6 11. September 2014 EU Neue Freie Zeitung Fotos: Andreas Rutt<strong>in</strong>ger / Gestaltung: Christoph Berner und Andreas Rutt<strong>in</strong>ger
Neue Freie Zeitung EU 11. September 2014 7 Vilimsky: „Nur die FPÖ ist EU-kritisch geblieben!“ Hatten EU-kritische Töne noch die Europawahl im Mai dom<strong>in</strong>iert, so haben sie alle im Europaparlament vertretenen Parteien - mit Ausnahme der FPÖ - schon wieder vergessen. So zum<strong>in</strong>dest präsentierten sich die von ihnen nom<strong>in</strong>ierten Diskutanten diesen Montag im „Haus der Europäischen Union“ <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>, wo über die Themen der aktuell gestarteten Sitzungsperiode des Europaparlaments diskutiert wurde. Die versprochene Bürgernähe war nur mehr <strong>in</strong> den Wortmeldungen des FPÖ-Delegationsleiters Harald Vilimsky herauszuhören. Die Europaabgeordneten von ÖVP, <strong>SPÖ</strong>, Grünen und den NEOS haben sich <strong>in</strong> Sachen Europa bereits wieder auf <strong>ihre</strong> Parteil<strong>in</strong>ie zurückgezogen: „Europa“ vor Staats- und Bürger<strong>in</strong>teressen. Vier Monate nach der Wahl zum Europaparlament im Mai dieses Jahres und gerade rechtzeitig zum Sitzungsbeg<strong>in</strong>n des neugewählten Europaparlaments lud der „Euro - pa Club <strong>Wien</strong>“ diesen Montag zur Diskussion mit dem Titel „Neustart im Europäischen Parlament - Woh<strong>in</strong> geht die Reise?“ Von den angekündigten „DelegationsleiterInnen“ der österreichischen Parteien im Europäischen Parlament erschienen nur Harald Vilimsky von der FPÖ und Ulrike Lunacek von den Grünen. Für die ÖVP stellte sich EU-Abgeordneter He<strong>in</strong>z Becker dem Publikum, von der <strong>SPÖ</strong> die EU-Abgeordnete Kar<strong>in</strong> Kadenbach und von den NEOS erschien deren Europasprecher im Nationalrat, Ra<strong>in</strong>er Hable. Vor vollem Haus diskutierten die fünf unter Lei - tung des ATV-Moderators Mart<strong>in</strong> Thür über die personelle Zusam - mensetzung der EU-Institutionen, über das Freihandelsabkommen TTIP und auf „Intervention“ des Publikums auch über die Situation <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e. Nur FPÖ bleibt EU-kritisch FPÖ-Delegationsleiter Harald Vilimsky: Die e<strong>in</strong>zige EU-kritische Stimme im „Haus der EU“. Was vor der Wahl versprochen wurde, schien an diesem Montag schon wieder passé. Als e<strong>in</strong>ziger hatte sich FPÖ-Delegationsleiter Vilimsky die versprochene „EUkritische Stimme“ bewahrt. Wäh - rend die Kollegen über die Chan - cen des österreichischen EU- Kommissarkandidaten Johannes Hahn spekulierten, die Grüne Lunacek monierte, dass Österreich ke<strong>in</strong>e Quotenfrau nom<strong>in</strong>iert hat - te, g<strong>in</strong>g Vilimsky auf das aktuell brennende Thema e<strong>in</strong>. Während Europas Staaten nach Geld für ih - re Budgets suchten, hätten die Eurokraten sich <strong>ihre</strong> Steuerbegünstigungen über die Wirtschaftskrise h<strong>in</strong>weggerettet. Außerdem forderte er e<strong>in</strong>e Halbierung der Kommission und die Reduktion der Abgeordnetenzahl des Europaparlaments e<strong>in</strong>. Dem Freihandelsabkommen TTIP mit den USA, das der Europasprecher der NEOS als „Chan - ce für die europäische Wirtschaft“ bezeichnete, begegnete Vilimsky mit den Augen des Konsumenten: „Die e<strong>in</strong>zigen Profiteure dieses Abkommens werden die großen US-Konzerne se<strong>in</strong>, die die hart erkämpften europäischen Standards auch bei der Lebensmittelqualität e<strong>in</strong>fach ausschalten werden.“ Die Frage, was der „totalitär und antieuropäisch regierende“ ungarische Premierm<strong>in</strong>ister Or - bán <strong>in</strong> der EU zu suchen habe, wies Vilimsky an den ÖVP-Vertreter Becker weiter, denn Orbáns Partei sei schließlich Mitglied der Europäischen Volkspartei. Er verteidigte aber Orbáns EU-kritische Politik mit dem H<strong>in</strong>weis, dass dieser ja von der Bevölkerung gewählt worden sei, um die Interessen Ungarns gegenüber Brüssel zu vertreten - und nicht umgekehrt. In diesem Zusammenhang er<strong>in</strong>nerte er daran, dass ja auch die Europaabgeordneten die Interessen <strong>ihre</strong>r Wähler und damit <strong>ihre</strong>s Landes vertreten sollten. Wofür er prompt Widerspruch vom Podium erhielt, das die „europäische Idee“ <strong>in</strong> den Vordergrund rückte. Die grüne EU-Abgeordnete Lunacek sprach sich sogar für die Abschaffung von nationalen Wahllisten aus und wünschte sich stattdessen „echte Europalisten“. „Schluss mit EU-Zentralismus!“ Ebenso kritisiert wurde Vilimsky von se<strong>in</strong>en Mitdiskutanten für se<strong>in</strong> E<strong>in</strong>treten nach unbed<strong>in</strong>gter Beibehaltung der Steuerhoheit <strong>in</strong> den Mitgliedstaaten. Dazu erneuerte er die FPÖ-Forderung nach der Rückführung von Kompetenzen aus Brüssel an die Länder: „Das EU-Wahlergebnis hat gezeigt, dass die Bürger diese Zentralisierung der Macht <strong>in</strong> Brüssel nicht mehr wollen. Kom - men wir dem Wählerwillen nach!“ Ebenso heftige Kritik erntete der FPÖ-Europaabgeordnete für se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung zum Ukra<strong>in</strong>e-Konflikt und dem damit verknüpften H<strong>in</strong>weis auf die österreichische Neutralität. So schätzte Vilimsky, der viele Jahre lang Obmann der ukra<strong>in</strong>isch-österreichischen parlamentarischen Freundschaftsgruppe war, die derzeitigen Sanktionen als falschen Weg e<strong>in</strong>, da dadurch die Eskalation <strong>in</strong> diesem Konflikt vorangetrieben werde. Die Sanktionen gegen Russland und <strong>in</strong>sbesondere das NATO-Manöver im Schwarzen Meer seien unangebracht, betonte Vilimsky, und würden den Konflikt nur verschärfen sowie diplomatische Lösungsversuche verh<strong>in</strong>dern. Andreas Rutt<strong>in</strong>ger Mehr dazu: www.fpoe-tv.at