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Die archäologischen Funde und Befunde aus der - Universität ...

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98<br />

2. Feld 70. Zu Koordinaten <strong>und</strong> H vgl. B236.<br />

3. Auf <strong>der</strong> inneren Sohle <strong>der</strong> Grabgrube B236 fanden sich zusammengeknüllte Reste liturgischer Paramente:<br />

„Grab B236 ganz vom füllenden Schutt befreit <strong>und</strong> dann vorsichtig die Textilreste, die auf dem Boden, jedoch<br />

nur in <strong>der</strong> W-Hälfte liegen, freigeputzt. Nachdem Aufnahmen des gänzlich unberührten Zustandes gemacht sind,<br />

wird an verschiedenen Stellen gestochert, so daß schöne buntbestickte Teile an die Oberfläche kommen. <strong>Die</strong>se<br />

werden <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>gebreitet <strong>und</strong> mehrfach – im ganzen <strong>und</strong> in Einzelheiten – fotografiert. Es findet sich, soweit<br />

bisher zu erkennen: 1 Stola (?) mit Löwen in Rauten in <strong>der</strong> Form des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts. Ferner ein größeres<br />

Stück mit Adler in <strong>der</strong> Form des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts mit geschlossenem Schnabel <strong>und</strong> hängenden Fittichen. Dann<br />

schmale, silberbestickte Borten <strong>und</strong> dünnes, jetzt braunes Gewebe (Leinen?). Alle Teile verweisen eindeutig in<br />

hochgotische Zeit.“ (Grabungstagebuch Doppelfeld, Eintrag vom 8. August 1947). <strong>Die</strong> Stoffreste wurden nach<br />

weitgehen<strong>der</strong> Freilegung durch Unterschieben einer Zinkblechplatte gehoben <strong>und</strong> nach Auflegen einer zweiten<br />

Platte gedreht, um sie von unten betrachten zu können. Unter den Geweberesten lagen große Kiesel <strong>und</strong><br />

Schuttbrocken. <strong>Die</strong> Stoffe gerieten demnach in diese Lage, nachdem die Gebeine her<strong>aus</strong>gelesen waren bzw.<br />

während das Grab anschließend mit Schutt gefüllt wurde. Viele Teile fehlen; so sind die Ärmel wie<br />

abgeschnitten. Es sind zu unterscheiden: Vom Hauptgewand, wohl einer Dalmatika mit ziemlich langen Ärmeln,<br />

waren nur Schultern <strong>und</strong> Ärmel erhalten, die in Auflegearbeit mit Adlern <strong>und</strong> schreitenden großen Löwen in<br />

Rauten, die durch eine aufgenähte Borte mit eckigen Flechtmotiven gebildet werden, bestickt sind.<br />

Halsverschluß auf den Schultern, nahe am Hals, deutlich erkennbar an den umsäumten Schlitzen, die mit je einer<br />

Schlaufe von hinten <strong>und</strong> vorne an einem nicht mehr vorhandenen Knopf geschlossen wurden. Der oben br,<br />

unten schmale Ärmel wird wohl an die unteren Seiten <strong>der</strong> mit dem Doppeladler gezierten Schulterraute<br />

angesetzt worden sein. <strong>Die</strong> Achselhöhle scheint geschlitzt gewesen zu sein. Das Gewandstück war bei<strong>der</strong>seits<br />

mit demselben Stoff belegt: Zwei spitze Zipfel mit angenähten Strickösen. Ferner fanden sich viele stark<br />

zerknüllte Teile einer etwa 1,5 cm br <strong>und</strong> über einen Meter langen Goldbrokatborte (Stola) mit Goldtroddeln,<br />

auf <strong>der</strong>en astartigem Webmuster mit Greifen, kleinen Enten, an<strong>der</strong>en Vögeln, Blumen <strong>und</strong> reichen Ranken sich<br />

in Rautenfel<strong>der</strong>n übereinan<strong>der</strong> Löwe <strong>und</strong> Lilie in abgestuften Brauntönen abwechseln. In den Zwickeln neben<br />

den Rauten ein burgartiges Zinnenmotiv. Als weiteres Stück, vielleicht zu einem <strong>der</strong> vorigen gehörend, ein Band<br />

mit Goldstickerei <strong>und</strong> Schrift, darauf hl. Katharina (in Aedicula mit Rad <strong>und</strong> Schwert), hl. Margareta <strong>und</strong> eine<br />

weitere Heilige. <strong>Die</strong> Säuberung brachte sodann ein feines chinesisches Seidengewebe mit Musterung <strong>und</strong> Druck<br />

