Bachelorarbeit als PDF-Datei (2,9 MB) - Socialnet
Bachelorarbeit als PDF-Datei (2,9 MB) - Socialnet
Bachelorarbeit als PDF-Datei (2,9 MB) - Socialnet
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
!<br />
möchte, auseinandersetzen muss. Theoretische Handlungsgrundlagen können<br />
deshalb aus der bestehenden wirtschaftsethischen Literatur entnommen werden.<br />
5. Anwendung von Ethik in konkreten Bereichen<br />
Während die theoretische Ethik allgemein gültige Prinzipien und Normen findet und<br />
legitimiert, ist es Aufgabe der praktischen Ethik aus diesen Prinzipien konkrete<br />
Forderungen abzuleiten. 24 Der Ausdruck „Anwendung“ von Ethik kann irreführen denn,<br />
wie wir später für den Bereich Wirtschaft sehen werden, gibt es eine Forderung nach<br />
integrativem Denken. Das heißt, dass das ethische Denken dem jeweiligen Bereich<br />
immanent sein und nicht aufgesetzt werden soll. Trotzdem entsteht in der Regel ein<br />
Spannungsfeld zwischen dem reinen ethischen Denken und dem Bereichsdenken, was<br />
daran liegt, dass die Wissenschaft das Sein erklärt und die Ethik das Sollen<br />
formuliert. 25 Aßländer und Schumann zitieren in diesem Zusammenhang Popper:<br />
„Ethik ist keine Wissenschaft.“ 26 Pragmatisch gedacht soll dies hier aber keine Rolle<br />
spielen. Wissenschaft oder nicht: Es besteht eine ethische Relevanz in konkreten<br />
Bereichen. „Aufgrund des wissenschaftlich technischen Fortschritts einerseits sowie<br />
der steigenden Komplexität und Interdependenz gesellschaftlicher und ökonomischer<br />
Prozesse andererseits, ergeben sich neue Herausforderungen im Hinblick auf das<br />
konkrete Handeln (...).“ 27 Spezialisierung und Weiterentwicklung in Wissenschaft und<br />
Praxis generieren ethische Situationen, denen die Normen der allgemeinen Ethik nicht<br />
gerecht werden. Auch die Globalisierung macht es immer schwieriger, ethische<br />
Entscheidungen auf Grund von Normen und Werten zu treffen, denn oft besteht für<br />
diese ein Konsens nur in einer bestimmten Kultur. 28 Herold unterscheidet drei Modelle<br />
der ‚Anwendung‘ von Ethik in konkreten Bereichen. 29<br />
Deduktionismus: Die Prinzipien der allgemeinen Ethik werden unabhängig von ihrer<br />
Eignung für die konkrete Situation angewandt. Sehr speziellen Situationen oder<br />
neuartigen Kontexten wird die Anwendung dieser Methode oft nicht gerecht.<br />
Kontextualismus: Jede spezielle Situation wird nach ihrem Kontext ethisch neu<br />
bewertet. So entsteht eine gewisse Unübersichtlichkeit, denn es gibt keine<br />
Verallgemeinerungsmöglichkeit mehr. Normen haben aber auch die Funktion,<br />
Übersichtlichkeit zu schaffen und Entscheidungen zu erleichtern. Die Methode kann zu<br />
Willkür führen, denn eine Begründung für spezielle Normen lässt sich im Einzelfall<br />
24 vgl. Aßländer und Schumann in Aßländer (Hrsg), 2012, S.177<br />
25 vgl. Aßländer und Schumann in Aßländer (Hrsg), 2012, S. 179<br />
26 Popper in Aßländer und Schumann in Aßländer (Hrsg), 2012, S. 179<br />
27 Aßländer und Schumann in Aßländer (Hrsg), 2012, S. 178<br />
28 vgl. Herold, 2012, S. 10 f.<br />
29 zum Folgenden vgl. Herold, 2012, S. 13 f.<br />
7!