Ganganalytische Bewertung der Eigenschaften von Orthesen für ...

2. Material und Methode - 20 –
proximal und distal liegenden Körpersegmente verwendet. Beim Knie- und Fußgelenk wird die
Flexions- und Extensionsbewegung als räumlicher Winkel [26] berechnet, statt lediglich die
Projektion in der sagittalen Ebene zu berücksichtigen.
Danach werden anhand der Vertikalkraftkurven (senkrechte Bodenreaktionskraft) alle
Gangzyklen der Messung erkannt. Ein Gangzylus erstreckt sich vom Aufsetzen der rechten Ferse
auf den Boden, über jeweils einen Schritt des rechten und linken Beins, bis hin zum nächsten
Aufsetzen der rechten Ferse. Die einzelnen Phasen und Ereignisse während dieses Zyklus´ [51,22]
werden durch die Kurven der Vertikalkraft in Abbildung 2.8 verdeutlicht: Nach dem Aufsetzen der
rechten Ferse (bei 0 % des Zyklus) steigt die Belastung auf dieser Seite. Kurz danach stößt der
Proband mit den linken Zehen ab und hebt das linke Bein an (hier bei 18 %), um es nach vorne zu
bringen. Nach einem Abrollen auf dem rechten Bein, setzt er dann mit der linken Ferse auf (50 %)
und die Belastung dort steigt während er mit den rechten Zehen abstößt bis er dieses Bein dann
anhebt (70 %). Beim erneuten Aufsetzen der rechten Ferse (100 %) endet der Zyklus.
Bei der Beschreibung des Gangzyklus in der Literatur werden gewöhnlich einige Parameter
angegeben, die sich alle „Phase“ nennen; hier werden die Unterschiede nun erklärt. Für jedes Bein
kann ein Zyklus in zwei Abschnitten unterteilt werden: (1) die Standphase, währenddessen der Fuß
Bodenkontakt hat und das Bein belastet wird (in Abbildung 2.8 von 0 bis 70 % des Zyklus für das
rechte Bein); und (2) die Schwungphase, währenddessen kein Fußkontakt besteht und das Bein nach
vorne gebracht wird (hier von 71 bis 100 %). Zudem wird für den Zyklus insgesamt unterschieden
zwischen: (1) der Doppelstandphase, in der beide Füße gleichzeitig Bodenkontakt haben (0 bis 18 %
und 50 bis 70 %); und (2) der Einzelstandphase, in der nur ein Fuß am Boden ist, während sich das
andere Bein in der Schwungphase befindet (19 bis 49 % rechts, 71 bis 100 % links). Beim Laufen
(Rennen) entfällt die Doppelstandphase. Zuletzt gibt es die Phase, die das Verhältnis der
Belastungszeiten zwischen linker und rechter Seite angibt; liegt sie bei 50 % (wie im Beispiel), dann
ist das Gangbild symmetrisch, sonst ist es unsymmetrisch (d.h. der Proband hinkt; welches mit harten
Sohlen und Untergrund durch seinen unrunden Rhythmus hörbar ist).
Im Beispiel von Abbildung 2.8 ist ersichtlich, daß die Phase eine Zeitverschiebung der
Fersenauftritte der linken relativ zur rechten Seiten darstellt. Künftig wird in der Darstellung der
Kurven die Phase nicht berücksichtigt, damit die Kurven der linken und rechten Seite überlagert und
dadurch besser verglichen werden können.