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hallertau magazin 2013-2

Entdecken Sie das bayerische Hopfenland, eine einzigartige europäische Kulturlandschaft! Reportagen über Menschen, Landschaft, Feste, Freizeitangebot, Spezialitäten, Geschichte, Hopfen und Bier…

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6<br />

PORTRAIT<br />

Au-Hallertau – Endlich hat es geklappt.<br />

Fritz Briem bestätigt mir den Termin für<br />

ein Gespräch und ein Foto-Shooting in<br />

seinem Büro. Pünktlich um 8.30 Uhr bin<br />

ich mit unserer Fotografin vor Ort.<br />

Einem für die Marktgemeinde Au respektablen,<br />

vierstöckigen Bürohaus in der<br />

Mainburger Straße. Mit dem Lift geht es<br />

in den 4. Stock. Ins Büro der Firma<br />

Lupex. Wir setzen uns zusammen in<br />

einem durchaus eigenwillig gestalteten<br />

Raum, der Büro ist, ein bisschen wie ein<br />

Wohnzimmer wirkt und etwas von einem<br />

Museum hat. Aber dazu später.<br />

Fritz Briem empfängt uns, zusammen<br />

mit Sohn Fritz Briem und Enkel Fritz<br />

Briem. Fritz Briem x 3! Fritz I., gerade 70<br />

geworden, ist das Oberhaupt des „Familien-Trios“,<br />

das die seit bald 54 Jahren<br />

erfolgreich im internationalen Hopfengeschäft<br />

tätige Lupex führt. Sein Sohn,<br />

Fritz II. (50), promovierter Brauwissenschaftler,<br />

ist der Globetrotter der Familie.<br />

Denn er ist weltweit in der Beratung<br />

von Unternehmen der Brau- und<br />

Getränkewirtschaft unterwegs. Dessen<br />

Sohn, Fritz III. (24), ist erst seit 5 Jahren<br />

im Unternehmen tätig und neben Einkauf/Verkauf<br />

für Disposition und Logistik<br />

zuständig. Drei Generationen, die<br />

gemeinsam ein Unternehmen führen.<br />

Klappt das? Das klappt! Und dies vor<br />

allem, weil die Tochter des Seniors, Rita<br />

Briem, die Stärken und Schwächen der<br />

drei Generationen gezielt einzusetzen<br />

weiß.<br />

der Hauptsitz wird in seine Heimatgemeinde<br />

Au verlegt. Kurz darauf steigt<br />

Fritz II. nach dem Braustudium an der<br />

TU München-Weihenstephan in die<br />

Geschäftsleitung des Unternehmens ein.<br />

Die Hauptlast des Geschäftes ruht aber<br />

weiter auf den Schultern des Seniors, da<br />

Fritz II. zum einen seine wissenschaftliche<br />

Karriere weiterverfolgt, zum anderen<br />

wichtige Aufgaben in der deutschen und<br />

internationalen Brauwelt wahrnimmt.<br />

Beispielsweise als Geschäftsführungsmitglied<br />

der renommierten Brauakademie<br />

Doemens in Gräfelfing/München<br />

bzw. dem US-Pendant Siebel Instituts in<br />

Chicago.<br />

unterliegt“, wie Fritz I. erläutert: „Der<br />

Hopfeneinkauf braucht Erfahrung,<br />

Gefühl und eine ruhige Hand“. So wie<br />

vor einigen Jahren, als weltweite Missernten<br />

den Hopfen rar machten und<br />

damit Fantasien entfachten. Da verspekulieren<br />

sich die einen und die anderen<br />

feiern ein Hochamt.<br />

Acht Hopfenschmuser engagiert<br />

Wie funktioniert nun eigentlich das<br />

Hopfengeschäft? Dem Hopfenhandel<br />

liegt ein „uraltes System“ zugrunde,<br />

verraten mir die Briems im Gespräch.<br />

Mittendrin der vom Handelsunternehmen<br />

beauftragte Hopfenaufkäufer, der<br />

Mehr als 50 Jahre Erfahrung<br />

Rückblick. Beeinflusst von seinem<br />

Vater, der auch schon mit Hopfen handelte,<br />

beginnt Fritz I. 1959 bei dem<br />

Hopfen- und Malz-Handelsunternehmen<br />

Lupex in München seine Ausbildung<br />

als Großhandelskaufmann. Die<br />

deutsche Hopfenwirtschaft, vom Weltkrieg<br />

schwer gezeichnet, ist gerade<br />

dabei, zu alter Stärke zurückzukehren.<br />

Eine Vielzahl von deutschen Hopfenhandelshäusern<br />

teilen sich den Markt.<br />

In Nürnberg, der ehemaligen Hopfen-<br />

Metropole, natürlich, aber auch in den<br />

verschiedenen Siegelgemeinden der<br />

Hallertau. In den 70er bis 90er Jahren<br />

des vergangenen Jahrhunderts findet<br />

nach und nach eine Marktbereinigung<br />

statt: Neben den drei großen Marktführern<br />

verbleiben um die Jahrhundertwende<br />

nur noch wenige kleine Hopfenhandelshäuser<br />

– darunter die Firma<br />

Lupex. Seit 1989 gehört sie Fritz I. und<br />

Fritz Briem I. zeigt eine Aufnahme aus der Gründungszeit der Firma Lupex.<br />

Hopfen kauft und verkauft für Lupex<br />

weiterhin vorrangig Fritz I., nach der<br />

Devise: „Kein schnelles, großes Geld,<br />

sondern faire Bedingungen und damit<br />

langjährige Kontakte.“ Dies wird längst<br />

weltweit geschätzt. Rund 70% des Hopfens,<br />

der durch seine Hände geht, wird<br />

exportiert – früher mehr in Nord- und<br />

Südamerika, heute vorrangig nach Asien<br />

und Osteuropa. Fast ausschließlich als<br />

Pellets (60%) und Extrakt (35%), die<br />

Lupex in den großen Hallertauer Werken<br />

verarbeiten lässt. Bezogen wird der<br />

Hopfen je zur Hälfte aus Vertragsanbau<br />

mit Hopfenpflanzern und dem Spotmarkt<br />

– also Freihopfen. Dieses Verhältnis<br />

ist ein Grund, warum „das Geschäft<br />

von Jahr zu Jahr hohen Schwankungen<br />

sogenannte „Hopfenschmuser“ („schmusen“<br />

ist ein jüdischer Begriff und steht<br />

für „schön reden“; Anm. d. Red.). Der<br />

„Schönredner“ wird mit der Order zum<br />

Pflanzer geschickt, eine bestimmte<br />

Menge einer Sorte zu einem fixen Preis<br />

einzukaufen. Bezahlt wird der Hopfenbauer<br />

dann vom Hopfenhandelshaus,<br />

der Hopfenschmuser erhält eine Provision<br />

für seine Geschäftsanbahnung.<br />

„Wir haben acht Hopfenschmuser, die<br />

in der ganzen Hallertau tätig sind“, verrät<br />

Briem I., „die meisten stehen schon<br />

seit vielen Jahren mit uns in Verbindung.“<br />

Eine Win-to-win-Situation für<br />

beide, die auf viel Vertrauen basiert.<br />

Wenn die Briems einen Hopfenschmuser<br />

mit einer Order losschicken, gibt es in

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