Bachelorarbeit als PDF-Datei (2,9 MB) - Socialnet
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arbeiten <strong>als</strong> bisher. Leistungen werden dadurch nicht immer bedarfsgerecht erbracht,<br />
teilweise müssen sie rationiert oder gestrichen werden. Dadurch entstehen<br />
Interessenkonflikte mit Mitgliedern der Gesellschaft, die auf diese Leistungen<br />
angewiesen sind oder sie erbringen.<br />
3.5. Rahmenbedingungen und resultierende ethische Herausforderungen<br />
für Unternehmen der Pflegewirtschaft<br />
Unternehmen der Pflegewirtschaft sind Dienstleistungsunternehmen, deren Leistung u.<br />
a. durch das Sozialversicherungssystem finanziert werden. Daraus ergeben sich<br />
folgende Rahmenbedingungen:<br />
• Unternehmen der Pflegewirtschaft arbeiten mit einem anderen „Kunden“-Begriff<br />
<strong>als</strong> private Unternehmen 17 . Der Pflegende bezieht seine Leistung vom<br />
Unternehmen. Bezahlt wird sie ursprünglich aber nicht vom Pflegebedürftigen <strong>als</strong><br />
Leistungsempfänger, sondern von seinem Sozialversicherer <strong>als</strong> Kostenträger. Im<br />
Zuge von Leistungsabbau wegen leerer Kassen der Solidargemeinschaft und<br />
resultierender Ökonomisierung in der Pflegewirtschaft, werden Pflegebedürftige,<br />
je nach ihren Möglichkeiten, zu Selbstzahlern. Wer sich das Selbstzahlen nicht<br />
leisten kann, wird in der Regel vom Kostenträger dorthin geschoben, wo die<br />
Leistung am günstigsten zu haben ist. Je nach finanziellem Vermögen hat der<br />
eine <strong>als</strong>o die Wahl, der andere nicht. Die Qualität der Leistung die ein<br />
pflegebedürftiger Sozialversicherungsnehmer erhält, ist in der Regel von seinen<br />
finanziellen Möglichkeiten abhängig. Leistungen werden auf diese Weise selektiv<br />
rationiert. 18 . Das widerspricht dem Solidaritätsprinzip des Sozi<strong>als</strong>taates und ist<br />
ein Beispiel für die bei Beck beschriebene „Individualisierung sozialer<br />
Ungleichheit“ 19<br />
• In der Pflege ist der Leistungserbringer auf die Mitwirkung des Pflegebedürftigen<br />
<strong>als</strong> Leistungsempfänger angewiesen. Dieser ist damit nicht nur Konsument,<br />
sondern an der Leistungserstellung aktiv beteiligt. Deren Qualität empfindet er<br />
subjektiv. Die ökonomischen Bedingungen unter denen die Leistung erstellt wird,<br />
und die praktischen Folgen dieser Bedingungen im Pflegeprozess selbst können,<br />
aufgrund der Abhängigkeit und der direkten Betroffenheit des Pflegebedürftigen<br />
von dieser Leistung, zu ethischen Problemen, bis hin zur Verletzung der<br />
Menschenwürde, führen.<br />
Die Herausforderungen die sich aus diesen Besonderheiten ergeben, sind folgende:<br />
• Pflegebedürftige bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Bedürftigkeit<br />
und Selbstverantwortung. Nicht alle Bedürftigen waren und sind in der Lage den<br />
17 vgl. Ahlrichs, 2012 S. 63<br />
18 vgl. auch Bauer, 2007, S. 106<br />
19 Beck, 1986, S. 122 und 205 ff.<br />
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