Ausgabe - 11 - Produktion
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12 · F&E · <strong>Produktion</strong> · 14. März 2013 · Nr. <strong>11</strong><br />
Nanopartikel<br />
Titanoxid entsteht auf Polymer<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>11</strong>, 2013<br />
Chemiker um Dr. Katja Henzler<br />
vom Helmholtz-Zentrum Berlin<br />
haben einen Syntheseweg<br />
entwickelt, um Nanopartikel bei<br />
Raumtemperatur in einem Netz<br />
aus Polymeren zu erzeugen.<br />
Berlin (ba) Kleine Partikel aus Titandioxid<br />
werden in alltäglichen<br />
Produkten wie Wandfarbe, Zahnpasta<br />
oder Sonnencreme genutzt,<br />
sie reflektieren das Licht oder wirken<br />
als Scheuermittel. Doch mit<br />
abnehmender Partikelgröße verändern<br />
sich ihre Eigenschaften, so<br />
dass kristalline Titandioxid-Nanopartikel<br />
auch als Katalysatoren<br />
wirken: Angeregt durch den UV-<br />
Anteil im Sonnenlicht zersetzen sie<br />
Schadstoffe oder ermöglichen andere<br />
gewünschte Reaktionen. Die<br />
Forscher vom Helmholtz-Zentrum<br />
Berlin haben nun einen Syntheseweg<br />
entwickelt, ähnliche Nanopartikel<br />
zu erzeugen.<br />
Mit Untersuchungen an der Berliner<br />
Synchrotronstrahlenquelle<br />
BESSY II haben sie nachgewiesen,<br />
dass die Nanoteilchen dabei kristallin<br />
sind. Damit haben sie einen<br />
wesentlichen Fortschritt bei der<br />
Synthese von so genannten ‚Polymeren<br />
Nanoreaktoren‘ erreicht,<br />
denn bislang mussten die Nanopartikel<br />
hoch erhitzt werden, um sie<br />
zum Auskristallisieren zu bringen.<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>11</strong>, 2013<br />
Den Einfluss der Abkühlbedingungen<br />
beim Schweißen auf die<br />
Verarbeitungsqualität von Stählen<br />
untersucht ein Forschungsprojekt<br />
an der Technischen Hochschule<br />
Mittelhessen.<br />
Giessen (ba). Im Register europäischer<br />
Stähle sind weit mehr als<br />
2 000 Sorten aufgelistet. Dazu gehören<br />
hochfeste Baustähle, die im<br />
Maschinen- und Brückenbau, für<br />
Kräne oder Windenergieanlagen<br />
eingesetzt werden. Die Festigkeit<br />
eines Stahls ist abhängig von Walzverfahren<br />
und der Zugabe von Legierungselementen.<br />
Je fester ein<br />
Stahl ist, desto exakter muss er<br />
schweißtechnisch verarbeitet werden.<br />
Dabei entstehen Spitzentemperaturen<br />
von mehr als 1 500 Grad.<br />
Für die späteren Eigenschaften einer<br />
Stahlverbindung ist die Geschwindigkeit<br />
der Abkühlung ein<br />
entscheidender Faktor. Ist sie zu<br />
langsam, leiden Festigkeit und<br />
Zähigkeit des Stahls. Eine zu<br />
schnelle Abkühlung kann Risse<br />
verursachen.<br />
„Wir wollen für verschiedene<br />
Legierungen herausfinden, mit<br />
welchen Aufheiz- und Abkühlraten<br />
die hochfesten Stähle verarbeitet<br />
werden müssen, um die geforderten<br />
mechanisch-technologischen<br />
Eigenschaften einer Schweißverbindung<br />
zu erreichen“, sagt Projektleiter<br />
Prof. Dr. Jörg Gollnick<br />
Titanoxid-Partikel reflektieren in Farben das Licht. Nun haben Berliner Forscher Titanoxid-Nanopartikel ‚gezüchtet‘. so<br />
dass sie für andere Anwendungen optimiert werden können.<br />
Bild: rockpix / Fotolia.com.jpg<br />
Die ‚Polymeren Nanoreaktoren‘<br />
aus dem Team um Katja Henzler<br />
