Alles Gute für Ihre Genesung! - Klinikverbund Südwest Gmbh
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FOKUS MEDIZIN | DIVERTIKULITIS<br />
Divertikulitis<br />
die unbekannte Volkskrankheit<br />
Volkskrankheiten wie Diabetes, Rheuma und Depressionen<br />
sind aufgrund ihrer hohen Verbreitung<br />
allgemein bekannt. Nicht so die Divertikulitis.<br />
Von dieser Darmkrankheit haben bisher die<br />
wenigsten gehört. Ein Grund ist, dass sie erst seit<br />
den letzten Jahren verstärkt auftritt. Deshalb gibt<br />
es, anders als bei anderen Volkskrankheiten, auch<br />
keinen umgangssprachlichen Namen da<strong>für</strong>. Die<br />
im Bauchzentrum Nagold oft gestellte Diagnose<br />
„akute Sigmadivertikulitis“ verursacht daher<br />
Unsicherheit und Sorge bei den Patienten. „Nur<br />
ein kleiner Teil der Patienten mit einer Divertikulitis<br />
muss operiert werden“, sagt Chefarzt Prof.<br />
Benz und erklärt, was eine Sigmadivertikulitis ist,<br />
wie man sie behandelt und ob eine Vorbeugung<br />
möglich ist.<br />
Die Sigmadivertikulitis ist eine relativ häufige Entzündung<br />
des Dickdarmes. Sie entsteht als Folge<br />
von Aussackungen (Divertikel) in einem Dickdarmbereich,<br />
der ca. 20-30 Zentimeter vor dem After<br />
lokalisiert ist und als S-Darm (Sigma) bezeichnet<br />
wird. Dort herrscht im Vergleich zum restlichen<br />
Dickdarm ein relativ hoher Druck, sodass sich hier<br />
im Laufe des Lebens Schleimhautaussackungen<br />
bilden. Als Hauptursache der starken Druckerhöhung<br />
wird die ballaststoffarme Ernährung in den<br />
westlichen Ländern angeschuldigt. Man geht davon<br />
aus, dass ca. 70 Prozent der 70-jährigen solche<br />
Aussackungen haben. Diese bleiben bei den<br />
meisten Menschen völlig folgenlos. Bei manchen<br />
Patienten bildet sich aber eine Entzündung um<br />
die Schleimhautaussackungen, die gravierende<br />
Folgen haben kann. Im einfachsten und häufigsten<br />
Fall liegt eine bakterielle Entzündung der<br />
Darmwand vor. Dabei hat der Patient Schmerzen<br />
im linken Unterbauch, die der einer Blinddarmentzündung<br />
– allerdings auf der falschen Seite<br />
– sehr ähnlich sind. Die Behandlung erfolgt durch<br />
Antibiotika, vorübergehende Nüchternheit und<br />
krampflösende Medikamente. Damit klingt die<br />
Entzündung meist rasch ab.<br />
Ähnlich wie bei der Blindarmentzündung kann<br />
es aber auch zum Durchbruch der Darmwand<br />
im Bereich der Schleimhautaussackung kommen.<br />
Dadurch tritt Stuhl in die Bauchhöhle aus und<br />
es entsteht eine Bauchfellentzündung. Dieses<br />
Krankheitsbild ist akut lebensbedrohlich und<br />
muss sofort operiert werden. Bei solchen Operationen<br />
muss häufig vorübergehend ein künstlicher<br />
Darmausgang angelegt werden.<br />
Um diese Situation zu vermeiden wird empfohlen,<br />
bei wiederkehrenden Entzündungen eine<br />
operative Entfernung des betroffenen Darmabschnitts<br />
durchführen zu lassen. Dies kann heute<br />
in spezialisierten Kliniken ohne großen Bauchschnitt<br />
durch eine minimalinvasive Operation<br />
(Schlüssellochchirurgie) erfolgen. Dabei wird eine<br />
Kamera in den Bauch eingebracht und unter<br />
Sicht auf einen Bildschirm der Darm entfernt. Die<br />
Naht des Darmes erfolgt dabei durch Klammernähte<br />
ebenfalls unter Sicht durch die Kamera. Am<br />
Bauchzentrum Nagold sind in den letzten zwei<br />
Jahren über 80 solcher Operationen erfolgreich<br />
durchgeführt worden.<br />
Die beste Art, sich vor dieser neuen Volkskrankheit<br />
zu schützen, ist vorzubeugen. Ballaststoffreiche<br />
Kost wie Früchte und Gemüse oder auch<br />
Ballaststoffzusätze wie Weizenkleie helfen, das<br />
Risiko zu vermindern. Günstig wirken sich auch<br />
sportliche Aktivität und ein normales Körpergewicht<br />
aus.<br />
Redaktion<br />
29<br />
Prof. Dr. Stefan<br />
Benz, Chefarzt<br />
der Chirurgie im<br />
Kreiskrankenhaus<br />
Nagold