6 PORTRAIT Au-Hallertau – Endlich hat es geklappt. Fritz Briem bestätigt mir den Termin für ein Gespräch und ein Foto-Shooting in seinem Büro. Pünktlich um 8.30 Uhr bin ich mit unserer Fotografin vor Ort. Einem für die Marktgemeinde Au respektablen, vierstöckigen Bürohaus in der Mainburger Straße. Mit dem Lift geht es in den 4. Stock. Ins Büro der Firma Lupex. Wir setzen uns zusammen in einem durchaus eigenwillig gestalteten Raum, der Büro ist, ein bisschen wie ein Wohnzimmer wirkt und etwas von einem Museum hat. Aber dazu später. Fritz Briem empfängt uns, zusammen mit Sohn Fritz Briem und Enkel Fritz Briem. Fritz Briem x 3! Fritz I., gerade 70 geworden, ist das Oberhaupt des „Familien-Trios“, das die seit bald 54 Jahren erfolgreich im internationalen Hopfengeschäft tätige Lupex führt. Sein Sohn, Fritz II. (50), promovierter Brauwissenschaftler, ist der Globetrotter der Familie. Denn er ist weltweit in der Beratung von Unternehmen der Brau- und Getränkewirtschaft unterwegs. Dessen Sohn, Fritz III. (24), ist erst seit 5 Jahren im Unternehmen tätig und neben Einkauf/Verkauf für Disposition und Logistik zuständig. Drei Generationen, die gemeinsam ein Unternehmen führen. Klappt das? Das klappt! Und dies vor allem, weil die Tochter des Seniors, Rita Briem, die Stärken und Schwächen der drei Generationen gezielt einzusetzen weiß. der Hauptsitz wird in seine Heimatgemeinde Au verlegt. Kurz darauf steigt Fritz II. nach dem Braustudium an der TU München-Weihenstephan in die Geschäftsleitung des Unternehmens ein. Die Hauptlast des Geschäftes ruht aber weiter auf den Schultern des Seniors, da Fritz II. zum einen seine wissenschaftliche Karriere weiterverfolgt, zum anderen wichtige Aufgaben in der deutschen und internationalen Brauwelt wahrnimmt. Beispielsweise als Geschäftsführungsmitglied der renommierten Brauakademie Doemens in Gräfelfing/München bzw. dem US-Pendant Siebel Instituts in Chicago. unterliegt“, wie Fritz I. erläutert: „Der Hopfeneinkauf braucht Erfahrung, Gefühl und eine ruhige Hand“. So wie vor einigen Jahren, als weltweite Missernten den Hopfen rar machten und damit Fantasien entfachten. Da verspekulieren sich die einen und die anderen feiern ein Hochamt. Acht Hopfenschmuser engagiert Wie funktioniert nun eigentlich das Hopfengeschäft? Dem Hopfenhandel liegt ein „uraltes System“ zugrunde, verraten mir die Briems im Gespräch. Mittendrin der vom Handelsunternehmen beauftragte Hopfenaufkäufer, der Mehr als 50 Jahre Erfahrung Rückblick. Beeinflusst von seinem Vater, der auch schon mit Hopfen handelte, beginnt Fritz I. 1959 bei dem Hopfen- und Malz-Handelsunternehmen Lupex in München seine Ausbildung als Großhandelskaufmann. Die deutsche Hopfenwirtschaft, vom Weltkrieg schwer gezeichnet, ist gerade dabei, zu alter Stärke zurückzukehren. Eine Vielzahl von deutschen Hopfenhandelshäusern teilen sich den Markt. In Nürnberg, der ehemaligen Hopfen- Metropole, natürlich, aber auch in den verschiedenen Siegelgemeinden der Hallertau. In den 70er bis 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts findet nach und nach eine Marktbereinigung statt: Neben den drei großen Marktführern verbleiben um die Jahrhundertwende nur noch wenige kleine Hopfenhandelshäuser – darunter die Firma Lupex. Seit 1989 gehört sie Fritz I. und Fritz Briem I. zeigt eine Aufnahme aus der Gründungszeit der Firma Lupex. Hopfen kauft und verkauft für Lupex weiterhin vorrangig Fritz I., nach der Devise: „Kein schnelles, großes Geld, sondern faire Bedingungen und damit langjährige Kontakte.“ Dies wird längst weltweit geschätzt. Rund 70% des Hopfens, der durch seine Hände geht, wird exportiert – früher mehr in Nord- und Südamerika, heute vorrangig nach Asien und Osteuropa. Fast ausschließlich als Pellets (60%) und Extrakt (35%), die Lupex in den großen Hallertauer Werken verarbeiten lässt. Bezogen wird der Hopfen je zur Hälfte aus Vertragsanbau mit Hopfenpflanzern und dem Spotmarkt – also Freihopfen. Dieses Verhältnis ist ein Grund, warum „das Geschäft von Jahr zu Jahr hohen Schwankungen sogenannte „Hopfenschmuser“ („schmusen“ ist ein jüdischer Begriff und steht für „schön reden“; Anm. d. Red.). Der „Schönredner“ wird mit der Order zum Pflanzer geschickt, eine bestimmte Menge einer Sorte zu einem fixen Preis einzukaufen. Bezahlt wird der Hopfenbauer dann vom Hopfenhandelshaus, der Hopfenschmuser erhält eine Provision für seine Geschäftsanbahnung. „Wir haben acht Hopfenschmuser, die in der ganzen Hallertau tätig sind“, verrät Briem I., „die meisten stehen schon seit vielen Jahren mit uns in Verbindung.“ Eine Win-to-win-Situation für beide, die auf viel Vertrauen basiert. Wenn die Briems einen Hopfenschmuser mit einer Order losschicken, gibt es in
PORTRAIT 7 Die Briems