heuler nr. 50 - niquan.com
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Aktuell<br />
Stura und Asta kritisieren die neue Grundordnung der Universität scharf<br />
Demokratie lehren,<br />
Diktatur beschließen<br />
Am Mittwoch, den 18.Juni, hat sich<br />
die Universität, vertreten durch das<br />
Konzil, von weitreichenden demokratischen<br />
Mitentscheidungsmöglichkeiten<br />
verabschiedet. Mit 54<br />
von 61 anwesenden Mitgliedern<br />
(normal 77) wurde die neue Grundordnung<br />
als Folge des neuen<br />
Landeshochschulgesetzes beschlossen,<br />
und damit die zukünftigen<br />
Machtverhältnisse zwischen den einzelnen<br />
universitären Akteuren.<br />
Der Ruf nach dem starken, allumfassenden<br />
Mann an der Spitze hatte<br />
überwogen. Die Hilflosigkeit der<br />
letzten Monate bei dringenden<br />
Strukturentscheidungen fand im Paragraph<br />
19 der Universitätsverfassung<br />
ihren strukturellen Niederschlag.<br />
Sowohl Senat als auch<br />
Konzil haben dem Amt des Rektors,<br />
trotz einiger studentischer Kritik,<br />
durch mehrheitliche Entscheidungen<br />
weitreichende Kompetenzen zugestanden.<br />
Nun entscheidet der jeweilige Amtsinhaber<br />
nach einer Anhörung im<br />
Senat über „die Ei<strong>nr</strong>ichtung, Änderung<br />
und Aufhebung von Studiengängen“<br />
und „... von Fakultäten,<br />
organisatorischen Untergliederungen,<br />
Zentralen Wissenschaftlichen<br />
Ei<strong>nr</strong>ichtungen und Zentralen<br />
Organisationseinheiten“. Damit obliegt<br />
die Gestaltung der Struktur und<br />
des wissenschaftlichen Profils unserer<br />
Alma Mater im schlechtesten Fall<br />
(alleinige Wahrnehmung der<br />
Gestaltungskompetenz) und zu guter<br />
Letzt immer und allein dem Rektor.<br />
Zentrale Begründung für die Wahl<br />
der Leitungsstruktur war der Wunsch<br />
nach möglichst schneller Handlungsfähigkeit,<br />
um - vor allem in Krisenzeiten<br />
- Schaden von der Universität<br />
fernzuhalten. Als Konsequenz des<br />
wichtigen Anspruchs wurde das<br />
kollegial organisierte Rektorat gegen<br />
einen omnipotenten Rektor mit<br />
selbst erwähltem Leitungsstab getauscht.<br />
Grundlegend dafür war die<br />
höchst fragwürdigeHoffnung, dass<br />
schnelle Alleinentscheidungen weniger<br />
Schaden a<strong>nr</strong>ichten würden, als<br />
in einem fünfköpfigen Diskussionsgremium.<br />
Die Notwendigkeit, die<br />
Mitglieder des Leitungsstabs vom<br />
Konzil bestätigen zu lassen, darf<br />
hierbei nur ein scheinbarer Trost sein.<br />
Falls ein Rektor auf seinen Leitungsstab<br />
besteht, könnte dem nur durch<br />
seine Amtsenthebung begegnet werden.<br />
Die benannte Abwahl war ein oft<br />
zur Beruhigung herangezogenes Argument,<br />
um einen möglichen „Tyrannen“<br />
von der Schädigung der<br />
Hochschule abzuhalten. Bei näherer<br />
Betrachtung ergeben sich jedoch<br />
zwei nachdenklich machende Fragen.<br />
Erstens, was muss ein Rektor der<br />
Universität antun, damit sowohl<br />
zwei Drittel der Mitglieder des Senates<br />
und als auch danach zwei Drittel<br />
der Mitglieder des Konzils seiner<br />
Absetzung zustimmen Und<br />
zweitens, wie können sich die Mitglieder<br />
der Universität ein reales Bild<br />
von der rektoralen Arbeit machen,<br />
wenn sie durch den Rektor selbst<br />
informiert werden<br />
Da auf ein regulatives Element generell<br />
in der Grundordnung verzichtet<br />
wurde, kann man im Falle eines<br />
„diktatorischen“ Rektors nur auf<br />
verantwortungsvolle Prorektoren im<br />
Leitungsstab hoffen, um Fehlentscheidungen<br />
frühzeitig zu erkennen<br />
und abzufangen. Sollte aus diesem<br />
Dissenz zwischen Rektor und Universität<br />
ein Abwahlvorschlag des<br />
Senates an das Konzil resultieren,<br />
stellen die Beschlussfähigkeit des<br />
Gremiums und der Grad der wirklichen<br />
Betroffenheit breiter universitärer<br />
Kreise weitere entscheidende<br />
Hürden da. Wie im Falle der<br />
Beschlussfassung zur Grundordung,<br />
dem wohl entscheidensten Papier an<br />
dieser Universität, zu sehen, ist die<br />
Teilnahme in keiner Weise selbstverständlich.<br />
Einige Mitglieder hielten<br />
es erst nach persönlichem A<strong>nr</strong>uf<br />
durch den Konzilsprädidenten für<br />
nötig, zur zweiten Sitzung zu erscheinen.<br />
Positiv zu erwähnen bleibt, dass ab<br />
dem Wintersemester 2003/2004 das<br />
Konzil aus 66 Mitgliedern bestehen<br />
wird, wobei 22 aus der Gruppe der<br />
Studierenden kommen werden.<br />
Neben dieser Verbesserung studentischer<br />
Beteiligung gibt es ebenfalls<br />
einige Kann-Bestimmungen, die bei<br />
einem demokratisch orientierten<br />
Rektor mehr studentische Partizipation<br />
ermöglichen.<br />
Zu hoffen bleibt, dass kein Professor<br />
im Rektorgewand der Versuchung<br />
der Macht erliegt!<br />
Der Autor<br />
Maik Walm ist<br />
Vorsitzender des Asta<br />
redaktion<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
7<br />
Juli 2003