bestehen aus einem Polystyrol-<br />
Kern, der von einem Netz aus<br />
PNIPAM-Ketten umhüllt wird. Die<br />
Chemiker gaben diese Polymer-<br />
Strukturen in eine Lösung auf Ethanolbasis.<br />
Durch Zugabe einer Titanverbindung<br />
bildeten sich winzige<br />
Titandioxid-Partikel. Diese lagerten<br />
sich in das PNIPAM-Netzwerk<br />
ein, das sie auf Abstand hielt<br />
und damit verhindert, dass die<br />
Nanopartikel zu größeren Teilchen<br />
versintern. Die Chemiker konnten<br />
die Geschwindigkeit dieses Prozesses<br />
steuern und – wie sich in den<br />
Untersuchungen an BESSY II zeigte<br />
– damit auch die Qualität der<br />
gebildeten Nanokristalle beeinflussen.<br />
Mit der neuartigen Kombination<br />
aus Röntgenmikroskopie und<br />
Spektroskopie (NEXAFS-TXM,<br />
U41-SGM) am BESSY II konnten<br />
Henzler und ihre Kollegen des Mikroskopie-Teams<br />
nachweisen,<br />
dass die eingelagerten Nanopartikel<br />
sehr gleichmäßig über die polymeren<br />
Nanoreaktoren verteilt sind.<br />
Dabei untersuchten sie ihre Proben<br />
in wässriger Umgebung, konnten<br />
also die sonst übliche Trocknung,<br />
die zu Artefakten führen<br />
kann, umgehen. Ihre Ergebnisse<br />
zeigen, dass die Nanopartikel kristallin<br />
sind, die TiO 2<br />
-Moleküle also<br />
wie in größeren Partikeln auch,<br />
geometrisch angeordnet auf Gitterplätzen<br />
sitzen.<br />
„Die Nanokristalle besitzen eine<br />
tetragonale Anatase-Struktur und<br />
diese kristalline Struktur ist wichtig,<br />
damit sie ihre katalytische Aktivität<br />
entfalten können. Unsere<br />
neue Methode erlaubt es auch, die<br />
Qualität der synthetisierten Partikel<br />
zu kontrollieren, so dass wir die<br />
Partikel für entsprechende Anwendungen<br />
optimieren können“, sagt<br />
Katja Henzler.<br />
Werkstoffe<br />
Die richtige Abkühlrate für Stahl finden<br />
Prof. Jörg Gollnick (hinten) und Laboringenieur Lothar Pfeil analysieren am Rasterelektronenmikroskop Bruchbilder<br />
von Stahlproben.<br />
Bild: TH Mittelhessen<br />
vom Institut für Mechanik und<br />
Materialforschung. Dabei müssen<br />
Informationen über die jeweilige<br />
Legierung und über die verwendeten<br />
Schweißzusatzstoffe berücksichtigt<br />
werden. Die Einflüsse der<br />
Legierungselemente auf das Umwandlungsverhalten<br />
der Werkstoffe<br />
werden mit einer Simulationssoftware<br />
untersucht, die auf thermodynamischen<br />
und energetischen<br />
Berechnungen basiert. In<br />
praktischen Versuchen wollen die<br />
Gießener Ingenieurwissenschaft-<br />
ler anschließend die Ergebnisse<br />
überprüfen.<br />
Projektziel ist laut Gollnick, der<br />
am Fachbereich Maschinenbau<br />
und Energietechnik lehrt, den Anwendern<br />
in Industrie und Handwerk<br />
ein einfaches Diagramm zur<br />
Verfügung zu stellen. Daraus sollen<br />
sie für die jeweiligen Werkstoffe<br />
und Schweißverfahren schnell und<br />
unkompliziert die Abkühlparameter<br />
ablesen können, die für eine<br />
optimale Haltbarkeit sorgen. Kooperationspartner<br />
ist der Schweißtechnikspezialist<br />
EWM Hightech<br />
Welding aus Mündersbach, die<br />
Hermann Fliess & Co, ein Hersteller<br />
von Schweißzusätzen aus Duisburg,<br />
und der Wilhelmshavener<br />
Mobilkranhersteller Manitowoc<br />
Deutschland. Das Forschungsvorhaben<br />
