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Cyber-Security - Adlas - Magazin für Sicherheitspolitik

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NETZDJIHADISMUS<br />

im Netz die Trennlinien zwischen Terroristen einerseits und ihren Unterstützern<br />

und Sympathisanten andererseits immer mehr verwischen. Die deutsche<br />

Terrorismusbekämpfung muss dieser Entwicklung angepasst werden.<br />

Mohamed Mahmoud begann seine Karriere als Chef der deutschsprachigen<br />

Sektion der Globalen Islamischen Medienfront (GIMF). Dabei handelte es sich<br />

um eine der wichtigsten jihadistischen Medienstellen, die Material von al-<br />

Qaida und anderen Organisationen im Netz verbreitete. Die Ende 2005 gebildete<br />

deutsche GIMF wurde vor allem durch ein im März 2007 veröffentlichtes<br />

Drohvideo bekannt, in dem sie einen Abzug der deutschen und österreichischen<br />

Truppen aus Afghanistan forderte. Obwohl Mahmoud im September<br />

2007 in Wien verhaftet wurde, führte eine kleine Gruppe deutscher Freiwilliger<br />

die Öffentlichkeitsarbeit der GIMF bis 2008 fort. Als auch diese verhaftet<br />

wurden, übernahmen teils sehr professionell agierende Einzelpersonen die<br />

Verbreitung des jihadistischen Propagandamaterials in Deutschland.<br />

Als Mahmoud im September 2011 schließlich aus österreichischer Haft<br />

entlassen wurde, stellte er sofort den Kontakt zu Gleichgesinnten in<br />

Deutschland her und zog zunächst nach Berlin. Die deutsche jihadistische<br />

Internetszene gewann enorm an Dynamik. Sein wichtigster Helfer wurde der<br />

Berliner Ex-Rapper Denis Cuspert (alias Abu Maleeq oder Abu Talha), der<br />

damals bereits als Sänger jihadistischer Hymnen, so genannter »anashid«<br />

bekannt war. Gemeinsam verbreiteten sie jihadistische Propaganda auf der<br />

Webseite millatu-ibrahim.com. Dabei war der Name ebenso Bezeichnung für<br />

eine kleine Gruppe von Propagandisten wie auch deren religiös-politisches<br />

Programm: »Gemeinschaft (des Propheten) Abrahams« oder »Millat(u) Ibrahim«<br />

nämlich lautet der Titel eines der einflussreichsten Werke der jihadistischen<br />

Literatur, das von dem Palästinenser Abu Muhammad al-Maqdisi verfasst<br />

wurde. Mit der »Gemeinschaft Abrahams« bezieht sich Maqdisi auf einen<br />

Koranvers (60:4), aus dem er das jihadistische Konzept der Loyalität gegenüber<br />

dem einzigen Gott und der Lossagung vom Polytheismus und seinen<br />

Anhängern ableitet. Demzufolge sei es die Pflicht des Gläubigen, den Unglauben<br />

vieler nomineller Muslime als solchen zu benennen und ihnen gegenüber<br />

eine offen feindselige Haltung einzunehmen. Mahmoud und seine<br />

Anhänger übernahmen diese Lehre für die Diaspora und forderten auch hier<br />

von den Muslimen, offene Feindschaft gegenüber den nicht gleichgesinnten<br />

Muslimen und der Mehrheitsgesellschaft zu leben.<br />

Die Gruppe »Millatu Ibrahim« gelangte im Juni 2012 zu bundesweiter Bekanntheit,<br />

als das Bundesinnenministerium sie verbot und ihre Webseite<br />

schließen ließ. Mahmoud und viele seiner Anhänger reisten nach Ägypten,<br />

wo deutsche Salafisten bereits seit Jahren Zuflucht gesucht hatten, um dem<br />

Verfolgungsdruck deutscher Behörden zu entgehen. Sie setzen von dort ihre<br />

Propagandaaktivitäten mit Zielrichtung Deutschland fort, sollen laut Angaben<br />

der deutschen Sicherheitsbehörden aber gleichzeitig versuchen, sich<br />

jihadistischen Netzwerken in der Region anzuschließen.<br />

Die jihadistische Karriere<br />

eines Österreichers in Berlin<br />

Die Karriere Mahmouds zeigt die großen Schwierigkeiten der Terrorismusbekämpfung<br />

am Übergang von der Internetpropaganda zur terroristischen Tat.<br />

Vor allem nach der Entlassung Mahmouds zeigte sich, dass seine Inhaftierung<br />

nur bedingt zielführend war. Denn im Gefängnis hatte er sich zu einem<br />

Star der Unterstützerszene entwickelt und betrieb nun sehr viel offener jihadistische<br />

Propaganda als noch 2007. Das anschließende Verbot von »Millatu<br />

Ibrahim« führte in erster Linie zu einem Ausweichen der Gruppe nach Ägypten,<br />

wo es für die deutschen Behörden kaum möglich sein dürfte, auch nur<br />

den Überblick über ihre Aktivitäten zu bewahren.<br />

Zwar ist die Inhaftierung wichtiger Aktivisten ein probates Mittel, um die<br />

jihadistische Öffentlichkeitsarbeit im Internet zu beeinträchtigen. Auch ein<br />

>><br />

ADLAS 1/2013 ISSN 1869-1684 39

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