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Bachelorarbeit als PDF-Datei (2,9 MB) - Socialnet

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Interviews belegen, dass es vor allem die Mitarbeiter sind, für die sich ungünstige<br />

Konsequenzen ergeben. Zwei Beispiele verdeutlichen das:<br />

Beim so genannten therapeutischen Essen werden Pausen der Mitarbeiter zur<br />

Betreuung der Bewohner eingesetzt. Bewohner und Mitarbeiter nehmen dann in den<br />

Wohngruppen gemeinsame Mahlzeiten ein. (K 51)<br />

„Ja, wir haben noch zum Beispiel eingeführt, dass Mitarbeiter zusammen mit Bewohner<br />

essen darf. Wir nennen das therapeutisches Essen, und das ist irgendwie auch MA-<br />

Pflege. Nimm dir Zeit, setz dich zusammen. Das nutzt dem Bewohner sehr viel, aber<br />

auch mir, <strong>als</strong> Mitarbeiter. Ich komme zum Austausch mit dem Bewohner, das gibt mir viel<br />

für meine Tätigkeit, <strong>als</strong> Krankenschwester. Ich hab alles zwar unter Kontrolle, dabei, aber<br />

ich kann auch dabei essen, mich entspannen, ne, Gespräche anregen.“ (K 51)<br />

Mitunter leisten Mitarbeiter unentgeltliche Mehrarbeit bei Personalmangel, wenn<br />

Bewohner im Sterben liegen. (K 52)<br />

„Also wie Sie jetzt beschrieben haben, jemand liegt im Sterben. Ich müsste dafür<br />

zwanzig Stunden vor Ort sein. Vielleicht ist das noch nicht zu gewährleisten, weil die<br />

finanziellen Mittel vielleicht noch nicht geregelt sind. Aber dann haben wir für uns hier<br />

einen Weg gefunden. Dass wir tatsächlich untereinander uns gut absprechen. Mal ist das<br />

schon ehrenamtliche Lösung. Aber Lösung, die trotzdem uns viel gibt.“ (K 52)<br />

Hier werden Situationen <strong>als</strong> für die Mitarbeiter günstig beschrieben, die aus objektiver<br />

Sichtweise gegen deren Interessen verstossen. Mitarbeitern werden die Pausen<br />

entzogen, Überstunden werden nicht bezahlt. Die Mitarbeiter scheinen nicht in der<br />

Lage zu sein, für sie ungünstige Situationen zu verändern. Dies liegt sowohl an der<br />

Hierarchie, an fehlenden Möglichkeiten zu Diskurs, <strong>als</strong> auch an der von Bauer<br />

beschriebenen Übernahme dominanter Deutungsmuster durch Mitarbeiter der Pflege,<br />

die ihrerseits durch die starke Hierarchie gefestigt werden. Um diesem circulus vitiosus<br />

entgegenzuwirken, ist es wichtig, alle Mitarbeiter in die Reflexion und Kommunikation<br />

über die oben beschriebene Unklarheit des Verhältnisses zwischen Ökonomie und<br />

Ethik in Entscheidungssituationen einzubinden.<br />

Strukturen, die Entscheidungen in ethischen Dilemmasituationen erleichtern<br />

Für schwierige unternehmerische Entscheidungen ist systematisch eine Hilfe durch<br />

das in diesem Kapitel unter dem Punkt „Hierarchie“ beschriebene Vier-Augen-Prinzip<br />

vorgesehen. Entscheidungen werden <strong>als</strong>o von der jeweils nächsthöheren Ebene<br />

mitbestimmt und -getragen.<br />

Dies gilt auch für fachethische Entscheidungen. Stellen sich diese <strong>als</strong> besonders<br />

schwierig dar, finden mitunter interdisziplinäre Fallbesprechungen statt . Andere<br />

Hilfestrukturen stehen nicht zur Verfügung. Eine Einrichtung die sich<br />

unternehmensethischen Herausforderungen stellen möchte, sollte ein System<br />

entwickeln, das in Entscheidungsprozessen, die ethische Aspekte beinhalten,<br />

unterstützend wirkt. Eine Einrichtung der Pflegewirtschaft könnte ein Ethik-Komitee<br />

31!

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