten, die strukturelle Organisation des Unternehmens<br />
und die Finanzierungsmodalitäten eingehend geprüft werden. Die Projektteilnehmer haben si<strong>ch</strong> für<br />
die Bildung einer Kollektivgesells<strong>ch</strong>aft ents<strong>ch</strong>ieden, die als Eigentümerin der mit einem Baure<strong>ch</strong>t erri<strong>ch</strong>teten<br />
Anlage auftritt. An der Gesells<strong>ch</strong>aft sind keine Elektrizitätsunternehmen beteiligt.<br />
Die Anlage entspri<strong>ch</strong>t der modernsten Te<strong>ch</strong>nik. Besonderes Augenmerk galt der Gebäudeautomatisierung:<br />
Von einer Operationszentrale aus können sämtli<strong>ch</strong>e Kommandos zur Steuerung, Optimierung und Si<strong>ch</strong>erung<br />
der Anlage vorgenommen werden. Um eine effiziente Wartung zu gewährleisten, setzte man auf<br />
einen erlei<strong>ch</strong>terten Zugang zu den vers<strong>ch</strong>iedenen Anlageelementen, Wannen, Pumpen, Zerkleinerungsund<br />
Rührmas<strong>ch</strong>inen. So wurden z.B. keine Unterwasserpumpen verwendet. Die Biomasse wird in einer<br />
Vorgrube von 150 m 3 aufgefangen, von dort gelangt sie in den Fermenter mit einem Fassungsvermögen<br />
von 1 500 m 3 . Na<strong>ch</strong> der Gärung wird die Biomasse in das Na<strong>ch</strong>gärlager mit einem Fassungsvermögen von<br />
2 500 m 3 abgeleitet, wo au<strong>ch</strong> das aus der Vergärung gewonnene Biogas gelagert wird. Mit dem Biogas<br />
wird ein thermis<strong>ch</strong>er Motor angetrieben, der Energie und Wärme produziert. Die gewonnene Energie wird<br />
in Strom umgewandelt, der vom kantonalen Genfer Energieunternehmen ins Stromnetz eingespiesen wird.<br />
Die Wärme wird zur Beheizung der Anlage und der Gewä<strong>ch</strong>shäuser genutzt. Zu den Gewä<strong>ch</strong>shäusern, die<br />
si<strong>ch</strong> in mehr als 250 m Entfernung befinden, gelangt die Wärme in isolierten unterirdis<strong>ch</strong>en Rohrleitungen.<br />
Rund 40 % der produzierten Wärme wird direkt von der Anlage verbrau<strong>ch</strong>t. Die restli<strong>ch</strong>en 60 % decken<br />
circa 50 % des Wärmebedarfs der Gewä<strong>ch</strong>shäuser. Zurzeit wird überlegt, wie der Wärmeübers<strong>ch</strong>uss, den<br />
der thermis<strong>ch</strong>e Motor im Sommer produziert, am besten gelagert werden kann.<br />
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