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Alles Gute für Ihre Genesung! - Klinikverbund Südwest Gmbh

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REPORTAGE | EINSATZ IN PERU<br />

So nahte unser erster Einsatz nach zwei Tagen<br />

am Stadtrand von Arequipa in einer kleinen Posta<br />

medica des CVJM Arequipa; die Umstände – kein<br />

Wasser, kein Strom, kein Labor. Zur Verfügung<br />

standen uns unser Wissen, unsere Sinne, Stethoskop,<br />

wenige Spekula (<strong>für</strong> die gynäkologische<br />

Untersuchung), die Krankengeschichte und Symptome<br />

der Patienten sowie ein Linsenkasten zum<br />

Augenvermessen. Und los ging es.<br />

Die Beschwerden der Patienten waren<br />

bunt gemischt, viele klagten über Bauchschmerzen,<br />

Durchfälle, Husten, Augenprobleme<br />

und Sehschwierigkeiten, Gelenkschmerzen.<br />

Aber auch Mangel- und<br />

Fehlernährung sahen wir, vor allem bei den<br />

Kindern und Alten. Wir halfen uns gegenseitig<br />

und lernten von einander, je nachdem,<br />

wo der Schwerpunkt des Einzelnen<br />

lag. Wir kamen aus der Allgemeinmedizin, Kinderheilkunde,<br />

Gynäkologie und Geburtshilfe,<br />

Anästhesie und Chirurgie. Unsere Sprechstunde<br />

war kostenlos, <strong>für</strong> die Medikamente musste ein<br />

Obolus entrichtet werden. Entsprechend war der<br />

Andrang groß. Viele Patienten wurden erstmalig<br />

registriert, obwohl der peruanische Staat in den<br />

letzten Jahren die Anzahl der Arztstützpunkte<br />

deutlich erhöht hat und es auch seit kurzem eine<br />

Versicherung <strong>für</strong> Kinder, Schwangere und eine<br />

bestimmte Gruppe von Alten gibt. Neben der<br />

eigentlichen Therapie versuchten wir immer auch<br />

ein bisschen Aufklärung zu betreiben, vor allem<br />

was Hygiene und Ernährung betraf! Erst die hereinbrechende<br />

Dunkelheit beendete <strong>für</strong> gewöhnlich<br />

unsere Sprechstunde.<br />

Nach Adaptation an die Höhe, Arequipa liegt<br />

auf 2400 m Höhe, waren wir gut zehn Tage<br />

in kleinen Andendörfern des Colca Canons<br />

in der Nähe von Arequipa unterwegs. Fast<br />

jeden Tag waren wir in einem anderen Ort, jeden<br />

Tag ein Stückchen höher – bis auf ca. 4.100m –<br />

und hielten Sprechstunde. Oft war der Andrang<br />

in den Abendstunden am größten, wenn die Leute<br />

vom Feld kamen. Zu unserer Überraschung gab<br />

es fast in jedem Dorf eine Posta medica mit Strom<br />

und Wasser, meist mit einer Krankenschwester,<br />

manchmal auch zeitweise mit einem Arzt besetzt.<br />

Das war mir vor drei, vier Jahren nicht aufgefallen.<br />

Es hatte sich etwas zum Positiven verändert. Dennoch<br />

verhindert die Armut der Bevölkerung oft<br />

den Gang zum Arzt. Das Leben der Leute ist hier<br />

noch viel einfacher als in der Stadt. Es ist geprägt<br />

von der rauen, kargen<br />

Höhe und einer dennoch<br />

wunderschönen<br />

Natur. Die Gesichter<br />

sind tief gefurcht und<br />

gegerbt. Oft leben<br />

zwei bis drei Generationen<br />

unter einem<br />

Dach. Und dieses<br />

Dach überdeckt meist<br />

nur einen, maximal<br />

zwei niedrige Räume,<br />

teils baufällig und mit Erdboden. Fließend Wasser<br />

und Strom sind keine Selbstverständlichkeit,<br />

Heizungen gibt es nicht. Oft sind alte Menschen<br />

auch einsam, weil der Ehepartner verstorben ist,<br />

die Kinder in die Stadt gezogen sind oder studieren.<br />

Und dennoch, wir wurden tief beschenkt<br />

durch ihre Frömmigkeit, Herzlichkeit, Lebensfreude<br />

und Gastfreundschaft.<br />

Eines unserer schönsten Erlebnisse war die<br />

Geburt von Roberto Daniel. Es war Zufall,<br />

dass wir just an diesem Tag im Dorf waren.<br />

Die ortsansässige Krankenschwester erzählte uns<br />

von einer hochschwangeren Frau, ob wir nicht<br />

nach ihr sehen könnten. Die Geburt war bereits in<br />

vollem Gange, als wir den kleinen dunklen Raum<br />

mit der in Decken auf die Erde gebetteten Frau<br />

betraten. Nach unserer Untersuchung war die<br />

Geburt bis dato normal verlaufen. Nur: Die kindlichen<br />

Herztöne fehlten in den ersten Minuten.<br />

Der Schreck saß uns in den Gliedern.<br />

Wir hatten keine Hilfsmittel, nur unser Gebet.<br />

Umso größer die Freude, als kurz darauf<br />

ein lebendiger, dann auch schreiender<br />

Junge geboren wurde. Die Mutter wünschte<br />

die Taufe des Jungen an Ort und Stelle. Und so<br />

folgten wir ihrem Wunsch und tauften ihn, wie<br />

es jeder Christ in Notsituationen tun darf. Natürlich<br />

ließen wir es uns nicht nehmen, am folgenden<br />

Tag nach Mutter und Kind zu schauen.<br />

Beide waren wohlauf. Auf das freudige Ereignis<br />

stießen wir mit Limonade an, als Taufgeschenk<br />

gab es eine Torte, Windeln, Strampler und einen<br />

neuen Topf gefüllt mit brauchbaren Utensilien <strong>für</strong><br />

den Haushalt sowie Süßigkeiten <strong>für</strong> die Kinder.<br />

Und wie soll es weiter gehen? Die Schlüsse aus<br />

diesem Pilotprojekt sind noch nicht endgültig gezogen.<br />

Doch beide Seiten, Peruaner wie Deutsche,<br />

können sich eine weitere Zusammenarbeit<br />

und Einsätze durchaus vorstellen.<br />

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