Ausgabe - 11 - Produktion
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30 · Management/Karriere: MBA · <strong>Produktion</strong> · 14. März 2013 · Nr. <strong>11</strong><br />
Sustainability<br />
Mit Nachhaltigkeit zum etwas anderen MBA<br />
Ulrike Schäfer, <strong>Produktion</strong> Nr. <strong>11</strong>, 2013<br />
Unternehmen werden neben ihrem finanziellen Erfolg zunehmend<br />
nach ökologischen und sozialen Aspekten beurteilt. Immer mehr verfolgen<br />
darum konkrete Nachhaltigkeitstrategien. Einige Hochschulen<br />
haben sich mit ihren MBA-Progammen darauf eingestellt.<br />
Hamburg/Landsberg am Lech<br />
(gk). Als Stefan Schaltegger im Jahr<br />
1999 seine Professur an der Leuphana<br />
Universität Lüneburg antrat,<br />
hatte er ein klares Ziel vor Augen:<br />
den Studenten genügend<br />
Know-how sowohl in Umweltwissenschaft<br />
als auch in Wirtschaft<br />
und Management zu vermitteln,<br />
um sie zu befähigen, später im Berufsleben<br />
nachhaltige Entwicklungen<br />
voran zu bringen.<br />
Bewerber müssen Interesse<br />
an Nachhaltigkeit haben<br />
Professor Schaltegger entwickelte<br />
einen ganz neuen Ansatz: Ein<br />
MBA sollte es werden, der sich in<br />
sämtlichen betriebswirtschaftlichen<br />
Kursen auch mit Umweltund<br />
Nachhaltigkeitsaspekten beschäftigen<br />
würde. Im Jahr 2003 war<br />
es soweit: Die Akkreditierung für<br />
den neuen Studiengang ‚Sustainability<br />
Management‘ war durch, die<br />
Lehrmaterialien erstellt, die Dozenten<br />
bereit.<br />
In den vergangenen zehn Jahren<br />
haben sich rund 300 Teilnehmer in<br />
Lüneburg in Sachen Nachhaltigkeit<br />
ausbilden lassen, der Großteil<br />
von ihnen begleitend zu ihren Berufen<br />
in Bereichen wie Automobil,<br />
Chemie, Textil, Energie oder der<br />
Bauindustrie.<br />
„Die meisten unserer Studierenden<br />
sind zwischen 30 und 40 – und<br />
der Frauenanteil liegt etwas über<br />
50 Prozent“, sagt Studiengangsleiter<br />
Stefan Schaltegger. Die Zahl der<br />
Bewerber liege weit über den 50<br />
Im Dreieck Umwelt, Soziales und Wirtschaft bewegen sich Manager in Zukunft.<br />
In speziellen MBA-Programmen werden sie dafür fit gemacht. Bild: Fotolia<br />
Plätzen, die man jährlich vergeben<br />
könne. Aufgenommen wird nur,<br />
„wer ein klares Interesse an Nachhaltigkeit<br />
hat und sie im Beruf auch<br />
umsetzen will“, sagt der Vorreiter<br />
im Gespräch mit <strong>Produktion</strong>.<br />
Genau diese praktische Ausrichtung<br />
hat Georg Stephan Barfuß<br />
2009 überzeugt, an seine Promotion<br />
in Volkswirtschaft noch einen<br />
MBA anzuhängen. Nach 15 Jahren<br />
im Controlling eines Automobilzulieferers<br />
war es ihm zu eindimensional<br />
geworden, ausschließlich<br />
Kosten zu optimieren und keinen<br />
Gedanken an Nachhaltigkeit zu<br />
verschwenden.<br />
„Es ging mir nicht darum, einen<br />
weiteren akademischen Titel zu<br />
sammeln. Ich wollte mich vorbereiten<br />
auf etwas, das sich gerade<br />
ändert in der Gesellschaft“, sagt der<br />
38-Jährige. Der Ansatz der Leuphana<br />
Universität, Nachhaltigkeit im<br />
und nicht gegen Unternehmen zu<br />
erreichen, sprach ihn an.<br />
Noch während seines Studiums<br />
wechselte Barfuß als Sustainability<br />
Manager zur Dräxlmaier Group,<br />
einem Automobilzulieferer in der<br />
Nähe von Landshut. An zwei Tagen<br />
in der Woche hat er zudem eine<br />
Professur für Nachhaltigkeit an der<br />
Fachhochschule Ingolstadt.<br />
Auch Andreas Langhammer hat<br />
seinen MBA in Nachhaltigkeitsmanagement<br />
gemacht – an der Hochschule<br />
Zittau/Görlitz. ‚Integriertes<br />
Nachhaltigkeitsmanagement –<br />
QUAR‘ heißt der fünfsemestrige<br />
Studiengang dort. Die vier Buchstaben<br />
stehen für die Begriffe Qualitätsmanagement,<br />
Umweltmanagement,<br />
Arbeitsschutz- und Risikomanagement.<br />
Langhammer hat vor allem<br />
überzeugt, „dass es nicht nur um<br />
Nachhaltigkeit im engeren Sinne<br />
geht, sondern man im Studium<br />
auch nach links und rechts schaut“.<br />
Der 37-Jährige, der als Prokurist für<br />
