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hallertau magazin 2012-2

Entdecken Sie das bayerische Hopfenland, eine einzigartige europäische Kulturlandschaft! Reportagen über Menschen, Landschaft, Feste, Freizeitangebot, Spezialitäten, Geschichte, Hopfen und Bier…

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PORTRAIT 11<br />

Wildenberg – Eine Geschäftspartnerin<br />

aus Abensberg hatte<br />

mir den Tipp gegeben. Da<br />

müsse man einfach mal hinfahren. Das sei<br />

eine ganz eigene, zauberhafte Welt. Und sie<br />

hätte dort schon mehrfach den Geburtstag<br />

ihres Sohnes gefeiert. Oder besser feiern lassen.<br />

In Wildenberg. Nur ein paar Kilometer<br />

östlich von der Hallertauer Siegelgemeinde<br />

Siegenburg entfernt. Der bekannte CSU-<br />

Politiker und EU-Parlamentarier Manfred<br />

Weber lebt in dem 1.300 Einwohner zählenden<br />

niederbayerischen Ort, der von<br />

einer weithin sichtbaren, mächtigen Burganlage<br />

gleichen Namens überragt wird.<br />

Diekt am Burghang haben sich Monique<br />

und Jürgen Menzel-Ummenhofer einen<br />

alten Bauernhof gekauft und „einen Traum<br />

erfüllt“, der so gar nichts zu tun hat mit dem<br />

Lebensentwurf typisch niederbayerischer<br />

Familien. „Unterm Regenbogen“ verkündet<br />

ein Schild am Eingang zu diesem 4-Hektar-<br />

Idyll mit skurrilen, bunten Gebäuden,<br />

Wohnanhängern, Bühnen, Zelten, Fischteichen<br />

und Tiergehegen. Zwölf Künstler und<br />

Kunsthandwerker leben hier ihren Traum.<br />

„Liebe ihres Lebens“<br />

Monique Sonnenschein – so der Künstlername<br />

der Hausherrin – empfängt mich zu<br />

dem Gespräch auf der Terrasse. Der Name<br />

ist Programm. Sie strahlt eine Fröhlichkeit<br />

aus, die regelrecht ansteckend wirkt: in<br />

ihrer gelben Latzhose über dem Bikini, mit<br />

den ausladenden Rastazöpfen und den auffälligen<br />

Tattoos. Wirklich nichts, was man<br />

in dem beschaulichen Wildenberg erwartet<br />

hätte. Eine bewegte Kindheit hat die gebürtige<br />

Braunschweiger Waldorf- Schülerin<br />

hinter sich. Früh schon machte sie sich auf,<br />

die Welt zu entdecken. Als Händlerin auf<br />

Märkten, wo sie ausgeflippte Klamotten<br />

anbietet. Sie bereist mehrmals Spanien und<br />

Nordafrika und wäre in Marokko fast sesshaft<br />

geworden. Ihr damaliger Mann hatte<br />

bereits ein Haus in dem Königreich erworben,<br />

ehe sie auf einer Reise durch Bayern,<br />

genauer beim Schierlinger Open-Air-Konzert,<br />

die „Liebe ihres Lebens“ kennenlernte:<br />

Jürgen, den sie „Umi“ nennt, und mit dem<br />

sie inzwischen seit 12 Jahren verheiratet ist.<br />

Umi, der Maschinenbauer und Schweißtechniker,<br />

hat auf dem Wildenberger Bauernhof<br />

seine Werkstatt eingerichtet, wo er<br />

von der Treppe bis zum Drachen alles<br />

macht, was mit Metallen hergestellt werden<br />

kann. Und er macht Musik, spielt Gitarre.<br />

Zusammen mit Monique am<br />

Lagerfeuer entstandene Improvisationsmusik<br />

hielten die beiden jüngst auf CD fest:<br />

„Einfach Liebe“, so der Titel. Mittlerweile<br />

ist auch dieses Projekt gewachsen und man<br />

kann die beiden für Hochzeiten, Ausstellungen<br />

etc. buchen.<br />

Vier-Generationenhaus mit Streichelzoo<br />

Dann gibt es da noch ein musikalisches<br />

Projekt: „Weißwurscht is“ nennt sich die<br />

bayerische Kultband, bei der Monique die<br />

Geige spielt und wo sie mit weiteren sieben<br />

Musikern nicht nur auf bayerischen Bühnen<br />

steht. Über die „Weißwurscht is“ hat<br />

die Süddeutsche Zeitung einmal geschrieben,<br />

ein Konzertbesuch sei das Rezept<br />

gegen Lustlosigkeit und Depressionen. So<br />

wie das Leben von Monique. Im Wortsinne.<br />

„Ich fühle mich in der Hallertau daheim“,<br />

