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Cyber-Security - Adlas - Magazin für Sicherheitspolitik

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KOMMENTAR<br />

Kritik an Wissenschaft ist<br />

dann berechtigt, wenn<br />

diese sich hinter Worthülsen und<br />

Satzungetümen verschanzt.<br />

ung sie haben mögen. In Göttingen blockierte im Januar eine »antimilitaristische«<br />

Aktionsgruppe einen Vortrag der lokalen Hochschulgruppe<br />

des »Bundesverbands <strong>Sicherheitspolitik</strong> an Hochschulen« zum Thema <strong>Cyber</strong>sicherheit<br />

– es hätte sich dabei um eine Undercover-Werbeveranstaltung der<br />

Bundeswehr gehandelt. Statt aber auf die eigene Überzeugungskraft und das<br />

Streitgespräch zu vertrauen, verhinderte die Gruppe jede wirklich kritische<br />

Auseinandersetzung.<br />

Zwar flogen – wie noch in den 1980ern – keine Wasserhähne durch die<br />

Gegend. Erschreckend ist es dennoch, wenn gerade im universitären Umfeld<br />

das Recht auf Meinungsäußerung (selbstverständlich auf dem Boden des<br />

Grundgesetzes und der allgemeinen Menschenrechte) nicht gelten darf. Irgendetwas<br />

kann nicht stimmen, wenn vermeintliche Militaristen reden wollen<br />

und vermeintliche Pazifisten Gewalt anwenden, um dies zu verhindern.<br />

Der Appell, andere Meinungen ernst zu nehmen und anzuerkennen, richtet<br />

sich aber auch an jene Praktiker, die in wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

und Theorien oft nur hochtrabendes Geschwätz sehen.<br />

Wie sehr die wissenschaftliche Betrachtung eines zunächst abstrakten<br />

Themas zu höchstinteressanten Erkenntnissen führen kann, glaubt etwa AD-<br />

LAS 3/2012 gezeigt zu haben: Das Thema Frauen und Gender ist viel mehr<br />

als die Frage, ob Frauen an der Waffe dienen können oder sollten. Es berührt<br />

grundsätzliche Fragen der Außen- und <strong>Sicherheitspolitik</strong>. Sich den Erkenntnissen<br />

verschließen, die Wissenschaft und Theorie bieten können, bedeutet,<br />

einen Großteil der Lage nicht zu erfassen.<br />

Gerade das bisweilen sehr abstrakte Thema Gender verdeutlicht aber auch<br />

die zweite Voraussetzung für einen ausreichenden gesellschaftlichen Dialog:<br />

Die Beteiligten müssen sich über Fakten und Hintergründe nicht nur informieren<br />

wollen, sondern auch können. Kritik an Wissenschaft ist dann berechtigt,<br />

wenn sich Forschung hinter Worthülsen und Satzungetümen verschanzt.<br />

Hier will ADLAS seit sechs Jahren Abhilfe schaffen. Das <strong>Magazin</strong><br />

will Wissenschaft in verständliches Deutsch übersetzen und damit einen Zugang<br />

zur Diskussion ermöglichen.<br />

Mehr noch: ADLAS will überhaupt Interesse wecken an Sicherheits- und<br />

Außenpolitik und zeigen, dass das Thema mehr umfasst als Militär und<br />

Krieg. Das zeigen auch die Schwerpunkte der vergangenen Jahre: Neben einigen<br />

wenigen »klassischen« Themen wie Streitkräftetransformation oder Europas<br />

Sicherheit hat ADLAS versucht, mit dem Fokus auf Kultur, Wirtschaft,<br />

Medien, Gesundheit, Spiele und Simulationen sowie Gender die Bandbreite<br />

des Themas anzudeuten und Bereiche zu erfassen, die in den Augen vieler<br />

Leser sicherheitspolitisches Neuland waren.<br />

Daneben gab es aber auch Dauerbrenner, die sich abseits der Schwerpunkte<br />

immer wieder in den Heften fanden: Religion, Geheimdienste, Völkerrecht<br />

oder der Komplex Afghanistan. Insbesondere letzteres Thema zeigt<br />

sehr deutlich die Möglichkeiten und Grenzen unserer Arbeit der vergangenen<br />

Jahre auf. Als unabhängiges Journal mit wissenschaftlichem Hintergrund<br />

ist ADLAS nicht an political correctness gebunden, und früher als mancher<br />

andere konnten wir den Konflikt in Afghanistan als das bezeichnen, was er<br />

ist: als Krieg. Darauf aufbauend über Sinn, Unsinn, Ziel und Zweck der Mission<br />

am Hindukusch immer wieder zu diskutieren – das kann ADLAS aber nur<br />

anregen, nicht erzwingen. Dabei entbindet uns alle der Abzug aus Afghanistan<br />

keineswegs von dieser Pflicht, denn vergleichbare Fragen und Probleme<br />

stellen sich auch in Syrien oder in Mali.<br />

<strong>Sicherheitspolitik</strong> steht immer noch im Randbereich der öffentlichen<br />

Wahrnehmung. Es ist ein Thema, das sporadisch aufflammt, etwa wenn eine<br />

neue Bundeswehrreform beschlossen wird, oder deutsche Firmen Panzer ins<br />

Ausland verkaufen. Die grundlegenden Fragen bleiben dahinter im Dunkeln<br />

verborgen. Allein kann ADLAS das natürlich nicht ändern. Aber das <strong>Magazin</strong><br />

kann versuchen, einen möglichst effektiven Beitrag dazu zu leisten, dass die<br />

Gesellschaft über <strong>Sicherheitspolitik</strong> diskutiert, und dass sie es in Kenntnis<br />

möglichst vieler Fakten und Informationen tut. Es bleibt also noch viel zu<br />

tun für die Redaktion.<br />

<br />

ADLAS 1/2013 ISSN 1869-1684 67

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