31.10.2012 Aufrufe

Ganganalytische Bewertung der Eigenschaften von Orthesen für ...

Ganganalytische Bewertung der Eigenschaften von Orthesen für ...

Ganganalytische Bewertung der Eigenschaften von Orthesen für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4. Diskussion - 119 -<br />

Die <strong>Eigenschaften</strong> <strong>der</strong> einzelnen <strong>Orthesen</strong> verschiedener Bauart wurden bereits in Tabelle 3.1<br />

beurteilt, es werden hier nur die auffälligsten Unterschiede erwähnt. Die Wippenorthese ist etwas<br />

schwer und groß und ist sehr steif, mit einem geringen Winkelbereich <strong>der</strong> nicht einstellbar ist. Die<br />

Fe<strong>der</strong>orthesen sind klein und extrem weich. Die <strong>Eigenschaften</strong> <strong>der</strong> zwei Spiralorthesen sind so<br />

verschieden wie ihre Konstruktion und Materialien: Die <strong>Orthesen</strong> <strong>von</strong> JAN (aus GFK mit U-Profil)<br />

ähneln den Gelenkorthesen (außer des geringen geschätzten „Gelenkbereichs“ und Torsionswinkels),<br />

während die <strong>Orthesen</strong> <strong>von</strong> LAI (leicht, hauptsächlich aus Thermoplast) sehr weich sind (außer in<br />

Torsion). Das heißt: beide Spiralorthesen besitzen, trotz sonst großer Unterschiede, ähnliche<br />

Torsionssteifigkeiten (mTorsIndx= 7,6 bzw. 5,6 %F.L/Grad vs. 5,2 <strong>für</strong> Gelenkorthesen). Die<br />

Schalenorthese ist steif in Biegung aber weich in Torsion. Da die Oberschenkel- und Fußteile nur mit<br />

einem relativ dünnen Streifen auf <strong>der</strong> lateralen Seite verbunden sind, verursacht eine anteriore<br />

Belastung einen großen Torsionswinkel.<br />

Da jedes Krankheitsbild verschiedene Anfor<strong>der</strong>ungen an die orthetische Versorgung stellt, ist ein<br />

direkter Vergleich <strong>der</strong> <strong>Eigenschaften</strong> dieser Spina-bifida-<strong>Orthesen</strong> mit denen an<strong>der</strong>er<br />

Versorgungsarten nicht möglich. Es sind dem Autor keine Berichte über die mechanischen<br />

<strong>Eigenschaften</strong> o<strong>der</strong> die Gehbelastung <strong>von</strong> Spina-bifida-<strong>Orthesen</strong> bekannt. Ohnehin gibt es bisher nur<br />

wenige Veröffentlichungen über die <strong>Eigenschaften</strong> <strong>von</strong> Unterschenkelorthesen (AFOs) überhaupt. In<br />

den internationalen Normen gibt es keine Hinweise auf die erfor<strong>der</strong>lichen mechanischen<br />

<strong>Eigenschaften</strong> <strong>von</strong> <strong>Orthesen</strong>. In <strong>der</strong> ISO EN 12523 zu Prothesen und <strong>Orthesen</strong> <strong>der</strong> Extremitäten<br />

[19] steht lediglich, daß das Hilfsmittel den Belastungen und Deformationen des täglichen Gebrauchs<br />

standhalten muß; Prüfvorschriften gibt es nur <strong>für</strong> orthetische Kniegelenke.<br />

Chu und Reddy [8,9] führten Finite-Elemente-Analysen an modellierten AFOs (ungefähr<br />

entprechend einer Fe<strong>der</strong>orthese) durch und stellten fest, daß die Spannungen am Außenrand des<br />

Halses (schmalste Stelle an <strong>der</strong> Achillesferse) am größten waren. In dieser Studie wurden auch dort<br />

Risse an den Fe<strong>der</strong>orthesen festgestellt (s. auch 4.5). Sumiya et al. [43] stellten bei einem ähnlichen<br />

<strong>Orthesen</strong>typ fest, daß die Steifigkeit in Plantarflexion ungefähr proportional zur Breite des Halses<br />

war. Die gleiche Gruppe fand [44], daß diese Art Fe<strong>der</strong>orthesen öfters eine schlechte dynamische<br />

Paßform aufwiesen, d.h. das effektive Zentrum <strong>der</strong> Plantarflexionsbewegung <strong>der</strong> Orthese entsprach<br />

nicht immer dem Fußgelenk; ähnliches wurde auch in dieser Studie bei den Nicht-Gelenkorthesen<br />

festgestellt). Supan und Hovorka [45] verfolgten die erfor<strong>der</strong>lichen Än<strong>der</strong>ungen und den Austausch<br />

<strong>von</strong> AFOs <strong>für</strong> cerebral-Palsy- und Spina-bifida-Kin<strong>der</strong>. Die meisten <strong>der</strong> untersuchten Spina-bifida-<br />

Kin<strong>der</strong> bekamen entwe<strong>der</strong> sog. Solid- o<strong>der</strong> Floor-Reaction-AFOs, bei denen Justierungen am<br />

häufigsten im medialen Fersenbereich bzw. im posterioren Wadenbereich erfor<strong>der</strong>lich waren. Die<br />

<strong>Orthesen</strong> wurden durchschnittlich alle 1,5 Jahre ersetzt.<br />

Yamamoto, Miyazaki und Mitarbeiter [32,55] fertigten eine mit Fe<strong>der</strong>n und Potentiometer<br />

ausgestattete Prüforthese, um den Einfluß <strong>der</strong> mechanischen <strong>Eigenschaften</strong> einer AFO auf das<br />

Gangbild <strong>von</strong> Hemiplegikern zu untersuchen. Die Steifigkeit in Plantar/Dorsalflexion konnte mit<br />

Fe<strong>der</strong>n eingestellt werden, <strong>von</strong> ca. 0,2 bis 2,0 Nm/Grad. Typische Steifigkeiten <strong>der</strong> Alltagsorthesen<br />

(Kunststoff) ihrer untersuchten Patienten lagen zwischen ca. 0,8 und 1,5 Nm/Grad. Im Vergleich<br />

wiesen die Spina-bifida-<strong>Orthesen</strong> dieser Studie einen weiten Bereich an Plantarflexions-Steifigkeiten<br />

auf: <strong>von</strong> 0,3 bis 17,9 Nm/Grad (siehe auch 3.1.2.2). Die Gelenkorthesen hatten eine<br />

durchschnittliche Steifigkeit <strong>von</strong> 7,4 Nm/Grad, also wesentlich steifer als die Hemiplegiker-<strong>Orthesen</strong><br />

<strong>von</strong> Yamamoto et al. Dementsprechend war <strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Orthese getragene Anteil des<br />

Gelenkmoments beim Gehen in dieser Studie wesentlich größer: ca. 55 % statt weniger als 5 % (s.<br />

3.2).<br />

Klasson et al. [21] prüften eine steife, einteilige Polypropylen-AFO (keine Angaben über<br />

Krankheitsbild) auf ihre Steifigkeit bei einer Momentbelastung in verschiedenen Ebenen und stellten<br />

Deformationen außerhalb <strong>der</strong> Belastungsebene fest. Ähnliches wurde bei den <strong>Orthesen</strong>tests dieser<br />

Studie festgestellt, vor allem eine Außenrotation <strong>der</strong> Unterschenkelhülse bei einem

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!