hat eine Laufzeit von einem<br />
Jahr. Es wird im Rahmen des Programms<br />
‚Forschung für die Praxis‘<br />
mit 35 000 Euro unterstützt. Damit<br />
fördert die Landesregierung praxisnahe<br />
Projekte an hessischen<br />
Fachhochschulen.<br />
Wie kommen KMU<br />
zur Fließfertigung?<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>11</strong>, 2013<br />
Hannover (ba). Bei der Herstellung<br />
von XXL-Produkten nutzen<br />
größere Unternehmen zunehmend<br />
die Vorteile der Fließfertigung.<br />
Kosten, Aufwand und teilweise<br />
auch Unkenntnis hindern<br />
kleine und mittlere Unternehmen<br />
bislang daran, ebenfalls in Linie zu<br />
fertigen. Wie KMU dennoch von<br />
einer Fließfertigung profitieren<br />
können, untersuchen die Ingenieure<br />
des Instituts für Integrierte<br />
<strong>Produktion</strong> Hannover (IPH) derzeit.<br />
Aktuell suchen die Wissenschaftler<br />
noch Partner aus der Industrie.<br />
Unternehmen, die eine<br />
Fließfertigung nutzen, sind ebenso<br />
gefragt wie Hersteller von XXL-<br />
Produkten, die eine Baustellenfertigung<br />
betreiben. Kontakt: Florian<br />
Mach (mach@iph-hannover.de).<br />
Elektroautos sollen<br />
selbständig tanken<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>11</strong>, 2013<br />
Stuttgart (ba). Im Spitzencluster<br />
Elektromobilität Süd-West startet<br />
das Projekt BIPoLplus. Es soll ein<br />
berührungsloses Schnellladesystem<br />
für Elektroautos erforschen,<br />
bei dem die Ladeenergie induktiv<br />
zwischen Ladestation und Fahrzeug<br />
übertragen wird. So können<br />
auch kurze Stopps, etwa auf Supermarkt-Parkflächen<br />
bequem zum<br />
Aufladen genutzt werden. Um dieses<br />
Ziel erreichen zu können, sind<br />
jedoch noch Forschungsarbeiten<br />
notwendig, damit der Prozess der<br />
berührungslosen Schnellladung<br />
sowohl in das Fahrzeug als auch<br />
das Stromnetz integriert werden<br />
kann. Das Projekt BIPoLplus wird<br />
daher durch das Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) im Rahmen des Spitzenclusters<br />
‚Elektromobilität Süd-<br />
West‘ mit 5,1 Mio Euro gefördert.<br />
Roboter untersucht<br />
Wasserleitungen<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>11</strong>, 2013<br />
Ilmenau (ba). Die Technische Universität<br />
Ilmenau entwickelt einen<br />
Roboter, der Trinkwasserleitungen<br />
befährt und den Zustand der Rohre<br />
inspiziert. Die Wissenschaftler<br />
müssen dafür einen robusten Antrieb<br />
und hochempfindliche Sensortechnik<br />
entwickeln. Das Fachgebiet<br />
Neuroinformatik und Kognitive<br />
Robotik der TU Ilmenau arbeiten<br />
an der Intelligenz des Roboters.<br />
Ein Forscherteam um Prof.<br />
Horst Michael Groß entwickelt die<br />
Verfahren, mit denen er selbstständig<br />
seine Mission plant, seine Position<br />
in der Leitung lokalisiert, Hindernisse<br />
erkennt und vermeidet<br />
und autonom den effektivsten Weg<br />
zum Ziel und zurück zum Start<br />
wählt. An dem Verbundprojekt<br />
sind neben der TU Ilmenau die<br />
Firma Optimess Engineering, Gera,<br />
und die Thüringer Fernwasserversorgung,<br />
Erfurt, beteiligt. Das<br />
Projekt ist eines von acht Verbundprojekten,<br />
die das Bundesforschungsministerium<br />
zum Thema<br />
Servicerobotik fördert.