SUT_012008_Ausgabe_S.. - 1 | 2008 - Schiffahrt und Technik

Die Akzeptanz des Systems Wasserstraße
bei Verladern, Spediteuren,
Politik und allgemeiner Öffentlichkeit
ist gewachsen. Inzwischen scheint man begriffen
zu haben, dass der Schiffstransport
im Zusammenspiel der drei Verkehrsträger
Schiene, Straße und Wasser eine wichtige
Rolle spielt. Transporte über das Wasser sind
preiswert und ökologisch sinnvoll. Darüber
hinaus haben die Binnenwasserstraßen als
einzige Verkehrswege genügend freie Kapazität,
um dem rasant steigenden Transportaufkommen
gerecht zu werden.
Leider wurden unsere Erwartungen, im Masterplan
Güterverkehr und Logistik des Bundesministers
für Verkehr, Bauen und Stadtentwicklung
bereits im Jahr 2007 konkrete
umsetzungsfähige Maßnahmen vermittelt
zu bekommen, nicht erfüllt. Der Masterplan
befi ndet sich immer noch in der Erstellungsphase.
Ob die dort formulierten Ergebnisse
so konkret und umsetzungsfähig sein werden,
wie wir Brancheninsider dies wünschen,
ist zum jetzigen Zeitpunkt zweifelhaft.
Als negativ empfi nden wir auch, dass trotz
massiver Proteste von Branchenverbänden
und Hafenunternehmen das Hafensicherheitsgesetz
in Nordrhein-Westfalen verabschiedet
worden ist. Es bürdet den Häfen, in
denen seegängige Schiffe abgefertigt werden,
zusätzliche Bürokratie und fi nanzielle
Lasten auf, und es ist davon auszugehen,
dass hierdurch die Wettbewerbssituation
der Binnenhäfen gegenüber Logistikzentren
ohne Wasseranschluss beeinträchtigt wird.
Positiv ist die wichtige Entscheidung zu
werten, 2008 im Bundeshaushalt 100
Mio. Euro mehr als im Jahr zuvor für Um-,
Aus- und Neubaumaßnahmen an Bundeswasserstraßen
vorzusehen. Zuwächse im
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Dr. Rolf Bender, Präsident des Bundesverbandes öffentlicher
Binnenhäfen e.V. (BÖB)
Aufwind für das
System Wasserstraße
Das vergangene Jahr war erneut ein erfolgreiches Jahr für das System Wasserstraße.
Die interne Statistik des BÖB weist zum jetzigen Zeitpunkt mit insgesamt rund
173 Mio. t ein erfreulich hohes Umschlagaufkommen in den Bereichen Wasser
und Schiene aus. Gegenüber dem Jahr 2006 verbesserte sich laut DESTATIS der
wasserseitige Umschlag um 1,6 %.
zweistelligen Millionenbereich sind bei den
Binnenschifffahrtsstraßen für das Projekt 17
der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (Wasserstraßenverbindung
vom Mittellandkanal
nach Berlin), den Main und die Mittelweser
vorgesehen. Steigen sollen auch die Investitionen
an Neckar, Mosel, den Märkischen
Gewässern und im westdeutschen Kanal-
und Elbstromgebiet. Sinken sollen lediglich
die Ausgaben für den Elbe-Lübeck-Kanal
und den Mittelland- und Elbeseitenkanal,
wo größere Bauvorhaben abgeschlossen
werden konnten. Fast unverändert bleibt das
Investitionsvolumen für den Rhein.
Der BÖB hat im Jahr 2007 weiterhin deutlich
auf die Vorteile der Binnenhäfen als
trimodale Umschlagplätze hingewiesen. In
diversen Veranstaltungen, unter anderem
bei einem Parlamentarischen Abend im Januar
2007 in Berlin, und einer Vielzahl von
Veröffentlichungen in den Printmedien ist
dies nach meiner Wahrnehmung gut gelungen.
Besonders erfreulich fi nde ich, dass
nicht zuletzt dank der intensiven Öffentlichkeitsarbeit
des BÖB zu dem Thema „Hafen-
versus Stadtentwicklung“ Politik und
Verwaltung inzwischen sensibilisiert sind
soweit es um die leichtfertige Umwidmung
von Hafenfl ächen und deren städtebauliche
Weiterentwicklung zu Büro, Wohn- und
Freizeitimmobilien geht.
Im Jahr 2008 liegt der vorrangige Focus des
BÖB auf dem Thema „Seehafenhinterland“.
Angesichts des wachsenden maritimen Containeraufkommens
und der erkennbaren
Probleme in den ARA-Häfen und den norddeutschen
Seehäfen, dieses Aufkommen zu
bewältigen, wird eine Zusammenarbeit zwischen
See- und Binnenhäfen verbunden mit
einer wirksamen Durchführung von Seeha-
VERKEHRSPOLITIK
fenhinterlandverkehren über die Schiene und
das Wasser immer notwendiger. Allerdings
haben die Binnenhäfen im Rahmen einer
solchen Zusammenarbeit die Erwartung,
eine deutlich größere Rolle zu spielen als nur
„Parkplatz“ für Container zu sein. Den Binnenhäfen
kommt dabei zugute, dass sie sich
durch Neustrukturierungen und Weiterentwicklungen
– gerade auch im Management –
von traditionellen Infrastrukturanbietern zu
hoch qualifi zierten Plattformen für die multimodale
Logistik weiterentwickelt haben.
Die Initiative Binnenschifffahrt und Logistik,
welche vom BÖB, dem Bundesverband der
Deutschen Binnenschifffahrt e.V., und dem
Deutschen Speditions- und Logistik- Verband
e.V. getragen ist, wird am 14.02.2008 in
Berlin im Rahmen eines Parlamentarischen
Abends auf das Thema „Seehafenhinterlandanbindung“
aufmerksam machen. Darüber
hinaus wird der BÖB in den kommenden
Monaten die Aufmerksamkeit für dieses
Thema in geeigneter Weise vertiefen. In der
Planung ist bereits eine weitere Veranstaltung
mit dem Zentralverband der deutschen
Seehafenbetriebe e.V. anlässlich der CeMAT
08 am 29.05.2008 in Hannover.
Große Bedeutung für den BÖB hat nach wie
vor die Kooperation mit Partnern, mit denen
wir gemeinsam die Interessen des Systems
Wasserstraße besser als bisher vertreten
können. In diesem Zusammenhang bietet
sich z.B. die Erweiterung der Initiative Binnenschifffahrt
und Logistik um weitere Mitglieder
an, welche sich dem Transport auf
der Wasserstraße ebenfalls besonders verbunden
fühlen. Entsprechende Gespräche
sind bereits aufgenommen worden und sollen
im Jahr 2008 vertieft werden.
■ Dr. rer. pol. Rolf Bender
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