Bachelorarbeit als PDF-Datei (2,9 MB) - Socialnet

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sondern flexibler und handhabbarer wird. Ihre Zielorientierung fordert zu
Entscheidungen auf, die sowohl dem Handelnden, als auch der Situation gegenüber
angemessen sein sollen. Herold beschreibt eine „Affinität der Tugendethik zum Bereich
der Wirtschaft“. Sie setze bei „unserem Alltagsverständnis von Moral“ an, erhebe nicht
„abstrakte moralische Forderungen“, sondern knüpfe „bei den Maßstäben, gängigen
Standards und Erwartungen in der gegenwärtigen Gesellschaft an.“ 30
Anhang 5
Das bekannteste Beispiel der Spieltheorie ist das Gefangenendilemma:
Zwei Verbrecher, A und B, sitzen im Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft schlägt ihnen
vor ihrer Gerichtsverhandlung folgenden Handel vor: Wenn einer gesteht und
zusätzlich seinen Komplizen belastet, dann erhält derjenige als Strafe ein Jahr Haft,
und sein Komplize 5 Jahre. Verraten sich A und B gegenseitig, dann erhalten beide
eine Haftstrafe von je vier Jahren. Schweigen beide, wird jeder von ihnen mit zwei
Jahren Haft bestraft.
B verrät A nicht
B verrät A
A verrät B nicht A: 2 Jahre, B: 2 Jahre A: 5 Jahre, B: 1 Jahr
A verrät B A: 1 Jahr, B: 5 Jahre A: 4 Jahre, B: 4 Jahre
A weiß zwar, dass beide am besten beraten wären, wenn sie dicht hielten. Er weiß
aber erstens nicht, ob B schlau genug ist, um das zu erkennen und sich
dementsprechend zu verhalten, und zweitens vertraut er B auch nicht. Denn A weiß: B
könnte versuchen A‘s Kooperationsbereitschaft mit B auszunutzen. B könnte A
verraten. Wenn A dann vorher geschwiegen hätte, dann würde das mit 5 Haftjahren
den für ihn ungünstigsten Ausgang bedeuten. A wird B deshalb verraten. Die gleichen
Überlegungen wird B über A anstellen. B wird deshalb A auch verraten. So erhalten
beide vier Jahre Haft, obwohl sie die Möglichkeit gehabt hätten, mit jeweils zwei Jahren
davonzukommen.
Das bedeutet: Jeder einzelne von den beiden hat das günstigste Ergebnis verfehlt.
Darüber hinaus haben sie gemeinsam gesehen, das ungünstigste Ergebnis erhalten,
das möglich war. Zusammen gerechnet sitzen sie acht Jahre im Gefängnis, doppelt so
lange, wie es nötig gewesen wäre.
30 Herold, 2012, S. 50