den Kunststoffrohrhersteller Gerodur<br />
arbeitet, hatte vor dem MBA<br />
bereits seinen Abschluss als Diplom-Ingenieur<br />
in Zittau/Görlitz<br />
gemacht.<br />
Fehlentwicklungen lassen<br />
sich leichter identifizieren<br />
Die Hochschule sprach ihn an,<br />
ob er Interesse an dem MBA-Programm<br />
habe. Denn das Thema<br />
liegt Langhammer am Herzen:<br />
„Energieeffizienz ist mein Steckenpferd“,<br />
sagt der Ingenieur.<br />
Nicht ohne Grund hat er diesen<br />
Bereich bei seinem Arbeitgeber<br />
aufgebaut. „Gerodur legt viel Wert<br />
auf Umweltschutz“, erläutert der<br />
MBA-Absolvent. Es werde immer<br />
wichtiger, bei den Produkten auf<br />
Nachhaltigkeit zu setzen und das<br />
auch nach außen hin zu zeigen. Im<br />
Studium habe er gelernt, wie man<br />
das am besten macht – und auch,<br />
wie man Mitarbeiter zu mehr<br />
Nachhaltigkeit motivieren kann.<br />
Bernd Delakowitz hat den Studiengang<br />
vor zwei Jahren als Pilotprojekt<br />
ins Leben gerufen. Künftig<br />
soll dieser mit einem Leipziger<br />
Bildungsträger weiter geführt werden.<br />
Einen MBA mit nachhaltiger<br />
Ausrichtung hält Delakowitz für<br />
aussichtsreich: „Unsere Zeit ist von<br />
Energiewende, Ressourcenverknappung<br />
und Globalisierung geprägt<br />
– diesen Entwicklungen muss<br />
man begegnen können.“<br />
Viele Unternehmen würden der-<br />
zeit umdenken: „Umweltmanagementsysteme<br />
werden nicht mehr<br />
eingeführt, um ein paar Euro<br />
Stromkosten zu sparen, sondern<br />
gelten als Instrument, transparenter<br />
zu werden, Fehlentwicklungen<br />
schneller identifizieren zu können<br />
und Ressourcen effizient zu nutzen.“<br />
Einen Schwerpunkt auf umweltbezogene<br />
Managementsysteme<br />
setzt auch das MBA-Fernstudium<br />
„Umwelt- und Qualitätsmanagement“<br />
der Ostfalia Hochschule für<br />
angewandte Wissenschaften in<br />
Salzgitter.<br />
Den Studiengang durchlaufen<br />
jährlich etwa 20 Teilnehmer mit<br />
ganz unterschiedlichem Hintergrund:<br />
Ingenieure, Betriebswirtschaftler<br />
oder Geisteswissenschaftler.<br />
„Da kommt es auch mal<br />
zu Diskussionen“, sagt Thomas<br />
Potempa. Drei bis vier Präsenzphasen<br />
gibt es pro Semester, so dass im<br />
Fernstudium nicht nur allein gebüffelt<br />
werde, sondern auch Netzwerke<br />
zu den anderen Studenten<br />
geknüpft werden können.<br />
Netzwerk ist mit<br />
Geld nicht zu bezahlen<br />
Für Georg Stephan Barfuß ist das<br />
eines der wichtigsten Argumente<br />
für den MBA: „Die Leute, die man<br />
dort kennen lernt, die ähnlich<br />
nachhaltig denken wie man selber,<br />
aber aus ganz anderen Branchen<br />
kommen – so ein Netzwerk ist mit<br />
Geld gar nicht zu bezahlen.“<br />
Weiterführende Informationen<br />
zu MBA-Studiengängen mit<br />
Schwerpunkt Nachhaltigkeit findet<br />
man unter den folgenden Web-<br />
Links:<br />
http://www.leuphana.de/<br />
http://f-n.hszg.de<br />
http://www.ostfalia.de<br />
ExE cutivE MBA<br />
d E r r W t H AA c HEn u nivE rsity<br />
Zweijähriges berufsbegleitendes General Management Programm<br />
Schwerpunkte: Technologie & Innovation<br />
• für angehende Führungskräfte mit technischem,<br />
naturwissenschaftlichem, betriebwirtschaftlichem<br />
oder geisteswissenschaftlichem Hintergrund<br />
• Dozenten führender Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen<br />
der RWTH Aachen University, der Universität<br />
St. Gallen und der Fraunhofer-Gesellschaft<br />
• Präsenzstudiengang mit 19 Modulen á fünf Tage<br />
und abschließender Studienreise<br />
• Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der RWTH<br />
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<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>11</strong>, 2013<br />
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Engineering Management<br />
(MBA). Beide Studiengänge führen<br />
zum Titel MBA.<br />
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www.emba.rwth-aachen.de<br />
In Mannheim ist der MBA auf die Logistik-Branche<br />
ausgerichtet.<br />
Bild: Graduate School Rhein-Neckar