Alles Gute für Ihre Genesung! - Klinikverbund Südwest Gmbh
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FOKUS MEDIZIN | KNIEVERLETZUNGEN<br />
Kessler. Alternativ haben die Mediziner auch die<br />
Möglichkeit, arthroskopisch Gelenkknorpelzellen<br />
zu entnehmen, diese im Labor zu vermehren, auf<br />
eine Matrix aufzubringen und zusammen mit den<br />
gezüchteten Knorpelzellen dem Patienten wieder<br />
auf die schadhafte Stelle einzunähen. „Diese<br />
Technik heißt Autologe Chondrozyten Transplantation<br />
(ACT) und wird bei größeren Knorpelschäden<br />
verwandt, bei denen eine Mosaikplastik nicht<br />
sinnvoll ist“, sagt Stefan Kessler.<br />
Eine weitere Möglichkeit der Therapieoption<br />
bei der Behandlung von Knorpelschäden im<br />
Kniegelenk stellt die Mikrofrakturierung dar. Es<br />
handelt sich hierbei um eine gelenkerhaltende<br />
Behandlung bei begrenzten viertgradigen Knorpelschäden.<br />
„Bei vielen Patienten kann die Kniegelenkendoprothese<br />
durch diese Methode der<br />
Mikrofrakturierung zunächst vermieden und um<br />
gegebenenfalls einige Zeit hinausgezögert werden“,<br />
weiß Chefarzt Dr. Kessler.<br />
Die Mikrofrakturierung wurde in den 80iger Jahren<br />
von dem bekannten amerikanischen Kniespezialisten<br />
Dr. Richard Steadman eingeführt.<br />
Hier wird in den schadhaften Knochen mit unterschiedlichen<br />
„Ahlen“ hineingebohrt. Der<br />
gesamte Defekt wird so von Mikroblutungen<br />
bedeckt. Stammzellen, die sich in diesem Blutpfropfen<br />
befinden, entwickeln sich dann zu Faserknorpel,<br />
der die Gelenkfläche bedeckt. Die<br />
mesenchymalen Stammzellen bilden einen stabilen<br />
und belastbaren Ersatzknorpel, der den betroffenen<br />
Patienten die Schmerzen nimmt und<br />
die Beweglichkeit zurückgibt.<br />
Knochenbrüche hingegen entstehen meist im<br />
Rahmen größerer externer Gewalteinwirkung<br />
bei Verletzungen (Verkehrsunfall, insbesondere<br />
Motorradfahrer) oder bei älteren Menschen im<br />
Rahmen eines Sturzes. „Da sowohl am körperfernen<br />
Oberschenkeldrittel als auch am körpernahen<br />
Unterschenkeldrittel die Knochenbrüche<br />
meist das Kniegelenk mit betreffen, ist es das<br />
oberste Ziel der Operation, die Gelenkflächen<br />
des Kniegelenks möglichst gut wieder herzustellen,<br />
um die Spätfolgen, wie die oben genannten<br />
Knorpelschäden und Arthrosen, zu vermeiden“,<br />
sagt Chefarzt Dr. Martin Manner von der Klinik<br />
<strong>für</strong> allgemeine Chirurgie und spezielle Unfallchirurgie<br />
am Kreiskrankenhaus Calw. Die Stabilisierung<br />
der Knochenbrüche im Kniegelenksbereich<br />
erfolgt fast immer mit Platten, die aus Titan<br />
bestehen und deren Schraubenköpfe sich so fest<br />
in den Platten verankern lassen, dass sie nicht<br />
mehr abkippen können und einen sicheren Halt<br />
der Knochenfragmente gewährleisten, erläutert<br />
der Experte weiter. Diese Platten nennt man auch<br />
winkelstabile Platten. Häufig wird das Operationsergebnis<br />
schon während der Operation durch<br />
eine Gelenkspiegelung kontrolliert, sodass eventuell<br />
verbleibende Fehlstellungen noch korrigiert<br />
werden können. Bei schwereren Verletzungen<br />
am Schienbeinkopf muss meist der eingedrückte<br />
Knochen durch eine Knochenverpflanzung ergänzt<br />
werden, wobei die Operateure Knochen<br />
aus dem Beckenkamm entnehmen und an der<br />
Schadstelle wieder einsetzen.<br />
Bei den Bandverletzungen unterscheidet man<br />
Verletzungen der Kreuzbänder von Verletzungen<br />
der Seitenbänder. Die Kreuzbänder spielen beim<br />
Kniegelenk eine außerordentlich wichtige stabilisierende<br />
Rolle, sodass sie, wenn sie verletzt<br />
sind, immer ersetzt werden müssen. Seitenbänder<br />
hingegen heilen nach entsprechender Ruhigstellung<br />
meist ohne Operation aus. Kreuz- und<br />
Seitenbandverletzungen lassen sich entweder<br />
durch Kniegelenksspiegelung oder durch eine<br />
Kernspintomografie sicher diagnostizieren. „Da<br />
die Naht der Kreuzbänder zu schlechten Langzeitergebnissen<br />
führt, wird heute fast immer das<br />
Kreuzband durch Sehnen ersetzt, die in die Position<br />
des Kreuzbandes eingebracht werden. Hierzu<br />
stehen uns die Sehne der Kniescheibe oder Sehnen<br />
vom Oberschenkel zur Verfügung“, sagt Dr.<br />
Martin Manner. Mit entsprechender langfristiger<br />
Nachbehandlung durch Physiotherapie, welche<br />
im Kreiskrankenhaus Calw der Klinik angegliedert<br />
ist, lassen sich so sehr gute Ergebnisse in der<br />
Kreuzbandchirurgie erreichen.<br />
Verletzungen des Meniskus sollten nach Expertenmeinung<br />
frühzeitig durch eine Kniegelenksspiegelung<br />
diagnostiziert werden. Dann kann<br />
durch eine Naht des Meniskus in vielen Fällen<br />
eine Heilung erreicht werden und der Meniskus,<br />
welcher eine wichtige Funktion als „Puffer“ im<br />
Kniegelenk hat, meist langfristig erhalten werden.<br />
Verletzungen des Gelenkknorpels lassen<br />
sich primär nicht immer im Rahmen der Unfall-<br />
Behandlung beheben, oft ist eine spätere Knorpelersatzoperation<br />
erforderlich und dann hilft Dr.<br />
Stefan Kessler.<br />
Peter-Michael Petsch<br />
49<br />
Dr. Stefan Kessler,<br />
Chefarzt der Orthopädischen<br />
Klinik<br />
Klinikum Sindelfingen-Böblingen<br />
Dr. Martin Manner,<br />
Chefarzt der Klinik<br />
<strong>für</strong> allg. Chirurgie<br />
und spezielle UnfallchirurgieKreiskrankenhaus<br />
Calw<br />
Knochen geplattet<br />
Frakturversorgung