heuler nr. 50 - niquan.com
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Aktuell<br />
Druck<br />
de muss schließen<br />
tenwerk in Finanznot. Die Essenausgabe<br />
zu erhöhen.<br />
mäßig zusammengenommen<br />
immerhin 14 Vollzeitstellen - „im<br />
Zuge von Rationalisierung und<br />
Effektivitätssteigerung unumgänglich<br />
sind.” Diese Aussage ist nicht nachvollziehbar.<br />
In einem Studentenwerk, das bundesweit<br />
das Schlusslicht im<br />
Betreuungsverhältnis zwischen Mitarbeitern<br />
und Studierenden bildet<br />
und das derzeit schon - gerade im<br />
Sozial- und Kulturbereich - personell<br />
unterbesetzt ist, wieder Menschen<br />
auf die Straße zu setzen, ist<br />
absurd. Und das Land schweigt<br />
oder wiegelt ab. Bereits ohne die<br />
Kürzungen belegt Mecklenburg-<br />
Vorpommern in punkto Studentenwerkszuschüsse<br />
den vorletzten Rang<br />
im Vergleich mit den anderen neuen<br />
Bundesländern. Doch an Einsicht<br />
mangelt es. Stattdessen reihenweise<br />
Dementi, die das Gespenst Zuschusskürzung<br />
als „nicht für die<br />
Öffentlichkeit bestimmter<br />
Referentenentwurf” betiteln. Eine<br />
eindeutige Falschaussage. Eine offizielle<br />
Aufforderung an die<br />
Studentenwerke, mit 800.000 Euro<br />
weniger zu haushalten, kann nicht<br />
mehr als bloßes Gedankenspiel dargestellt<br />
werden.<br />
Eines ist sicher: Sollten die anvisierten<br />
Kürzungen in vollem Umfang<br />
realisiert werden, können sowohl<br />
das Studentenwerk in Greifswald als<br />
auch unseres vor Ort ihren gesetzlichen<br />
Verpflichtungen - gerade was<br />
die soziale und kulturelle Betreuung<br />
betrifft - nicht mehr nachkommen.<br />
Der einzige für den kulturellen Bereich<br />
zuständige Arbeitsplatz wird<br />
gestrichen und die eine Kollegin, die<br />
für den gesamten Sozialbereich (Behinderten-,<br />
Psychotherapeutischeund<br />
Sozialberatung, Nothilfefond)<br />
zuständig ist, muss auch noch Stunden<br />
abgeben. Der Anfang vom<br />
Ende des Studentenwerkes. Denn<br />
während in anderen Bundesländern<br />
Kulturfestivals und Workshops organisiert,<br />
Studentenclubs unterstützt,<br />
Fotolabore, Büchereien, Theaterbühnen<br />
betrieben oder einfach nur<br />
Servicepakete für ausländische Studierende<br />
beziehungsweise Woh<strong>nr</strong>aum<br />
für Studierende mit Kind angeboten<br />
werden, sucht man derlei<br />
Angebote hier zu Lande vergeblich.<br />
Nach zahlreichen Vorgesprächen in<br />
den Ministerien reisten deshalb kürzlich<br />
Vertreter beider Studentenwerke<br />
nach Schwerin, um vor Vertreterinnen<br />
und Vertretern des Bildungsund<br />
Finanzausschusses auf die katastrophale<br />
Situation ihrer Ei<strong>nr</strong>ichtungen<br />
aufmerksam zu machen. Die<br />
Ausschussvorsitzenden Ilka Lochner<br />
Borst und Wolfgang Riemann (beide<br />
CDU) wollen demnach versuchen,<br />
die Abgeordneten für das Thema zu<br />
sensibilisieren, um die Streichnungen<br />
doch noch verhindern zu können.<br />
Genaueres kann erst Mitte September<br />
gesagt werden, wenn die erste<br />
Lesung des Haushaltes stattgefunden<br />
hat. Bis dahin gilt es zu verhandeln.<br />
Und um diese Verhandlungen nicht<br />
zu behindern, hat der Verwaltungsrat<br />
des Rostocker Studentenwerkes<br />
auf Druck der Studierenden einer<br />
Semesterbeitragserhöhung noch<br />
nicht zugestimmt. Man wolle das<br />
Land in seinen Kürzungsbestrebungen<br />
nicht auch noch unterstützen,<br />
indem in vorauseilendem<br />
Gehorsam Entscheidungen gefällt<br />
werden, so die überwiegende Meinung.<br />
Betrachtet man das in den letzten<br />
Jahren geleistete, sind die Kürzungen<br />
umso unverständlicher: Viele der<br />
Wohnheime wurden mit enormen<br />
Anstrengungen saniert und die Mensa<br />
in der Südstadt erreicht in Umfragen<br />
jährlich Spitzenplätze, was<br />
Service und Qualität betrifft. Was<br />
nützen millionenschwere Werbekampagnen<br />
der Universitäten, die<br />
Studierende anlocken sollen, wenn<br />
Essenausgaben geschlossen werden,<br />
die verbleibenden völlig überfüllt<br />
sind, es keinerlei kulturelle A<strong>nr</strong>eize<br />
mehr gibt, die soziale Betreuung nur<br />
noch mangelhaft ist und die<br />
Wohnheimmieten und Essenspreise<br />
weiter steigen Die Studierenden<br />
werden an andere Unis ausweichen,<br />
an denen nicht nur das Lehrangebot<br />
sondern auch das gesamte soziale<br />
Umfeld stimmt. Der Traum von einem<br />
Land, in das junge Menschen<br />
mit innovativen Ideen kommen um<br />
zu lernen und zu forschen, wird nach<br />
Umsetzung der Sparbeschlüsse wohl<br />
ein solcher bleiben.<br />
Der Autor<br />
Christopher Roll studiert Politikwissenschaft,<br />
Soziologie und Germanistik<br />
und ist stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender<br />
im Studentenwerk Rostock.<br />
redaktion<br />
@<br />
<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
9<br />
Juli 2003