(?) zutage, das mit einfachem Seidengewebe unterfüttert ist.<br />

4. –.<br />

5. 13. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

6. –.<br />

7. Grabungstagebuch Doppelfeld, Einträge vom 7.-8. <strong>und</strong> 14. August, 23.-25. September, 21. Oktober <strong>und</strong> 28.<br />

November 1947, 20. Januar <strong>und</strong> 2. März 1948. – Doppelfeld 1948c, S. 98 f. mit Abb. 3. – Doppelfeld 1949, S.<br />

125. – Jaques 1950. – Wolff 1968, S. 218-220. – Kroos 1979/80, S. 107. – Rode 1979/80.<br />

B237<br />

1. Gruft <strong>der</strong> Wittelsbacher Erzbischöfe. Taf. 49; Taf. 53,1.<br />

2. Feld 69. Schnitt B1200 (ehem. Schnitt B230). Wenig o <strong>der</strong> Grüfte B249 <strong>und</strong> B247. O 52,70-55,70/S 0,25-N<br />

2,45; UK <strong>der</strong> Stickung bei H 52,80, OK Boden bei H 53,05; OK bei H 55,00.<br />

3. Tonnengewölbte Gruft <strong>aus</strong> Backsteinmauerwerk, darin die Bestattungen B241, B242 <strong>und</strong> B243. Über eine<br />

zugehörige Baugrube ist nichts bekannt. Innenmaße: Lg 2,52 m (im S) bzw. 2,55 m (im N); Br 1,95 m (im W)<br />

bzw. 1,97 m (im O); Hh 1,84 m (ohne Wölbung). Mit Ausnahme <strong>der</strong> ½ Stein br O-Wand in Stein-Br mit vielen,<br />

jedoch nicht lagenweise verteilten Bin<strong>der</strong>n mit grauem, sandigem Mörtel gemauert; die W-Wand ist nach Z715<br />

oberhalb von H 53,90 nur noch 0,20 m stark. Steinformat: 0,06 x 0,12-0,13 x 0,26-0,28 m. Der Boden ist in ca.<br />

0,10 m Stärke mit Backsteinen <strong>aus</strong>gelegt. Zum Aufsetzen <strong>der</strong> Särge sind drei vierkantige Eisenstäbe in etwa<br />

0,30 m Abstand vom Boden in die Wände eingemauert. Das Tonnengewölbe (H 54,45-55,00) ebenso gemauert.<br />

An <strong>der</strong> nicht ganz glatt geputzten Decke (Scheitel bei H 54,90) mehrfach Krücken- <strong>und</strong> Antoniuskreuze mit dem<br />

Ruß einer Kerze eingebrannt. An <strong>der</strong> oberen nw Ecke in <strong>der</strong> Decke <strong>und</strong> <strong>der</strong> Seitenwand ein (während <strong>der</strong><br />

französischen Besetzung zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts?) eingebrochenes Loch, das von außen geschlossen<br />

worden ist. Dazu wurde in die Lücke B<strong>aus</strong>chutt geworfen <strong>und</strong> auf diesen eine quadratische Basaltplatte gelegt,<br />

die den Platten des gotischen Bodens B235 entspricht <strong>und</strong> die dem primitiven Lehrgerüst für die Schließung des<br />

Loches im Gewölbe als Standfläche diente. Das Gerüst noch in Resten erhalten. Auf Z159 ist nahe <strong>der</strong> sw Ecke<br />

<strong>der</strong> Wölbung eine kleinere, schachtartige Lücke („Raubeinbruch“) eingetragen, <strong>der</strong>en Bedeutung unklar ist. <strong>Die</strong><br />

W-Wand <strong>der</strong> Gruft B237 wurde <strong>aus</strong> grabungstechnischen Gründen entfernt.<br />

<strong>Die</strong> Bestattungen B241, B242 <strong>und</strong> B243 sind von dem durch die SW- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> die NW-Ecke eingedrungenen<br />

Schutt gestört o<strong>der</strong>, wie es eher scheint, durchwühlt worden, die <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>gefallenen Holzsärge teilweise <strong>aus</strong><br />

ihrer Lage gebracht; Tuchfetzen hängen dazwischen. Doppelfeld stellte in <strong>der</strong> Gruft B237 zunächst nur zwei<br />

(statt drei) Bestattungen fest <strong>und</strong> gab offenbar zunächst <strong>der</strong> s, später <strong>der</strong> mittleren Bestattung die Nummer B242,<br />

während die s nunmehr zu B243 wurde; einige Teile <strong>der</strong> Beschreibungen sind dabei durcheinan<strong>der</strong> geraten.<br />

4. 335; Probe 19.

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