Alles Gute für Ihre Genesung! - Klinikverbund Südwest Gmbh
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FOKUS MEDIZIN | NEPHROLOGIE SINDELFINGEN<br />
Aber auch ein High-Tech-System ist nicht gefeit<br />
vor Anfälligkeiten. Wer wüsste das besser als<br />
Josef Göppel. Seit 13 Jahren muss der 71-jährige<br />
Böblinger dreimal wöchentlich je vier Stunden<br />
lang zur „Dialyse“. So nennt sich die künstliche<br />
Niere, ein aufwändiges medizinisches Gerät, das<br />
die Blutwäsche vornimmt und Göppels sechs bis<br />
sieben Liter Blut neunfach filtriert. „Danach<br />
bin ich schachmatt“, sagt der Rentner. Doch<br />
was will er hadern. Er ist froh, dass die<br />
Maschine ihn am Leben erhält. „Vor<br />
40 Jahren hätte es noch gar nicht<br />
genug Geräte gegeben. Da<br />
hätte womöglich ein Arzt entscheiden<br />
müssen, wer dran<br />
kommt und wer nicht ...“<br />
Und so kann er nach ein paar<br />
Stunden wieder leistungsfähig<br />
am Leben teilnehmen.<br />
Mit Ärzten und Pflegepersonal<br />
in Sindelfingen ist der<br />
Schwabe sehr zufrieden: „I<br />
komm mit älle gut zurecht.<br />
Es geht hier familiär zu.“ Familienoberhaupt<br />
ist, wenn<br />
man dieses Bild aufgreift,<br />
Chefarzt Dr. Dirk Löhr. Als<br />
Leiter der Nephrologie kennt<br />
er die Leiden, die Nierenversagen<br />
verursachen. Ist die Schädigung<br />
dauerhaft und irreversibel, spricht man von<br />
einer chronischen Niereninsuffizienz. Ca.<br />
720.000 Menschen sind in Deutschland auf<br />
ein Nierenersatzverfahren angewiesen. Neben<br />
der Hämodialyse, der Blutwäsche, wird auch die<br />
Peritonealdialyse, die „Bauchfelldialyse“, als Alternative<br />
angeboten. Dieses Verfahren wird nach<br />
einer Trainingsphase als Heimverfahren durchgeführt<br />
und ermöglicht somit dem Patienten mehr<br />
Freiräume, fordert aber auch mehr Eigenverantwortung.<br />
„Ein zu hoher Blutdruck schädigt die Nieren“,<br />
weiß Dr. Dirk Löhr. Wird nichts dagegen unternommen,<br />
könne eine Nierenerkrankung eine<br />
der möglichen Spätfolgen sein. Mit dem Alter<br />
nehmen die Probleme mit zu hohem Blutdruck<br />
zu. Die Folgen zeigen sich an den Blutgefäßen<br />
- Verkalkung und Verstopfung von Arterien, Engstellen<br />
in den Herzkranzgefäßen, Durchblutungsstörungen,<br />
Blutgerinnsel.<br />
Umgekehrt führen, laut Mediziner Löhr, die meisten<br />
Nierenerkrankungen ihrerseits zu Bluthochdruck,<br />
der dann wiederum die Nieren schädigt.<br />
„Ein Kreislauf, den man durchbrechen muss“,<br />
der Experte rät zu regelmäßigen Kontrollen, weil:<br />
„Ein zu hoher Blutdruck tut nicht weh, der Patient<br />
ist sich der tickenden Uhr nicht bewusst.“<br />
Ab 40 sollte der Blutdruck einmal im Jahr gecheckt<br />
werden (beim Arzt, in der Apotheke,<br />
bei der Krankenkasse, auf Gesundheitsmessen)<br />
– erst recht, wenn aus der<br />
Familie eine Veranlagung vererbt<br />
worden ist. Daneben spielen Umwelteinflüsse<br />
und der persönliche<br />
Lebensstil eine große Rolle.<br />
Stress, falsche Ernährung (zu<br />
fett, zu süß, zu viel), mangelhafte<br />
Bewegung/Übergewicht<br />
und Alkohol in zu großen Mengen<br />
sind Risikofaktoren, die in<br />
die Misere führen.<br />
„Da mehr als ein Drittel der Bevölkerung<br />
über 60 einen zu hohen<br />
Blutdruck hat“, sieht Chefarzt Dr.<br />
Dirk Löhr allen Anlass zur Prävention.<br />
Hier durch Expertenwissen<br />
und Medikamente mit Rat und<br />
Tat zur Seite zu stehen, ist die<br />
große Leistung der Nephrologie.<br />
Darüber hinaus kommen Dialysepatienten<br />
aus dem ganzen Kreis<br />
Böblingen in die Daimlerstadt,wenn ein Krankenhausaufenthalt<br />
notwendig ist, um an die<br />
künstliche Niere angeschlossen zu werden. Vier<br />
bis fünf Stunden dauert die dreimal pro Woche<br />
vorzunehmende Behandlung. Warum die Patienten<br />
allesamt hinterher müde sind? „Weil die<br />
Maschine in zwölf bis fünfzehn Stunden machen<br />
muss, wo<strong>für</strong> die Niere rund um die Uhr eine Woche<br />
Zeit hat“, erklärt Dr. Löhr.<br />
Die Geduld, die sie mitbringen muss, nutzt eine<br />
ehemalige Berufsschullehrerin aus Magstadt zur<br />
intensiven Buch- und Zeitungslektüre oder die 55-<br />
Jährige löst ausgiebig Kreuzworträtsel. Klar wäre<br />
es ihr lieber, gesund zu sein, sagt die berufsunfähige<br />
Frau und zuckt mit den Schultern. „Aber gäbe<br />
es diese Maschinen nicht, läge ich seit meinem<br />
Fünfzigsten zweieinhalb Meter tiefer.“ Humor gilt<br />
im Volksmund ja auch als Medizin,selbst dann,<br />
wenn er tiefschwarz gefärbt ist.<br />
Hans Siedann<br />
27<br />
Dr. Dirk Löhr,<br />
Chefarzt der<br />
Nephrologie in den<br />
Kliniken Sindelfingen