erzählt die „Wildenberger-Zugereiste“,<br />

„mein Leben ist jetzt rund“.<br />

Kinderparadies in Wildenberg<br />

Die 42jährige lebt mit ihrer Mutter, den<br />

beiden erwachsenen Töchtern und ihrem<br />

Enkelkind (!) in „unserem Vier-Generationenhaus“<br />

und hat sichtlich Freude dabei.<br />

Genauso wie in ihrem Job. Neben der<br />

Musik hat Monique sich längst einen<br />

Namen gemacht mit ihrem Unterhaltungsprogramm<br />

für Kinder, das Kindergeburtstage<br />

unvergesslich macht und das<br />

zunehmend auch Firmen nachfragen, um<br />

Besucher zu gewinnen. Bunt, schrill und<br />

lustig. Die Pippi Langstrumpf der Hallertau.<br />

„Morgen habe ich erstmals eine Gruppe<br />

geistig behinderter Jugendlichen bei uns“,<br />

erzählt sie voller froher Erwartung. Mit<br />

denen zieht sie dann das volle „Wildenberg-<br />

Programm“ durch: Musik, Zauberei, Geschichten<br />

erzählen im Indianer-Tipi, Floßund<br />

Kanufahren im Fischteich und natürlich<br />

macht sie die Kinder mit den vielen<br />

Tieren auf dem Hof vertraut: den Pferden,<br />

den Hängebauchschweinen, den Pfauen,<br />

den Gänsen, Hühnern und Enten sowie<br />

dem zehnjährigen Mischlingshund „Wolf“,<br />

der sie auf Schritt und Tritt begleitet.<br />

Abschluss an der Zauber-Akademie<br />

Mit Kinderschminken hatte alles vor rund<br />

acht Jahren begonnen. Ein bisschen wenig<br />

wie sie fand. Deshalb hat sie sich nach und<br />

nach ein größeres Unterhaltungsrepertoire<br />

angeeignet. Sie erinnerte sich an ihre Schul-<br />

Ausbildung an der Geige, die sie mit viel<br />

Aufwand („ich habe bis zu sechs Stunden<br />

täglich geübt“) – gerade auch wegen der<br />

„Weißwurscht is“ – perfektionierte, machte<br />

nach zwei Jahren ihren Abschluss an der<br />

Zauber-Akademie in München, lernte<br />

Ballon-Tiere modellieren, und, und, und.<br />

„Zauber-Mitlach-Theater mit Musik“<br />

nennt sie ihr Programm, das sie mit großer<br />

Leidenschaft auf ihrem Hof und an anderen<br />

Orten der Region aufführt und das<br />

mehr und mehr Kinderaugen zum Glänzen<br />

bringt. Wie passt das alles zusammen<br />

mit dem beschaulichen Wildenberg?<br />

Einem durchaus typischen niederbayerischen<br />

Dorf mit Kirche, Sparkasse, ein paar<br />

Bauernhöfen, einer vor Jahren aufgelassenen<br />

Brauerei und vielen adretten Einfamilienhäusern?<br />

Werden da so schrille<br />

Typen wie Monique und Co. nicht eher<br />

argwöhnisch beobachtet?<br />

Reggae statt Zwiefacher<br />

Weit gefehlt! Gleich im Jahr des Einzugs<br />

2003 lud die Wildenberg-WG zu einer großen<br />

Kennenlern-Party und ganz Wildenberg<br />

strömt auf das Gelände am Burgberg.<br />

800–1.000 Personen kommen inzwischen<br />

zu dem etablierten Fest und feiern ein ganz<br />

besonderes Dorffest: Karibische Küche<br />

statt Schweinshaxn, Reggae-Musik statt<br />

Zwiefachem.<br />

Überraschend anders. Wie Monique<br />

eben. In diesem Jahr hat sie eine Ausbildung<br />

zur Sterbebegleiterin im Hospizverein<br />

in Regensburg absolviert und auch bereits<br />

den ersten „Einsatz“ hinter sich. Sterben<br />

gehöre eben zum Leben und dürfe nicht so<br />

tabuisiert werden, findet Monique, die keinen<br />

Widerspruch sieht zwischen Kinderanimation<br />

und Sterbebegleitung. Künftig<br />

möchte Monique auch als Musik-Clown<br />

krebskranke Kinder begleiten. Vielleicht ist<br />

Monique dann schon Bauchrednerin.<br />

Diese Fähigkeit will sie sich nämlich demnächst<br />

auf einer Schule aneignen.<br />

„Es entstehen gerade große Sachen“,<br />

strahlt sie. Sie ist längst angekommen in der<br />

Hallertau. Auf ihre ganz eigene Art. ah<br />

www.moniquesonnenschein.de

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